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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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folgendermaßen mit der Sache um.«
    »Bitte melden Sie es nicht der Polizei«, bettelte Mark. »Sonst verliere ich meinen Job.«
    »Würden Sie bitte den Mund halten und mir zuhören. Hier gibt’s nichts zu diskutieren. Ich rede, und Sie hören zu. Dass es so einseitig zugeht, haben Sie sich selbst zuzuschreiben.«
    Ein Flüstern: »Okay.«
    »Erstens. Sie haben für immer Hausverbot im Constellation . Wenn Sie noch einmal in dieses Casino kommen, werden Sie festgenommen und wegen Hausfriedensbruch angezeigt. Zweitens. Sie gehen mit den 8500 Dollar, mit denen Sie gekommen sind. Keinen Penny mehr, keinen weniger. Drittens. Sie haben mein Vertrauen und meine Freundschaft missbraucht, deshalb möchte ich, dass Sie auf der Stelle mein Büro und mein Casino verlassen.«
    Mark blinzelte ihn an.
    »Warum sind Sie noch hier?«
    »Sie rufen nicht die Polizei?«
    »Haben Sie mir nicht zugehört?«
    »Und Sie sorgen auch nicht dafür, dass ich in den anderen Casinos Hausverbot bekomme?«
    Flores schüttelte ungläubig den Kopf. »Wollen Sie mich auf Ideen bringen? Ich könnte mir allerhand Sachen einfallen lassen, glauben Sie mir, Sie zu einem orthopädischen Chirurgen schicken unter anderem. Hauen Sie ab, Peter Benedict.« Er spie die letzten Worte förmlich aus: »Sie sind eine Persona non grata.«
    Von seinem Penthouse aus sah Victor Kemp zu, wie sich der Mann mit den hängenden Schultern aus dem Sessel stemmte und zur Tür schlurfte, verfolgte dann auf anderen Bildschirmen, wie er in Begleitung von Wachmännern durchs Casino ging, wo er ein letztes Mal zum Planetarium aufblickte und das Sternbild Coma Berenices zu entdecken versuchte, dann die Lobby durchquerte, bis er draußen auf dem Parkplatz und unter dem echten Nachthimmel stand.
    Kemp füllte seinen Drink auf und sagte dann mit seinem klangvollen Tenor in dem riesigen, leeren Wohnzimmer: »Victor, du wirst nie auf einen grünen Zweig kommen, wenn du den Menschen traust.«
     
    Langsam fuhr Mark mit seiner Corvette durch den stockenden Verkehr am Strip. Noch drei Stunden bis Mitternacht. Die Stadt wurde allmählich belebter, weil die Leute zu ihrem abendlichen Entertainment-Programm aufbrachen. Er hielt sich in Richtung Süden, sah das Constellation im Rückspiegel, hatte aber kein bestimmtes Ziel. Er versuchte, nicht an das zu denken, was gerade passiert war. Er war rausgeworfen worden. Hatte Hausverbot. Das Constellation war sein zweites Zuhause, und jetzt konnte er nie wieder dorthin. Was hatte er nur getan?
    Er wollte nicht allein in seiner Wohnung herumhocken, er wollte an der Bar eines Casinos sitzen, sich durch das ausgelassene Treiben und das Klingeln und Klimpern der Geldautomaten ablenken lassen. Gott sei Dank hatte Flores die Sache nicht weitergegeben und sein Foto nicht an jedes Casino im Staat geschickt. Er hatte noch eine Chance bekommen, und so dachte er darüber nach, wohin er gehen sollte, während er mit dem Stop-and-go-Verkehr den Strip entlangkroch. Er könnte irgendwo etwas trinken gehen. Er könnte irgendwo Black Jack spielen. Aber er brauchte einen Laden mit der richtigen Atmosphäre. Sie musste zu seiner Stimmung und zu ihm selbst passen – einen Laden wie das Constellation , das eine intellektuelle Komponente hatte, auch wenn das meiste davon nur Fassade war.
    Er fuhr am Caesars vorbei, dann am Venetian , aber die waren zu künstlich und auf Disney getrimmt. Das Harrahs und das Flamingo ließen ihn ebenfalls kalt. Das Bellagio war zu schick. Es folgte das New York New York , bloß ein weiterer Themenpark. Am Strip fielen ihm nicht mehr allzu viele Casinos ein. Das MGM Grand wäre eine Möglichkeit. Er mochte es zwar nicht besonders, hatte aber auch nichts Besonderes dagegen einzuwenden. Beim Tropicana wäre er beinahe schon nach links auf den Parkplatz des MGM abgebogen. Doch dann sah er es und wusste sofort, dass das sein neuer Laden werden würde.
    Natürlich hatte er es schon früher gesehen, tausend Mal, immerhin war es ein Wahrzeichen von Las Vegas. Die Pyramide des Luxor mit ihren dreißig Stockwerken aus schwarzem Glas ragte über hundert Meter hoch in den Wüstenhimmel auf. Die Nachbildungen eines Obelisken und des großen Sphinx von Gizeh standen am Eingang, doch das eigentliche Erkennungszeichen befand sich auf der Spitze der Pyramide. Es war ein Scheinwerfer, dessen Lichtstrahl, senkrecht nach oben gerichtet, die Dunkelheit durchdrang, die hellste Lichtquelle auf dem Planeten, die 41 Gigacandela Leuchtkraft besaß, mehr als genug,

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