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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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hohe Erträge eingehen, dann können Sie sich in zwei Jahren eine Insel kaufen. Möchten Sie mir beim Frühstück Gesellschaft leisten?«
    »Ich kann nicht. Budgetbesprechung. Mit wem spielen Sie Golf?«
    »Es ist eine Wohltätigkeitsveranstaltung, drüben beim Wynn— Hotel. Ich weiß nicht mal, wer in meinem Team ist.«
    »Tja, dann viel Spaß. Den haben Sie auch verdient.«
    Elder zwinkerte ihm zu. »Da haben Sie recht.«
     
    Nancy konnte sich nicht auf die Akte zu dem Bankraub konzentrieren. Sie blätterte eine Seite um, nur um festzustellen, dass sie nichts von den Informationen aufgenommen hatte und alles noch einmal lesen musste. Am späten Vormittag war eine Besprechung mit John Mueller geplant, und sie rechnete mit einer Art Briefing. Alle paar Minuten ging sie online und suchte nach neuen Artikeln über Will, doch es wurde überall nur die gleiche AP-Story wiedergekäut. Schließlich konnte sie einfach nicht mehr länger warten.
    Sue Sanchez sah Nancy über den Flur gehen und rief sie zu sich. Sue war einer der letzten Menschen, denen Nancy jetzt begegnen wollte, aber sie konnte nicht so tun, als hätte sie sie nicht bemerkt.
    Sue war extrem angespannt. Ihr linker Augenwinkel zuckte, und ihre Stimme bebte etwas. »Nancy«, sagte sie und kam ihr so nahe, dass es unangenehm wurde, »hat er versucht, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen?«
    Nancy überzeugte sich unauffällig davon, dass ihr Handtaschen-Reißverschluss geschlossen war. »Das haben Sie mich schon gestern Abend gefragt. Die Antwort lautet nach wie vor nein.«
    »Ich muss Sie das fragen. Er war Ihr Partner. Partner kommen sich manchmal ziemlich nahe.« Dieser Kommentar machte Nancy nervös, und Sue, die das bemerkte, begann abzuwiegeln. »Ich meine nicht auf diese Weise. Aber Sie wissen schon, man ist viel zusammen, freundet sich vielleicht an.«
    »Er hat weder angerufen noch eine Mail geschickt. Außerdem wüssten Sie schon längst davon, wenn er es getan hätte«, platzte Nancy heraus.
    »Ich habe niemandem die Erlaubnis erteilt, ihn oder Sie abzuhören!«, versicherte Sue. »Wenn er abgehört würde, wäre ich darüber informiert. Ich bin schließlich seine Vorgesetzte.«
    »Sue, ich weiß viel weniger als Sie von dieser Sache, aber würde es Sie an meiner Stelle wirklich erstaunen, wenn in diesem Fall inzwischen irgendwelche anderen Dienststellen sagen würden, wo’s langgeht?«
    Sue wirkte verletzt. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Nancy zuckte mit den Achseln, und Sue fasste sich wieder. »Wohin gehen Sie?«
    »Zur Drogerie. Brauchen Sie irgendwas?«, sagte Nancy und wandte sich in Richtung der Aufzüge.
    »Nein. Alles bestens.« Doch es klang nicht besonders überzeugend.
     
    Nancy lief fünf Blocks, ehe sie das Prepaid-Handy aus ihrer Handtasche holte. Sie schaute sich noch einmal nach eventuellen Beschattern um und gab dann die Ziffern ein.
    Er meldete sich beim zweiten Klingeln. »Joes Tacos.«
    »Klingt lecker«, sagte sie.
    »Schön, dass du anrufst.« Er klang todmüde. »Ich habe mich allmählich fast schon einsam gefühlt.«
    »Wo bist du?«
    »Irgendwo, wo es so flach wie auf einem Pooltisch ist.«
    »Geht’s ein bisschen genauer?«
    »Auf dem Schild da vorn steht Indiana.«
    »Du bist doch nicht die ganze Nacht durchgefahren, oder?«
    »Ich glaube schon.«
    »Du musst unbedingt schlafen, sonst schaffst du es nicht!«
    »Ja, mach ich.«
    »Wann?«
    »Ich halte gerade Ausschau nach einem Motel oder so. Hast du mit Laura geredet?«
    »Ich wollte erst feststellen, wie es dir geht.«
    »Sag ihr, dass es mir gutgeht. Sag ihr, sie soll sich keine Sorgen machen.«
    »Sie wird sich aber Sorgen machen. Und ich mache mir auch Sorgen.«
    »Was ist in der Dienststelle los?«
    »Sue sieht total fertig aus. Alle arbeiten hinter geschlossenen Türen.«
    »Ich habe die ganze Nacht lang Meldungen über mich im Radio gehört. Die ziehen diese Sache ganz groß auf.«
    »Wenn sie eine Ringfahndung nach dir eingeleitet haben, wie willst du dann an Shackleton drankommen?«
    »Ich nehme an, die Chance, ihn mit hochgelegten Füßen auf seiner Veranda anzutreffen, ist nicht allzu hoch.«
    »Was dann?«
    »Ich muss mich vermutlich auf meine Erfahrung und meinen Einfallsreichtum verlassen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass ich improvisieren muss.« Er verstummte, dann sagte er: »Weißt du, ich habe nachgedacht.«
    »Worüber?«
    »Über dich.«
    »Uns was hast du über mich gedacht?«
    Wieder schwieg er eine Zeitlang, und sie hörte einen

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