Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
unter welchem Stern man geboren war. Sie selbst war schon oft genug angeeckt. Vielleicht sollte sie sich an der Stein ein Vorbild nehmen. Vielleicht würde ihr das Leben dann ein wenig leichter von der Hand gehen.
»Chef, wann peilen wir den ›Big Dream‹ an?«
»Bei Gelegenheit. Bald. Jetzt kommt Hund, dann kommt Dornhelm. – Und dann kommt Schlaf.«
»Nein.«
Maria sah ihn überrascht und leicht verärgert an. Was hatte sie übersehen? Sie mochte es nicht, wenn ein Untergebener sie korrigieren konnte.
»Was heißt ›Nein‹?«
»Dazwischen kommt noch ein Cordon bleu.«
Er hatte es also nicht vergessen. Nur – sie war sich in der Zwischenzeit nicht mehr so sicher, ob es richtig war, mit Phillip auszugehen. Gut, sie mussten einander kennen lernen. Aber irgendwie war das Flirtmoment in ihrer Beziehung zu heftig geworden. Ein Untergebener musste ein Untergebener bleiben.
»Und nachher könnten wir gleich die Trixi im ›Big Dream‹ besuchen.«
Das Statement klang eher danach, als würde Phillip in so einem Club seinen Spaß suchen. Maria ärgerte sich.
»Die besuchen wir lieber morgen. Ich habe für heute bald genug.«
»Aber in der Nacht ist am meisten los. Vielleicht ist sogar Mister Patrick dort.«
»Der wird sich sicher nicht so schnell in einem Club sehen lassen. Würden Sie, wenn Sie ein Mörder wären, dort hingehen?«
»Sicher sogar.«
»Ach ja.«
»Na klar. Ich würd mir doch nichts anmerken lassen.«
»Sie sind auf der falschen Seite.«
Phillip lachte in sich hinein und zog schlürfend an der Cola.
»Warum sind Sie eigentlich zur Polizei gegangen?«
»Es war okay.«
»Sie sind zur Polizei gegangen, weil Sie sonst auf der falschen Seite gelandet wären.«
Maria wunderte sich über ihr Vorpreschen. Wahrscheinlich war daran das Achtel bei Franz schuld. Sie vertrug einfach keinen Alkohol. Phillip versteinerte beinahe unmerklich.
»Reden Sie nicht von Dingen, von denen Sie keine Ahnung haben.«
Also, dieser Ton – Maria war versucht, Phillip zurechtzuweisen.
»Lassen wir das. Wir sind da.«
»Höchste Zeit. Sonst hätten Sie noch mehr Dinge gesagt, von denen Sie keine Ahnung haben. Und … warum sind überhaupt Sie zur Polizei gegangen?«
Maria konnte ihm die Antwort schuldig bleiben, denn ein Hund öffnete die Autotür. Wie hatte er das bloß gemacht?
»Gigolo ist immer so stürmisch. Entschuldigen Sie bitte. Ich bin die Leiterin des Hauses, Regina Fausthammer. Darf ich bitten?«
Maria sah einer großen alten Dame ins Gesicht, die ihr freudig eine Hand entgegenstreckte. Sie war verwirrt. Denn eigentlich hatte Maria Gundula Stamm erwartet. Doch die bekannte TV-Moderatorin der Fernseh-Tierecke war anscheinend nur ein Aushängeschild.
»Ich bin so froh, dass Sie sich für einen unserer Schützlinge interessieren. Jetzt war wieder Urlaubszeit. Wir sind wieder völlig überfüllt. Finden Sie nicht auch: Wie kann man nur so ein armes, unschuldiges Tier aussetzen?«
»Liebe Frau Fausthammer, ich bin Kommissarin Kouba, das ist mein Kollege Roth, und wir sind …«
»Ah, Sie sind wegen Adonis hier? Mein Gott, der Arme. Hat sein Frauchen verloren und landet bei uns. Hoffentlich hat er bald einen neuen Besitzer. Er ist so ein Gescheiter. Und so ein Lieber.«
»Ja, wir wollten uns nur einmal erkundigen, wie es ihm geht. Und ob schon geklärt ist, wem er zugesprochen wird. Hat man sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
»Nein, hat man leider nicht. Gibt es keinen Ehemann? War Frau …«
»Stein, nein, sie war nicht verheiratet. Aber eine Nachbarin, Frau … Klug« – Maria konnte nicht umhin, Phillip einen Seitenblick zu schenken –, »hat sich immer um den Hund gekümmert.«
»Das ist schön. – Nur … darf ich fragen … wie alt ist Frau Klug?«
»Sie ist eine ältere Dame.«
»Oh.«
»Ja, aber sie hat sich bisher glänzend um Adonis gekümmert.«
»Ja, aber Adonis ist ein Windhund.«
Phillip schenkte nun seinerseits Maria einen Seitenblick der Marke: Was habe ich gesagt?!?! Zu alt. Der Hund braucht jemanden, der noch lebt.
»Bisher war das auch kein Problem.«
»Aber es könnte eines werden. Entschuldigen Sie, wenn ich gleich so abweisend reagiere. Aber wir erleben oft genug, dass sich jemand einen Hund nimmt, der nicht zu ihm passt.«
»Liebe Frau Fausthammer, Sie übersehen dabei, dass der Hund bislang gut bei Frau Klug aufgehoben war.«
»Bislang.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich mich einmische. Aber welche Möglichkeiten gibt es sonst? Ich meine, wo
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