Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Freiheit gehört. Verdächtiger Nummer eins, bei dem aber mein Urin nein sagt. Verdächtiger Nummer zwei: Moser, ein … in jedem Sinn … zu kurz gekommener Verehrer der Stein, der schon bloß bei ihrem Anblick in andere Sphären abgedriftet ist. Motiv: gleiches wie beim Dornhelm, beide wollten sie nicht mehr teilen. Das könnte auch ein Motiv für Nummer drei gewesen sein, die Wrenk. Abgelegte Geliebte und leidenschaftliche Frau.«
»Chef, woher wollen Sie das wissen?«
Maria zog die drei Pfeile aus der Scheibe und drohte Phillip damit. Sie grinsten einander kameradschaftlich an.
»Intuition. Nichts als weibliche Intuition. Gut. Bei allen anderen wäre es gekränkte Eitelkeit.«
Schweigen. Nun schoss Phillip.
»Vielleicht war es ein Gemeinschaftsmord, so wie beim ›Orient-Express‹?«
»Naja, da passen aber entweder nur die Wrenk und der Moser zusammen, oder es war der Dornhelm. Widersprechende Interessen.«
»Oder es hat auch der … na, der Mann von der anderen, der …«
»Berger. Ja, der war ja auch einmal zusammen mit ihr. Oder nicht?«
Phillip blätterte bereits in seinem Notizblock.
»Nein, war er nicht. Sie war für ihn wie eine … Schwester.«
Sie grinsten einander an.
»Richtig. Er hat beide geheiratet und nur eine gebumst, sagt er. – Mich würde interessieren, mit wem die Stein kein Verhältnis gehabt hat.«
»Wahrscheinlich ist das der Ansatz. Ein verschmähter Verehrer. ›Zurückgestoßen und blind vor Wut!‹ Es muss ziemlich erniedrigend sein, bei einem Flittchen keinen Auftrag zu haben.«
»Sagen Sie einmal, haben Sie es immer noch nicht kapiert, dass die Stein kein Flittchen war, sondern sich einfach das genommen hat, was sie wollte.«
»Ohne Rücksicht auf Verluste.«
»Blödsinn. Sie hat allen reinen Wein eingeschenkt. Und die konnten sich ja entscheiden, ob sie mitmachen wollten oder nicht.«
Phillip sah sie eigentümlich an. Dann schaute er auf die Uhr.
»Ich schau einmal zu Josef. Der Vergleich der Proben müsste eigentlich schon ausgewertet sein.«
Phillip verließ den Raum. Maria blickte ihm in Gedanken versunken nach. Sie hatte Phillip anfangs für einen Draufgänger gehalten. Dann im Laufe des Falles war er ihr manchmal richtig spießbürgerlich vorgekommen. Und die beiden Seiten hatten auch im Club miteinander gekämpft. Einerseits wollte er – sie, die Rothaarige, das Pärchen in der Koje. Andererseits war er verklemmt wie ein Klosterschüler gewesen. Zum einen war er sensibel und zuvorkommend, zum anderen derb wie der letztklassigste Zuhälter. Die Tür ging schwungvoll auf, und Elsa schwebte herein.
»Mausl! Wo bist du denn unterwegs? Hallo!«
Sie fuchtelte Maria vor dem Gesicht herum.
»Ich habe nur nachgedacht, über den Roth …«
»He, was habe ich dir gesagt. Bumse nicht …«
»… auf dem Tisch, auf dem du arbeitest. Ich weiß. Wir waren heute in einem Swinger-Club.«
»Ja, natürlich, du hast ja gesagt, dass du dort recherch … ah, du meinst, privat?«
»Nein, eher beruflich. Es war nur so … wahrscheinlich, weil wir uns netterhalber ausgezogen haben … und da waren auch Gäste … und das war halt …«
»Animierend.«
Elsa hatte sich auf Marias Schreibtisch gefläzt und biss in eine Leberkässemmel.
»Ja, animierend. Ja, das ist das Wort. Ich wäre beinahe über Phillip hergefallen, oder die Chefin, das war mir irgendwie egal. Ich wollte nur …«
»Ficken.«
»Ja. Das scheint dich nicht zu verwundern.«
»Nein. Ich war schon einmal in so einem Club, ein Mann hat mich …«
»Du auch? Nein. Nein, das glaube ich jetzt nicht. Ich meine, ich höre durch diesen Fall das erste Mal … nein, natürlich nicht, ich hab es schon vorher gewusst, dass es solche Clubs gibt, aber die waren nie ein Thema. Und dann habe ich so einen Fall … und plötzlich gestehen mir alle, dass sie schon einmal in so einem Club waren. Zuerst der Franz, und jetzt du, und der Gottl hat so komisch reagiert, und auch der Josef. Verdammt, was habe ich da die ganze Zeit nicht mitbekommen?!«
Elsa aß konzentriert ihre Semmel, dann sah sie Maria ernst an.
»Viel, meine Liebe, viel. – Ja, hätte ich dir das sagen sollen, dir, die du immer so … brav warst? Du hättest doch den Stab über mir gebrochen.«
»Und warum sagst du es mir jetzt?«
»Weil du dir zumindest einen runtergeholt hast, so wie du dreinschaust. Aus mit der Unschuld. Willkommen im Club der Lebenden.«
Maria wusste nicht, ob sie böse sein oder lachen sollte. Sie nahm Elsa die
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