Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
auch zu dritt gemacht. Aber ich habe sie geliebt, und ich wollte mit ihr leben.«
»Dafür nehmen Sie es aber ziemlich cool.«
»Phillip, vielleicht sollten Sie … kalt duschen gehen. Kann ich Ihnen nur empfehlen.«
Maria und Phillip lieferten sich ein Blickeduell. Er gab nach und nahm einen Schluck seines Orangensaftes. Dann stand er auf und ging zum Swimmingpool. Kopfüber sprang er hinein. Wortlos hievte er sich wieder ans Ufer und setzte sich wieder an die Bar. Klatschnass und unheimlich erotisch. Maria zwang sich, ihn nicht anzusehen. Um den Mund der Wrenk spielte ein Lächeln. Am liebsten hätte Maria diesen wunderschönen Mund geküsst. Nicht schon wieder. Sie suchte – und fand das hilfreich langweilige Gesicht von Karl.
»Okay, Frau Wrenk, was kam dazwischen?«
»Babette lernte Hermann kennen.«
»Ah ja. Und … ich muss … ich meine … da hat mein Kollege schon … warum trifft sie der Tod nicht mehr … ich meine …«
»Sie meinen, warum ich nicht kreischend zusammenbreche und aus Schmerz wild um mich schlage?! Tja, mein Schmerz geht niemanden etwas an.«
Maria fragte sich, wie eine so kühle Frau solch eine Erotik ausstrahlen konnte. Jede Faser an der Wrenk versprühte Leidenschaft. Maria hörte förmlich ihr Gestöhne beim Sex, und die Trauer brachte nur eine halbe Träne hervor. Eigenartig.
»Ich sehe, Sie glauben mir nicht. Nun ja, ich hatte mich emotional in letzter Zeit etwas zurückgezogen. Ich denke, dass das der Grund für meine – Kühlheit ist. Ehrlich gesagt, verwundert sie mich selbst ein wenig.«
Maria starrte fasziniert auf das Gesicht der Wrenk. Plötzlich spielte es alle Facetten. An irgendjemanden erinnerte sie dieses Spiel mit Eindrücken.
»Wie auch immer, Frau Wrenk, Sie waren also …«
Und plötzlich kam Maria ein Gedanke. Was war, wenn die beiden sich nicht auseinander gelebt hatten, wenn die Wrenk nicht abgeschlossen hatte?
»… die Geliebte der Stein?«
»Ich muss zu meinem Leidwesen eingestehen, eine ihrer Geliebten.«
»Die nette Dame hatte also mehrere – Gespielinnen?«
Maria schenkte Phillip einen dankbaren Blick, weil er sich in seinem Ausdruck beherrscht hatte. Das ganze Thema war delikat genug.
»In der Zeit, in der ich sie gekannt habe, nur Gelegenheitsflirts, hier im Club oder in anderen Clubs. Das waren einfach Varianten zum Thema. Wenn es sich ergeben hat. Soviel ich weiß, war ich die einzige Geliebte in der letzten Zeit.«
»In der letzten Zeit?«
»Ja. Irgendwann einmal gab es da eine Frau, mit der sie eine sehr enge Beziehung hatte. Aber ich weiß nichts Näheres darüber. – Und ich glaube auch nicht, dass diese alten Geschichten für Sie wirklich interessant sind. Aus welchem Grund besuchen Sie mich? Oder besuchen Sie alle Clubs? – Wie wurde Babette – eigentlich – ich meine, Sie sagten, sie ist in ihrer Wohnung – ein Einbrecher war es offensichtlich nicht, sonst wären Sie ja nicht hier.«
»Stimmt, ein Einbrecher war es nicht. Unsere Überlegung ist, dass es ein abgelegter Liebhaber war, der ihre Beziehung zu Herrn Dornhelm nicht vertragen hat.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Babette hat doch ihr Leben so weitergeführt wie bisher.«
Die Frau lachte, leicht angespannt.
»Es musste sozusagen keiner an Entzug leiden.«
»Außer Ihnen.«
»Herr Roth, wenn Sie mich im Verdacht haben, liegen Sie falsch. Ich habe diesen Verzicht freiwillig ausgeübt … und außerdem nicht konsequent, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Frau Wrenk, wir haben inzwischen erfahren, dass ein gewisser Patrick Moser sehr fixiert auf Frau Stein war.«
»Oh ja, es war weniger sexuell denn … spirituell. Sie war für ihn … sozusagen … die Verkörperung der Frau an sich. Er betete sie an.«
»Und könnten Sie sich vorstellen, dass er ausrasten könnte, wenn … na, wenn Frau Stein ihn zum Beispiel einmal zufällig lächerlich gemacht hätte … oder so?«
»Das hätte sie nie gemacht … auch wenn es einem beim Patrick schwer fällt, was ich schon sagen muss. Sie war nicht der Typ dazu. Nein, das passt nicht. Er war einfach froh, sie ansehen zu dürfen. Wenn sie aktiv war, hat er auch nie mitgemischt. Ja, nicht einmal masturbiert. Er hat ihr nur zugeschaut. Und sie hat ihn dann oft beim Orgasmus ganz intensiv angesehen. Das hat ihn glücklich gemacht. Nein, Babette mochte ihn sogar auf eine gewisse Weise. Und sie hätte ihn nie verlacht, das ist … war nicht ihre Art.«
»Ich pack’s nicht, die Frau hat
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