Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
das halb volle Achtelglas in die Hand.
»Ich bin der Phillip.«
»Und i da Franz.«
Sie stießen an und tranken. Dann beugte sich Franz aus der Bude und zog Maria zu sich. Ein dicker Kuss auf den Mund. Er fasste Phillip her und drückte ihm ebenfalls, wie man in Wien so schön sagt, einen Schmatz auf den Mund. Dann sah er die beiden herausfordernd an.
»Na … ihr zwa seids jo a no net per du. Was is? Ihr orbeitets jo do miteinanda.«
Maria wurde sich ihrer Position als Chefin bewusst. Sie musste die Situation in den Griff bekommen. Also beugte sie sich zu Phillip und gab ihm auf die Wangen jeweils ein Busserl. Franz setzte schon zu einer Anfeuerung an, musterte die beiden aber noch einmal und besann sich dann – mit einer wissenden Mimik – eines Besseren; was Maria ärgerte. Alle dachten anscheinend, dass da etwas zwischen Phillip und ihr lief. Zuerst Gerry und jetzt Franz. Wenn die wüssten!
»Okay. So weit, so gut. Also … Franz. Ich hab da noch eine Frage.«
»Ka Problem … Maria, na, i werd di Mizzi nenna, wenn’s da nichts ausmacht. Mei Schwesta haast a aso.«
»Nein, kein Problem.«
Natürlich ärgerte sich Maria. Sie hasste diesen Spitznamen seit ihrer Schulzeit. Er erinnerte sie so an ein Wäschermädel des vorigen Jahrhunderts. Und mit diesem Bild konnte sie sich nicht identifizieren. Naja, immerhin war es besser als Miarl. Durch die Augenwinkel sah sie, dass Phillip kaum sein Grinsen unterdrücken konnte. Sie spürte es förmlich körperlich, dass sie ihren Namen noch nicht zum letzten Mal verteidigen musste.
»Also, Franz. Wir haben gehört, dass es einen Mann gab, in den Clubs, der die Stein besonders … verehrte, oder begehrte, wie man es halt sieht. Und sie belästigt haben soll.«
»Na, davon waß i nix.«
Naja, es wäre doch zu schön gewesen. Wie es aussah, mussten sie anscheinend doch alle Clubs abklappern.
»Oda, wart, ja, do wor do ana. Da Patrick.«
Maria sah zu Phillip, der sie seinerseits mit einem beglückten Lächeln ansah. Der Vorname mit P!
»Wirklich?! Was weißt du über den?«
»Naja, net wirkli vül. Außer, dass er amoal hamlich Fotos gschossn hat. Des hot er oba nua amal gmacht. Des hama erm austribn.«
»Was für Fotos?«
»Na, net amoal Pornos. Des hätt i jo nu verstandn. Na, der hat die Babsi, wia sogt ma, porträtiert. Wollt si die Bülda in seina Wohnung aufhänga. Den hat’s echt ghabt.«
Triumphierend wechselten Maria und Phillip einen Blick. Phillip schickte ihr auch einen Gesichtsausdruck, der so viel wie ›Bin überrascht, aber hat sich ausgezahlt. Kompliment zu solchen Freunden‹ hieß.
»He, Franz, du hilfst uns irrsinnig. Wirklich. Wie ist das dann weitergegangen?«
»No, der is holt weita angstiegn. Oba wia hobn aufpasst, dass er si net deppart aufführt.«
»Und was weißt du über ihn?«
»I hob ja scho gsagt, net vül. Aber wartets, des war irgendso a Industrieller. A Chef. Hat drei Sekretärinnen ghabt. Was eh net, warum der in an Club hat gehen miassn.«
»Und wie hat er ausgeschaut?«
»Kla, dick, Glatzn. Wia man si an solchanan halt so vurstellt. Genauaso.«
»Und das ist alles? Nicht, welche Branche?«
»Na, die Bransche waß i net. Oba Geld hat er gnua ghobt. Hat imma an Schampanja trunkn. Und hat olle eingladn. – Oba vielleicht fragst die Trixi. Des is di Kellnerin im Club.«
»Und welcher Club ist das?«
»A, des hab i no net gsagt. Des is da ›Big Dream‹ in da Kandlgassn, im Siebenten drüben.«
»Franz, du bist ein Wahnsinn. Du hast uns irrsinnig geholfen.«
»Für so liabe Kundinnen, wia du ane bist, tua i ollas. Sog. Gehst du a in Clubs? Vielleicht gemma amoal gemeinsam?«
»Da reden wir noch einmal drüber.«
»Ollas kloar.«
»Okay. Wie viel kriegst du?«
»Seids einglodn. Hauptsache, ihr findts des Schwein, das die Babsi hamdraht hot.«
Wieder einmal Stau. Sie waren unterwegs zum Khleselplatz. Nervös kiefelte Phillip am Strohhalm herum, der in der Dose Cola steckte, die er sich bei Franz noch gekauft hatte.
»Also langsam geht mir das alles auf die Eier. Das gibt’s doch nicht, dass ein Mensch so … so … so überhaupt keine Feinde hat. Okay, der kleine Dicke aus dem Club. Aber alle anderen. Ich mein, die Alte hat sich einfach genommen, was sie wollte, hat ein bisschen gelächelt, und keiner war ihr böse.«
Die gleichen Gedanken gingen Maria auch durch den Kopf. Bis jetzt nur positive Rückmeldungen. Manche Menschen waren wirklich Kinder der Sonne. Es schien doch wichtig zu sein,
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