Die namenlose Schoene
Hilfssheriff Ed Barnes wartete auf ihn und zeigte in die hintere Ecke. „Dort ist sie. Ich wollte einen Kaffee trinken und sah sie.”
Tucker entdeckte Emma an einem Tisch mit zwei Kindersitzen. Und Cal Swenson war bei ihr. Was wollte sie denn von dem Kerl?
Als er fluchte, betrachtete Ed ihn fragend. „Soll ich bleiben?”
Tucker kam sich albern vor. Er hatte praktisch eine Fahndung nach Emma angekurbelt, während sie bloß hier aß. „Nein”, erwiderte er gereizt.
Der Hilfssheriff sah ihn amüsiert an. „Ich sage am besten Bescheid, dass wir sie gefunden haben.”
„Ja”, murmelte Tucker, ging zu dem Tisch und wusste nicht, was er sagen sollte.
Emma und Cal lachten. Steffie hatte ein Pommes frites in Ketchup getaucht und bestrich sich damit das Gesicht. Sie sah aus, als hätte sie einen roten Schnurrbart. Zärtlich beugte Emma sich zu der Kleinen und wischte das Ketchup mit ihrer Serviette weg. Cal sah für Tuckers Geschmack viel zu begeistert zu.
Emma blickte überrascht hoch. „Tucker, was machst du denn hier?”
„Genau das wollte ich dich fragen. Ich war zu Hause. Es sieht aus, als hätten die Vandalen dort gewütet, und von dir und den Kindern gab es keine Spur.”
„Ich dachte, sie könnte mal Abwechslung brauchen”, erklärte Cal.
„Außerdem haben wir uns vie l zu erzählen.”
Es ärgerte Tucker, dass sich der Mann auch noch als Emmas Beschützer aufspielte. „Ich dachte schon, du hättest wieder das Gedächtnis verloren und würdest herumirren.”
„Tut mir Leid”, entschuldigte sie sich verlegen. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du tagsüber heimkommen könntest. Ich habe nicht mit dir gerechnet.”
Nein, natürlich nicht. Schließlich hatte er sie wie die Pest ge mieden, und er hatte kein Recht, sie wie ein eifersüchtiger Verehrer zur Rede zu stellen. Seit Emma in sein Leben getreten war, erkannte er sich selbst nicht wieder.
„Bist du heimgekommen, weil es Neuigkeiten über Josie gibt?” fragte sie hoffnungsvoll.
„Nein, bisher nicht. Das bedeutet wahrscheinlich, dass sie nicht gefunden werden will.”
Emma war sichtlich enttäuscht. „Wieso bist du dann heimgekommen?”
„Ich wollte sehen, ob mit dir alles in Ordnung ist”, gestand er.
„Wie Sie sehen, geht es ihr gut”, sagte Cal. „Wir unterhalten uns großartig, und ich bringe Emma auch sicher nach Hause.”
Emma runzelte über Cals geradezu feindseligen Ton die Stirn und wandte sich an Tucker. „Möchtest du dich zu uns setzen?”
Das kam gar nicht in Frage. Er wäre das fünfte Rad am Wagen gewesen. „Nein, danke. Ich habe mit der Suche schon genug Zeit verloren.
Hinterlasse bitte beim nächsten Mal eine Nachricht.”
Sie sah ihn ruhig an. „Das hätte ich auch getan, hätte ich angenommen, dass es dir wichtig ist.”
Das hatte er verdient. Es war besser, er stellte jetzt gleich vor Cal Swenson etwas klar. „Es ist mir wichtig, Emma. Du bist mir wichtig.”
Anders wäre es ihm allerdings lieber gewesen. „Jetzt muss ich weiter.
Wir sehen uns heute Abend.”
„Tatsächlich?” Offenbar dachte sie daran, dass sie ihn zwei Abende gar nicht gesehen hatte.
„Ja, ich komme zum Essen nach Hause.”
Mit Herzklopfen sah Emma ihm nach und fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte.
Cal gab Sammy noch ein Pommes frites von seinem Teller. „Was läuft zwischen dir und dem Sheriff?”
Emma wurde rot und griff nach dem Rest ihres Sandwichs. Sie wusste doch selbst nicht, was da lief. Wie sollte sie Cal also etwas erklären? „Er fühlt sich für mich verantwortlich. Seit ich überfallen wurde, wacht er über mich.”
„Ich hatte eher den Eindruck”, meinte Cal, „als würde es ihm nicht passen, dass ich hier mit dir sitze.”
„Ich glaube nicht, dass es mit dir zu tun hatte. Er machte sich nur Sorgen.”
„Emma, es hatte eindeutig mit mir zu tun. Er sieht in mir einen Rivalen.”
„Das ist lächerlich. Ich habe ihm gesagt, dass wir zwei nur Freunde sind.”
„Das heißt aber nicht, dass er dir glaubt. Außerdem könnte er annehmen, dass ich mir mehr als Freundschaft wünsche, selbst wenn du das nicht willst.”
„Wir sind aber doch nur Freunde, oder, Cal?”
„Als ich dich kennen lernte, wollte ich mehr. Dann wurde mir aber klar, dass ich nicht sesshaft sein möchte. Doch genau das brauchst du.”
Sie war damals zum selben Schluss gekommen. „Ich schätze deine Freundschaft, Cal.”
„Und ich die deine”, erwiderte er lächelnd. „Aber merke dir meine Worte, Emma.
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