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Die Namenlose

Die Namenlose

Titel: Die Namenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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groß ist die Gefahr, daß du dein Wissen weitergibst. Ob aus freien Stücken oder gegen deinen Willen, lasse ich dahingestellt.«
    »Du sprachst von der Schwarzen Mutter als der schlimmsten Feindin Zaems«, sagte Gudun. »Sosona tat es auch. Was macht sie dazu?«
    »Ich kenne das Verhältnis nicht, in dem Zaem zu ihr steht«, erwiderte Burra. »Aber die Namenlose, die sich in Ptaath als Meermutter huldigen läßt, trachtet danach, sich Zaems Namen und Regenbogenfarben zu holen. Sie will Macht als Zaubermutter erlangen, und daran muß sie mit allen Mitteln gehindert werden. Finsternis und Verderben würden über Vanga hereinbrechen.«
    Mythor hatte das Gefühl, daß Burra längst nicht alles preisgab, was sie wußte. Obwohl es zu verhindern galt, daß Zaem vor ihm am Hexenstern anlangte, mußte gleichzeitig vermieden werden, daß jemand wie die Meermutter sich ihre Stärke und ihren Einfluß zunutze machte. Insofern konnte er der Amazone vorbehaltslos beipflichten.
    Aber nicht allein das war es, was seine Gedanken sich förmlich überschlagen ließ. Denn Burra hatte von dem Rysha-Horn gesprochen, und er kannte diesen Begriff. Viele schienen zu glauben, daß magische Instrumente wie das Horn längst der Legende angehörten, doch besaß Zaem einige von ihnen, in denen Tod und Verderben bringende Geräusche aus der Schattenzone eingefangen waren.
    Ohne von Tritonen oder Okeara-lör behelligt zu werden, erreichten sie nach einer Weile das Versteck der Rebellen. Die Zeit indes reicht nur für wenige spärliche Worte des Dankes. Beide Amazonen waren sich einig in der Auffassung, man müsse so schnell wie möglich nach Ngore gelangen.
    Learges zeigte sich zwar erschrocken ob dieses Ansinnens, keineswegs jedoch abweisend.
    »Ich lag einmal im Schlick vor der Felseninsel und mußte hilflos zusehen, wie meine Gefährten in den Tod gingen«, sagte er. »Wer euch aus eigenen Stücken begleiten will, soll dies tun - ich fühle mich zu schwach dazu. Meine Wunden wollen nicht heilen, selbst der Zauber der Hexe versagt. Ich fühle Schmerzen, als wüte schon der Brand in meinen Gliedern. Aber ich werde in der Nähe des Tempels verweilen und beobachten, was geschieht, bis ihr zurückkehrt.«
    Gudun verzog die Mundwinkel zu einem verächtlichen Grinsen.
    »Wir waren ebenfalls auf Ngore«, ließ sie den Okeazar wissen. »Und wie du siehst, kamen wir heil zurück. Wann also hattest du dein schreckliches Erlebnis?«
    Sie fanden schnell heraus, daß dies kurz nach der Landung des Regenbogenballons gewesen sein mußte.
    »Du kamst wirklich von Süden her?« fragte Burra hastig. »Dann werden wir denselben Weg nehmen.«
    Weil sie wußte, wie die Zaemora zu erreichen war, erhob Gudun Einwände. Aber Learges warnte davor, daß sie nördlich der Insel auf Okeazar treffen könnten.
    Nachdem die drei Menschen neue luftgefüllte Schwimmblasen erhalten und sich mit einem kurzen Mahl gestärkt hatten, brachen sie auf. Vier Tritonen begleiteten sie und zogen den schwimmenden Pferch. Längst war die Nacht hereingebrochen, von Ptaath sah man nicht viel. Nur hin und wieder geisterten Schwärme winziger Leuchtfische durch die Ruinen, an denen man vorbeikam, und ließen so verschwommen deren Umrisse erkennen.
*
    Die Strömung versiegte in dem Augenblick, als mehrere Okeara-lör die Galerie verließen und hinter dem Opferstein in den Graben eintauchten. Irgend etwas schien geschehen zu sein, das keinesfalls im Sinn der Meermutter war. Aber diese düstere Gestalt stand noch immer wie angewurzelt.
    Die Qualle, in dem Gorma und Sosona, Gerrek, Scida und Kalisse gefangen waren, verharrte regungslos. Das Pulsieren ihrer Organe war nahezu erstorben, nur einige der langen Nesselfäden bewegten sich träge.
    »Was mag das zu bedeuten haben?« fragte Scida nach einer ganzen Weile des Schweigens.
    Gorma zuckte die Schultern. Beinahe spielerisch ließ sie die Klinge ihres Seelenschwerts zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hindurchgleiten.
    »Eine Entscheidung muß gefällt werden«, sagte sie schließlich.
    »Aber nicht von uns hat der Anstoß dazu auszugehen«, meinte Sosona.
    »Diese merkwürdige Ruhe ist wie das Schweigen des Windes, bevor ein verheerender Sturm losbricht«, ließ Gerrek vernehmen. »Mag sein, daß Burra Schuld daran hat.«
    »Dann sind wir verpflichtet, ihr beizustehen.« Heftig stieß Gorma ihr Schwert in die Scheide zurück.
    Ein Zittern durchlief die Qualle. Kaum merklich zog sie sich zusammen und stieg in die Höhe. Nur einen

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