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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
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aufgefallen war. Seine Hände hatten eine gewisse Zartheit. Auch das wunderte Maria. Sie stellte fest, dass sie in Gedanken mit wulstigen, dicken Pranken gerechnet hatte. Eindeutig ein Vorurteil. Auch das Grinsen war nett. Wenn sie es sich eigentlich recht überlegte, so schien es ihr nicht mehr so unwahrscheinlich, mit Franz ein Verhältnis zu haben. Maria ertappte sich dabei, die Vorurteile gehabt zu haben, weil Franz Würstelbuden-Besitzer war. Die Profession sagte jedoch noch allemal nichts über die Qualität eines Liebhabers aus.
    »San S’ jetzt schockiert? Des tut ma Lad. I hab glaubt, dass Ihna nichts fremd ist.«
    »Ist es mir auch nicht. Und ich bin nicht schockiert. Jedenfalls nicht so. – Egal. Und was wissen Sie über die Stein?«
    »Naja, i hab’s in dem Club im Achten kennan glernt. Weil i wohn dort in der Näh.« – Also auch in ihrer Nähe – »Na, und wia soll i sagn, di war a Kaliber. Bei der is man scho heiß wurdn, wenn man sie nur angschaut hat. Di hat so was ghabt …«
    »Hören Sie, Franz, mich interessieren zwei Sachen. Erstens: Wann haben Sie das letzte Mal die Stein gesehen?«
    »Ungefähr vur ana Wochn.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, und wir haben an unglaublich leiwanden act ghabt.«
    »Sie und die Stein?«
    »Und a paar andere. Die Babsi hat’s nur ganz selten mit an allani gmacht.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, und eigentlich sollt sie jo a gestern kuma. Und jetzt her i Ihna zua, und her, dass die Babsi nimma …«
    Franz kämpfte mit den Tränen.
    »Haben Sie sie gern gehabt?«
    »Naja, wenn ma si so guat kennt. Sie wor a guats Madel. Liab. Echt liab.«
    Maria war gerührt und zugleich irritiert. Anscheinend waren alle Menschen von der Stein begeistert gewesen. Sie fühlte so etwas wie Neid in sich aufsteigen. Diese Frau hatte sich alles geleistet, was sozusagen anständige Menschen nicht tun würden. Sie war egoistisch ihrer Karriere gefolgt – das nahm Maria zumindest an –, und sie hatte sich nicht um gesellschaftliche Konventionen gekümmert. Sie hatte quasi nach dem Motto ›Friss Vogel, oder stirb!‹ gelebt. Und niemand hatte ihr das krumm genommen. Maria war verärgert. Irgendetwas machte sie selbst anscheinend falsch. Aber nicht mehr lange, das schwor sie sich in dieser Sekunde.
    »Wollten Sie nie mehr von der Stein? – Ich meine, haben Sie nie versucht, sie auch privat zu treffen, wenn Sie sie so lieb gefunden haben?«
    »Na, sicher net. Di war net mei Kragenweite. Was hättn so a Weib wia di mit so an Typen wia mia anfongan solln?«
    »Sie meinen damit, dass Sie … nicht ihre Klasse hatten?«
    »Ja, so ungefähr. I hätt ja gar net gwusst, was i mit ihr hätt redn solln.«
    »Ja, aber warum hat sie dann mit Ihnen … geschlafen?«
    »Weil i, glaub i, ganz guat bin. Und des is ja a des leiwande an solchen Clubs. Du kummst an Weiber ani, di du sunst nia kriagst. Weil’s wurscht is. Wichtig is der Spaß. Und di Chemie, wia ma sogt.«
    »Alles klar. Ja … Franz … da hätte ich noch eine Frage, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Geh, Frau Kommissar, samma per du. Des Sie, des is irgendwia komisch, wenn ma über so was redt.«
    Maria zwang sich zu einem Lächeln. Sie zwang sich, nicht, weil es ihr etwas ausmachte, mit dem Würstelbuden-Besitzer, den sie seit Jahren kannte und der Geheimnisse von ihr wusste, Brüderschaft zu schließen, nein, sie konnte nicht lächeln, weil sie das alles im Gesamten etwas überforderte.
    »Also gut, ich bin die …«
    »Na, so net, warten S’, i hab do a Stifterl. Miass ma scho anstessn.«
    Maria nickte schon einwilligend, als ihr gerade noch rechtzeitig Phillip ins Auge fiel, der bereits nervös herumzappelte.
    »Ja, aber dann auch mit meinem neuen Kollegen, dem Herrn Roth.«
    »San S’ sicha? A Havarar is net a jeda.«
    Maria taxierte Phillip. Jetzt war der Moment für eine Entscheidung, erzwungen von einem Würstelbuden-Besitzer – lächerlich, aber zum richtigen Zeitpunkt. Sie sah sein feines Gesicht, überschattet von einer gewissen Härte. Sie sah seine Hände, die nervös und zugleich sensibel mit der Kante des Tresens spielten. Sie sah seinen Blick, erwartungsvoll und ohne jegliche Provokation. Sie entschied sich.
    »Oh, der ist ganz okay. – Phillip, kommen Sie mal her. Wir trinken mit einem alten Freund von mir« – Franz bedachte sie mit einem warmen Lächeln – »Brüderschaft. Also ich bin die Maria.«
    Mit einem unmerklich fragenden Blick, der auch ein gewisses Maß an Erstaunen enthielt, nahm Phillip

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