Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
sein. – »Meinen Sie damit … nein, das sind doch die … Clubs, in denen die Menschen einfach … so … Geschlechtsverkehr haben?«
»Ja, genau die. Und es gibt Hinweise, dass einer der Männer, mit denen die Stein verkehrte, auf sie fixiert war und sie bedroht hat. Wir gehen derzeit dieser Spur nach und werden die Leute in den Clubs befragen, es gibt ja nur …«
»Sie befragen die Leute in den Clubs?«
»Ja, natürlich.«
Seltsam seine Frage. Das gehörte doch zur Arbeit. Waren ihm solche Clubs genauso peinlich wie ihr selbst?
»Ja, natürlich. – Und sonst gibt es keine Spur?«
»Nein, keine.«
Irgendetwas schien Gottl zu bewegen. Doch er rückte nicht mit der Sprache heraus. Immerhin war durch sein Verhalten geklärt, dass es keine politische Intervention gab, denn da würde er mehr auf den Tisch hauen. Doch was war es dann?
»Behandeln Sie die Sache bitte diskret« – sogar ein Bitte kam heute!!! – »Die Presse muss von Frau Steins Privatleben nicht alles erfahren.«
Also doch, Gottl hatte einmal ein Verhältnis mit der Stein gehabt. Unwillkürlich bekam Maria den starren Blick. Gottl – der Typus des sabbernden Grapschers, gesegnet mit einem unsäglichen Geschmack, der seine Krönung in einem widerlichen Rasierwasser fand – und die Stein!? Marias Fantasie stieß an ihre Grenzen.
»Wir werden die Sache sehr diskret behandeln. Mit Ihrer Rückendeckung würde uns das natürlich noch besser gelingen.«
»Sie können sich auf mich verlassen, liebe Frau Kouba. Halten Sie mich nur weiter auf dem Laufenden über Ihre Schritte.«
Maria war fasziniert. Warum sprach er so etwas an? Das war doch ohnehin klar.
»Ja, natürlich.«
»Fein.«
Irgendetwas beschäftigte ihn noch. Doch er konnte sich offensichtlich nicht überwinden.
»Ich danke Ihnen.«
Maria starrte ihn an. Merkte Gottl nicht selbst, wie eigenartig er war? Nun gut, ihr sollte es recht sein. Kein Ärger heute, gerettetes Mittagessen. Phillip würde ob der Schilderung dieser Szene einen Lachkrampf bekommen.
Phillip lachte nicht. Vielmehr stopfte er seine Käsekrainer mit der Nebenbei-Gier eines Voyeurs in sich hinein.
»Der Gottl ist doch verheiratet?! So ein mieses Schwein.«
»Also, Phillip, jetzt seien Sie nicht gerechter als der Papst. Sie sind doch der Erste, der seine Frau betrügt.«
»Da kennen Sie mich schlecht. So etwas gibt es nicht für mich.«
»Und das soll ich Ihnen glauben? Sie, der schon mit zwei Frauen gleichzeitig …«
»Das ist etwas anderes. Wir waren alle drei Singles. Aber in einer Beziehung … njet.«
Maria wusste mit dem eben Gesagten nicht umzugehen. Also stopfte sie konzentriert den Pappteller in den Abfalleimer. Je länger sie mit Phillip zu tun hatte, umso kryptischer wurde er für sie. Zu einem Macho passte Monogamie nicht. Aber wahrscheinlich war das alles nur Gerede.
»Außerdem vermute ich das ja nur. Wahrscheinlich stimmt es gar nicht. Wie soll denn der Gottl mit der Stein zusammengekommen sein. Allerdings …«
»… allerdings ist dann sein Benehmen erst recht eigenartig.«
»Naja, wenn es etwas gibt, besser, gegeben hat, dann werden wir es schon herausfinden.«
»Hallo, Chief« – Maria drehte sich zum Besitzer der Würstelbude um, der sich umsah und betont leise sprach –, »kummen S’ her.«
»Was gibt’s?«
»Also, Frau Kommissar, i hob da a bissel mitghört.«
»Das tun S’ ja immer.«
»Ja, eh … macht Ihna ja nichts, oder?«
»Nein, ich weiß, Sie sind verschwiegen … wie war das noch mal? … ach ja, wie ein Beichtvater.«
Der Besitzer grinste geschmeichelt. Maria war mit ihm in Kontakt gekommen, als sie einmal mit einem alten Schulfreund, nach dem Klassentreffen, mitten in der Nacht bei der Bude gelandet war und herumgeschmust hatte. Doch der Besitzer mit dem schönen wienerischen Namen Franz kannte sie, weil sie auch immer mit Karl nächtliche Imbisse einnahm. Damals hatte er sie seiner immerwährenden und für alle Kunden gültigen Diskretion versichert.
»Eh kloar.«
»Also, Franz, was gibt es?«
»Naja, i kenn di Stein a, von der Sie reden.«
»Sie?«
»Ja, weil i, wia soll i sagn, naja, i geh a in solche Clubs.«
Maria war fassungslos. Das Ganze nahm ja ungeahnte Ausmaße an. Wer alles ging noch in solche Clubs? Anscheinend ganz Wien. Und die Stein hatte sich mit so einem Mann? – mit Franz? – eingelassen? Maria besah sich ihn näher. Gut, er hatte eine gute Figur. Sogar eine sehr animierende. Seltsam, dass ihr das noch nie
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