Die namenlose Schoene
Nathan allein sein.”
„Mit ihr und dem Kind ist alles in Ordnung?”
„Die Sanitäter haben sie untersucht und Rückfrage beim Arzt gehalten.
Sie bringen Gwen nicht ins Krankenhaus.”
Tucker strich sich durchs Haar. „Dann sollten wir von hier verschwinden.”
Emma betrachtete ihn zwar eingehend, stellte jedoch keine Fragen.
Dafür war er dankbar. Er konnte nicht über Chad sprechen. Nicht jetzt.
Vielleicht nie.
5. KAPITEL
Richter Martin Peabody saß am Freitagvormittag in seiner schwarzen Robe hinter einem massiven Schreibtisch und betrachtete zuerst Steffie, die sich in Hannahs Armen wand, und dann Sammy, den Jackson Caldwell hielt.
„Setzen Sie die beiden auf den Boden”, ordnete er an.
Emma holte tief Atem. Seit Tagen war sie wegen dieser Anhörung aufgeregt. Sie saß mit Tucker auf der einen Seite des Raums, Mary Brimswell, Hannah und Jackson zwischen ihnen. Auf Anweisung des Richters hatten die beiden Anwälte nach den einführenden Vorträgen im Hintergrund Platz ge nommen.
Sobald die Zwillinge auf dem teuren Perserteppich saßen, beruhigten sie sich und krabbelten so schnell wie möglich zu Emma. Sammy zog sich an ihren Hosenbeinen hoch und strahlte über seine Leistung. Steffie saß nur da und reckte die Ärmchen hoch.
Richter Peabody sah genau zu. „Sie fühlen sich zu Ihnen hingezogen.”
„Ja, Sir.” Emma hob Steffie auf den Schoß.
Der Richter wandte sich an Mary Brimswell. „Verstehe, was Sie meinten.
Miss Douglas mag die Kinder vergessen haben, die Kinder aber nicht sie.”
Tucker räusperte sich. „Wie schon Miss Travis aufzeigte, verbrachte Emma mit den Zwillingen in der Tagesstätte viel Zeit, auch als sie noch nicht wusste, dass sie die Tante der beiden ist.”
„Ich hörte, was Miss Travis sagte, Sheriff Malone, aber ich wollte es mit eigenen Augen sehen. Miss Douglas, sind Sie bereit, die Verantwortung für Ihre Nichte und Ihren Neffen zu übernehmen?”
„Ja, Sir.”
„Erklären Sie mir, Miss Douglas, wieso diese Kinder zu Ihnen gehören.”
Dies war einer der wichtigsten Momente in ihrem Leben. „Sie gehören zu mir, Euer Ehren, weil ich sie und meine Schwester von ganzem Herzen liebe. Als sie mir ihre Schwangerschaft gestand, machte ich mir keine Illusionen, was es heißt, für ein Kind zu sorgen. Ich hatte schon für sie die Verantwortung übernommen, bevor meine Mutter starb. Ich half Josie während der Wehen und war bei der Geburt von Sammy und Steffie dabei.”
Ganz natürlich streichelte sie Steffies Rücken.
„Ich liebe die beiden seit ihrer Geburt, als wären sie meine Kinder. Mit einem Kind wäre Josie vielleicht fertig geworden. Dann hätte ich mich etwas zurückgezogen. Aber mit den Zwillingen brauchte sie mich voll und ganz, um sie zu versorgen und ihnen Liebe zukommen zu lassen. Und ich liebe die beiden, Euer Ehren. Bis Josie zurückkehrt …” Sie stockte.
„Was ist, wenn Ihre Schwester nicht zurückkehrt, Miss Douglas?”
Emma sah den Richter an. „Ich glaube fest daran, dass ihr nichts zugestoßen ist. Ich glaube, dass sie zurückkommen wird. Aber ich werde den Zwillingen alles geben, was sie brauchen - so lange es nötig ist.”
Nachdem Richter Peabody in den Papieren auf seinem Schreibtisch geblättert hatte, wandte er sich erneut an Emma. „In kürzester Zeit hat Miss Brimswell etliche Leumundszeugnisse für Sie aufgetrieben. Von Tucker Malone, Dana McCormack, Gertrude Anderson, Cal Swenson, Gwenyth Crowe und auch von Hannah Caldwell. Für Mrs. Caldwell stellt das alles eine große Belastung dar, da sie laut Miss Brimswell sich selbst mit dem Gedanken trug, diese Kinder zu adoptieren.” Er nickte Hannah zu. „Daher bewundere ich Ihre Integrität in dieser Angelegenheit. Sie hätten das alles erschweren können.”
„Ich möchte das Beste für Sammy und Steffie”, erwiderte Hannah. „Und wenn ich sie mit Emma sehe, weiß ich, dass dies das Beste ist.”
Er nickte. „Nun gut, Miss Douglas, ich bin ein vorsichtiger Mann. Daher mache ich Folgendes. Ich übertrage Ihnen die Fürsorge für einen Zeitraum von drei Monaten beziehungsweise bis zur Rückkehr Ihrer Schwester. In diesem Zeitraum wird Miss Brimswell Sie gelegentlich besuchen. Falls Josie Douglas zurückkehrt oder nach Ablauf von neunzig Tagen werden Miss Brimswell und ich diesen Fall noch einmal aufrollen.” Er schloss die vor ihm liegende Akte. „Das ist es für heute. Wäre doch alles so einfach!”
Tränen der Erleichterung stiegen Emma in die Augen. Mit
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