Die namenlose Schoene
hatte sie ihm berichtet, wie die Anhörung ausgegangen war, und er hatte sich für sie gefreut und versprochen, auf die Farm aufzupassen.
Jetzt winkte sie ihn ins Haus.
„Ich freue mich, dass du hier bist. Du hast mir gefehlt.”
„Wie konnte ich dir fehlen, wenn du nicht einmal gewusst hast, dass es mich gibt?”
Sie versetzte ihm spielerisch einen Schlag auf den Arm. „Du weißt schon, was ich meine. Sammy und Steffie sind in der Küche. Ich habe heute Morgen Apfelmuffins gemacht. Möchtest du welche?”
Er öffnete den roten gefütterten Parka. „Ich wollte nicht nur nach dir sehen, sondern dich auch zum Mittagessen ausführen.”
„Mit Sammy und Steffie?”
„Sicher. Wir sorgen im Diner für ordentlich Betrieb.”
Sie sah auf die Uhr. Die Zeit war ihr davongelaufen. Es war schon fast Mittag. „Ich könnte ihr Essen aufwärmen und es mitnehmen. Vielleicht können wir sie mit Pommes frites beschäftigen. Ich brauche aber ungefähr eine Viertelstunde, um eine saubere Bluse anzuziehen und mich zu schminken.”
„Macht nichts. Ich spiele so lange mit den beiden. Lass dir ruhig Zeit.”
Als Emma vor dem niedrigen Gitter stand, mit dem sie die Küchentür gesichert hatte, schüttelte sie fassungslos den Kopf über die Unordnung.
Auf dem Tisch lag ein Stapel ungefalteter sauberer Wäsche, und die ganze Küche sah aus, als hätte ein Tornado hindurchgefegt. Zwei kleine Tornados! Doch am Nachmittag hatte sie noch genug Zeit zum Aufräumen, bevor Tucker heimkam.
Cal schob sie zur Treppe. „Vorwärts. Du sollst das alles für eine Weile vergessen.”
„Weißt du, was für ein guter Freund du bist?” fragte sie ernsthaft.
Er lächelte warmherzig. „Ich kann es mir vorstellen.”
Während Emma nach oben ging, dachte sie darüber nach, wie sehr sie Cal mochte. Trotzdem hatte er bei ihr keine Emp findungen ausgelöst wie Tucker. Bei ihm hatte sie nie Herzklopfen bekommen. Sie waren von Anfang an gute Freunde gewesen, und so würde es immer bleiben.
Tucker war klar, dass es für ihn ungewöhnlich war, mitten am Tag nach Hause zu kommen. Doch seit dem Montagabend hatte er Emma nicht wieder gesehen, und er wollte sich davon überzeugen, dass alles in Ordnung war.
Am Dienstag und am Mittwoch hatte er nur vom Büro aus angerufen, um zu sagen, dass er nicht zum Abendessen heimkam. Sie hatten sehr höflich miteinander gesprochen, doch dabei konnte man erfrieren. Es störte ihn, wie er auf sie und die Kinder reagierte. Er wurde einfach nicht damit fertig.
Emma war tüchtig, aber Zwillinge machten auch viel Arbeit. Er wollte sich davon überzeugen, dass Emma sich nicht zu viel zumutete. Notfalls wollte er ihr helfen.
Er schloss die Waffe im Handschuhfach des Streifenwagens ein und betrat das Haus durch die Vordertür anstatt durch die Garage. Zu seiner Überraschung brauchte er seinen Schlüssel. Noch mehr überraschte es ihn, dass im Haus nichts zu hören war. Spielzeug lag im Wohnzimmer auf dem Boden, aber die Treppe war nicht durch ein Gitter gesichert. Dann entdeckte er das Gitter am Durchgang zur Küche … und den Zustand der Küche. Er stieg über das Gitter und stolperte beinahe über einen Lastwagen aus Plastik. Fluchend betrachtete er die saubere Wäsche auf dem Tisch und rief nach Emma.
Sie antwortete nicht. Auf der anderen Seite der Küche stieg er über ein zweites Gitter und sah in der Waschküche nach. Auch da war sie nicht. Er warf einen Blick in die Garage, doch der Pick-up stand noch da.
Besorgt ging er nach oben und rief nach Emma. In den Schlafzimmern war keine Spur von ihr und den Kindern zu finden.
Er zwang sich zur Ruhe und rief Gertie in der Kinderkrippe an, doch sie wusste nichts von Emma. Nun schon sehr besorgt, erkundigte Tucker sich bei Gwen Crowe und Dana McCormack. Auch die beiden hatten keine Ahnung, wo Emma sein könnte.
Panik stieg in ihm hoch, als er wieder zum Telefon griff. Womöglich hatte Emma erneut das Gedächt nis verloren und wusste nicht, wer und wo sie war. Vielleicht irrte sie mit den Kindern herum.
Er war der Sheriff vom Cedar County und hatte ein ganzes Büro zu seiner Verfügung. Er würde Emma schon finden - und zwar bald.
6. KAPITEL
Tucker suchte eine halbe Stunde später auf den Straßen von Storkville nach einer rothaarigen Frau mit Zwillingen, als er eine Meldung erhielt.
Einer der Hilfssheriffs hatte sie in Vern’s Diner entdeckt.
Vern’s Diner? Was machte sie dort mit den Kindern?
In Rekordzeit erreichte er den Diner und trat ein.
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