Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Semmel weg und verschlang sie selbst.
»Und wie oft warst du?«
»Nur einmal. Damals, mit so einem Kerl.«
»Warum nicht öfter?«
Elsa drehte sich mit dem Sessel zum Fenster. Maria setzte sich auf das Fensterbrett und schaute ihre Freundin gerade und auffordernd an.
»Weil es zu animierend war. Ich hatte Angst, ich würde dort jeden Tag landen. Es ist dort so einfach. Du brauchst dich um nichts kümmern. Für den Körper hast du den Club, für das Gemüt die Freunde. Und das war’s dann.«
»Komm, jetzt werd nicht pathetisch. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du Angst vor dem Alleinsein hast. Du hast mir doch immer gesagt, dass Männer nur für das Eine gut sind. Du vertrittst doch das, vor dem du jetzt angeblich Angst hast.«
Elsa drehte sich schnell weg und ging flott zur Tür.
»Du hast Recht. War nur eine sentimentale Anwandlung. Vielleicht können wir ja jetzt einmal gemeinsam hingehen, macht sicher mehr Spaß. Wir mischen die dort ordentlich auf.«
Sie hielt die Hand wie einen Telefonhörer und schickte Maria einen Kuss. Weg war sie. So, also auch Elsa. Maria fühlte ein Lachen in sich, das sie wie ein Kasperl ärgerte. Irrwitzig. Warum machte sie nicht gleich eine Befragung?
Alle Welt schien ausgiebigen und abwechslungsreichen Sex zu haben – außer ihr. Gut, aber nicht mehr lange. Heute Abend. Ja, da ging sie mit Josef weg. Sie brauchte keine Clubs, und sie brauchte auch keine Phillips. Und schon gar keine langweiligen Karls, die immer ihr die Schuld geben würden. – Karl hatte ja keine Ahnung! Sie war ein Vulkan. Wenn man sie richtig anzündete. Phillip kam wieder herein. Mit einem dicken Grinsen. Lässig streckte er ihr den Umschlag entgegen.
»Die DNA ist ident …?! Mein Gott, grinsen Sie nicht so, ich weiß eh, dass Sie den Dornhelm nicht leiden können.«
»Nein, ich habe … es ist nicht … ich habe den Befund noch nicht gelesen. Es war nur wegen … nicht wichtig.«
Maria öffnete den Umschlag und studierte die Auswertung.
»Okay, organisieren Sie sich ein paar Kollegen und holen Sie den Dornhelm ab.«
Wider Erwarten machte Phillip keinen Freudensprung.
»Was ist?! Los. Sie haben nicht viel Zeit. Um drei kommt der Moser.«
»Und wenn er’s nicht war?«
»Wer sagt Ihnen das? Die Intuition?«
»Ich pass mich halt schon an an Sie.«
»Ich muss ihn zumindest in U-Haft nehmen, sonst schmeißt mich der Gottl hochkant raus. – Vielleicht waren sie’s ja zu zweit.«
Phillip verließ nachdenklich das Büro, Maria ließ sich in den Sessel fallen. Obwohl sie doch immer gewusst hatte, dass der Befund so ausfallen würde, so war sie jetzt doch enttäuscht. Alles sprach gegen Dornhelm, er hatte Motiv, Gelegenheit und war mit der Stein noch kurz davor im Bett gewesen. Vor Maria stieg das Bild der Leiche hoch. Ja, das war es, was nicht stimmte. Der Dornhelm war offensichtlich besoffen gewesen. Und wenn er wirklich einen Eifersuchtsanfall bekommen hätte, dann hätte er die Stein einfach erwürgt. Oder abgestochen, mit dem Küchenmesser. Oder erschossen, im besten Fall. Aber er hätte ihren Tod nicht so zelebriert. Ein Besoffener macht so etwas nicht. Solche Ritualmörder waren immer nüchtern. Sie genossen es normalerweise, wenn ihr Opfer litt. Und das konnten sie nur nüchtern genießen. Dornhelm kann es nicht gewesen sein. Und außerdem – bei seinem Alkoholpegel wären die Schnitte nicht so exakt gewesen. Da fiel Maria auch sofort der wunde Punkt ihrer These auf. Dornhelm war betrunken gewesen. Gut. Aber wer sagt, dass er sich nicht nach der Tat besoffen hatte. Nur er. Er konnte lügen. Mist. Es sprach einfach alles gegen ihn. Auch wenn ihn die Nachbarin weggehen gehört hatte, er konnte sich einen Nachschlüssel besorgt haben und sich zurückgeschlichen haben. Aber warum? Warum hatte er sie nicht gleich nach dem Akt umgebracht? Warum diese Umstände? Blöde Frage, natürlich, um Spuren zu verwischen. Laut gehen und leise zurückkommen, alter Trick, um Zeugenaussagen zu bekommen. Ein kalt kalkulierendes Schwein. Aber genau da wollte Marias Fantasie nicht mit. So wirkte er einfach nicht. Aber wie viele Mörder wirkten schon wie Mörder? Ohne dass Maria es merkte, fiel sie in einen wohltuenden Nach-dem-Essen-Schlummer.
Die Wrenk schob sich an Maria vorbei und blies dabei sanft über ihren Nacken. Sie stellte sich vor Maria hin und fächelte ihr zu. Jeder Windstoß war eine Welle der Erregung. Sie sehnte sich danach, dass die Wrenk sie endlich anfasste. Und da hob sie
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