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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
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auch schon die Hand, und diese Hand kam näher, und diese Hand berührte nicht ihre Brust – Nein! –, verdammt, diese Hand sollte zurückkommen, aber sie bewegte sich unaufhörlich weiter in Richtung Schulter. Und die Wrenk schüttelte sie. Warum tat sie das? Was war das für ein Spiel? Irgendwie verflüchtigte sich dadurch das Gefühl – Maria nahm die Hand – und starrte Phillip in die Augen.
    »Guten Morgen. Ich hab das Fenster aufgemacht, bei dem Sauerstoffmangel kann man ja nur einschlafen.«
    »Gut. Gute Idee.«
    Mühsam baute Maria die Bausteine der Wirklichkeit zusammen und registrierte, dass ein Mosaiksteinchen das Gesicht von Dornhelm war. Schlagartig war sie wach.
    »Herr Dornhelm, es tut mir Leid, aber irgendwie haben Sie keine gute Position. Motiv ist da, Gelegenheit auch, und kein Alibi. Wir müssen uns noch einmal unterhalten.«
    »Herr Roth hat mir bereits gesagt, dass ich mit Babe geschlafen habe. – Ich wünschte, ich hätte an dieses letzte Mal eine bessere Erinnerung. – Das erinnert mich an einen Roman, ich weiß nicht mehr, wie er hieß, noch, wer ihn geschrieben hat, aber da gab es auch so eine Szene, das Paar verabschiedete sich flüchtig, beinahe im Streit, man war froh, endlich alleine zu sein und durchatmen zu können. Bald bereuten es beide schon, die Frau bereitete noch ein wundervolles Abendessen – zur Versöhnung – vor, aber der Mann kam nicht mehr. Die Miliz hatte ihn geholt. Er wurde zu Tode gefoltert. – Was hätte sie darum gegeben, ihn zum Abschied geküsst zu haben.«
    Dornhelm schwieg. Auch der Polizist schwieg. Und auch Phillip sah ihn nur an. Maria fühlte Widerwillen in sich aufsteigen. Schon wieder dieses romantische Gequatsche. So etwas konnte nicht echt sein. So einen Mann gab es nicht. Er hatte etwas von einem Märchenerzähler, er konnte Menschen in seinen Bann ziehen. Also konnte er auch lügen wie gedruckt. Sie hatte sich geirrt. Dornhelm war es zuzutrauen. Wahrscheinlich lachte er sich innerlich schon krumm, weil sie alle seinem Gesülze so auf den Leim gingen.
    »Ja, Sie stehen unter Mordverdacht.«
    »Natürlich.«
    »Das scheint Sie nicht sonderlich aufzuregen?!«
    »Warum sollte es? Es ist nur verständlich, dass Sie mich verdächtigen. Ich war … bislang … ja immerhin der Letzte, der Babe bewiesenermaßen lebend gesehen hat. Das hat gewisses Gewicht. Trotzdem war ich es nicht. Und so betrunken, wie ich war, hätte ich sie wahrscheinlich eher erstochen oder erwürgt, aber sicher nicht so fein säuberlich seziert.«
    Maria war fassungslos. Entweder, er war ein genialer Unschuldiger – oder ein genialer Schuldiger. Er dachte die gleichen Stränge wie sie durch.
    »Andererseits wissen Sie ja nur von mir, dass ich um diese Uhrzeit schon betrunken war. Also könnte ich sie auch zuerst umgebracht und mich dann betrunken haben. Sie sehen, meine Lage ist mir völlig klar. Sie müssen mir misstrauen. Andererseits gebe ich zu bedenken, dass ich Babe wirklich geliebt habe. Warum sollte ich das, was mir alles in der Welt bedeutete, umbringen?!«
    »Weil Sie es vielleicht mit niemand anderem teilen wollten?«
    »So agieren nur Männer, die noch eine etwas unreife Einstellung zum Leben haben. Außerdem bin ich nicht der Typ dazu. Ich bin eher der Typus des angerührten Schwanzeinklemmers« – er schickte Phillip einen amüsierten Seitenblick –, »nicht der des Hau-drauf-Typen. Das werden Ihnen alle bestätigen.«
    Der Polizist, Phillip und Maria starrten Dornhelm an. Wahrlich ein besonderes Exemplar. Kommissar, Staatsanwalt und Verteidiger in einem. Maria fing sich als Erste.
    »Das ist ja alles gut und schön. Aber warum sollten wir Ihnen auch nur ein Wort glauben?«
    »Weil ich unschuldig bin.«
    »Wissen Sie, ich weiß nicht, ob ich Sie für jämmerlich präpotent oder für außergewöhnlich gescheit halten soll.«
    Dornhelm sah Maria tief in die Augen.
    »Es tut mir Leid, wenn ich Ihnen etwas seltsam vorkomme, ich bin nicht immer so … eigenartig. Und ich rede auch nicht immer so viel. Ich bin nur zurzeit etwas angespannt. Wenn das alles vorbei ist, würde ich Sie gerne auf einen Kaffee einladen, damit Sie von mir keinen falschen Eindruck mitnehmen.«
    »Das kann Ihnen doch eigentlich egal sein.«
    »Sehen Sie, unsicherer Schwanzeinklemmer.«
    Dornhelm lächelte Maria unsicher an. Sie lächelte zurück und gab dem Polizisten ein Zeichen. Dornhelm verstand es noch vor dem Beamten und ging zur Tür. Er fragte nicht, wehrte sich nicht – war

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