Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
danach seine Zigarette. Pflichtschuldigst bot ihr Phillip eine an. Auch Maria bediente sich.
»Heißt das, den anderen macht es keinen Spaß?«
»Bledsinn, natürlich, sunst tätn’s ja net herkuma.«
»Ja, und warum war es dann bei ihr etwas anderes?«
»Na, die Babsi … die … wie soll i sagn? Na, die war holt andars. Die andern kumman oft her, weil sa’s nimma aushaltn. Wahrscheinlich is daham net leiwand und sie brauchn wida amol an leiwanden act. Aber di Babsi, di hat kan Notstand ghabt. I glaub, di war süchtig donoch. Es hat ihr anfach an Spaß gmacht. Di hat’s oft mit dreie, viere a aufgnumma. Hat net gnua kriagn kenan. Und auf des fahrn natürlich die Mona ob. A die Weibsn. Manche haben sogar imma nach ihr gfragt.«
Maria bemerkte, dass Phillip dem Monolog genauso fassungslos gelauscht hatte wie sie selbst – wenn wahrscheinlich auch aus einem anderen Grund. Er zog intensivst und mit leuchtenden Augen an seiner Zigarette.
»Irre.«
Er nuckelte gedankenverloren und lächelnd weiter.
»Waaahnsinn! – Na, derf des wahr sein?«
Die beiden Frauen sahen ihn und dann einander an. Übereinstimmendes Urteil: Männer!
»Sehen Sie, Gabi, und das ist auch der Grund für unseren Besuch. Denn man hat uns gesagt, da hätte es einen Mann gegeben, der, sagen wir, fixiert auf Frau Stein war. Sie verfolgt hat, sogar bedroht.«
»Na, des wüsst i jetzt net, wer des sein sollt.«
Gabi nahm einen tiefen Zug, lachte auf und bekam einen Hustenanfall.
»Na, wissen S’, des war eher umgekehrt. Di Mannsbilder hätten alles für die Babsi gmacht. Und weil alle so auf sie gstandn san, und jeder aufpasst hat, hätt sich a kaner traut, irgendan Schas zmachn.«
»Ja, im Club. Aber außerhalb?«
»Na, des hätt’s uns dazählt. Und den hätt ma dann schon zur Räson bracht.«
»Er soll irgendwas mit P geheißen haben.«
»Wir kenan do net die Namen!«
»Nein, der Vorname soll mit P begonnen haben.«
»Ja, des is schwer. Erstens gibt’s viele mit P, und zweitens geben vül Leit net ihren richtigen Namen an. Wenn Se wüssten, wie viel Peter wir do haben. Und seit neuchesten is Phillip ganz modern.«
Maria schenkte Phillip über die Zigarette hinweg einen süffisanten Blick. Er zuckte kaum merklich mit den Augenbrauen und wandte sich wieder Gabi zu.
»Und glauben Sie, dass vielleicht einer der Stammgäste was weiß?«
»Na. Oba i kann ja fragen.«
Maria trat die Zigarette aus.
»Das wäre nett. Aber wir würden sie auch ganz gerne selber befragen. Wann ist denn dafür der beste Zeitpunkt?«
Gabi wand sich. Das sah Maria sogar durch die schwarze Sonnenbrille.
»Naja, da Sonntag. Aber wenn’s so liab san und sich dabei ausziagn. Sie versauen ma sunst die ganze Stimmung. Und des war dem Chef gar net recht. Und i hab’s erst seit zwa Monat gschafft, dass die Rechnung stimmt. I kann ma nix leistn, verstengan S’ mi?«
Maria bekam Mitleid. Also das war es. Gabi hatte Angst, hinausgeworfen zu werden.
»Keine Angst, wenn es notwendig sein sollte, die Leute zu befragen, werden wir ganz diskret vorgehen. Bis dahin bleiben wir in Verbindung. Arbeiten Sie jeden Tag im Club?«
»Ja, in der Frühschicht. Di geht bis uma achte.«
»Gut, das wär’s fürs Erste. Danke. Und wir hören voneinander.«
Maria schüttelte Gabi die Hand. Phillip übernahm und – gab der Clubdame einen Handkuss! Er blieb über sie gebeugt und sah dabei Gabi tief in die Augen.
»Mischen Sie eigentlich auch mit?«
»Na, des dürf ma net.«
»Schade, sonst hätt ich gleich heut Abend mit der Befragung begonnen.«
»Naja, Sie kenan ja amal kuma und zagn, was habn. Vielleicht geb i Ihna dann mei Privatnummer.«
Phillip drehte sich mit einem Lächeln um und ging. Maria lächelte ebenfalls, jedoch gezwungen, und wandte sich mit einem kurzen Kopfnicken zum Gehen. So eine Frechheit! Er war heute Abend mit ihr verabredet, baggerte sie den ganzen Tag schon an und machte nun dieser Schnepfe ein offensichtliches Angebot. Hatte er denn überhaupt keinen Genierer? Maria knallte wütend die Autotür zu.
Feinnervig und sinnlich spielten Phillips Hände mit dem Lenkrad. Maria musste immer wieder hinsehen, ob sie es wollte oder nicht. Nervös nahm sie eine Zigarette aus der Packung, nur um festzustellen, dass sie schon eine brennende in der Hand hatte. Doch Phillip bemerkte diese Peinlichkeit Gott sei Dank nicht, denn er lächelte versonnen vor sich hin. Maria hätte ihn am liebsten geschlagen, denn sie wusste ganz genau, woran er dachte. Und
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