Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
das alles nur ein Spiel?
Maria und Phillip nahmen wieder ihr Spiel auf. Schweigend. Zielsicher platzierten beide ihre Pfeile. Als dann Phillip einmal knapp neben dem angepeilten Feld traf, riss er die Pfeile wütend heraus.
»Der geht mir auf den Nerv. Ist das normal? Ich mein, ich bin ja noch nicht so lang im Geschäft, aber … gibt’s solche Typen öfters?«
»Welche solche Typen?«
»Na, so … solche … er ist so selbstsicher. Und macht eigentlich unsere Arbeit. So wie der denkt, sollte er umsatteln.«
»Nein, nicht oft. Habe ich eigentlich noch nie … auf jeden Fall gescheit, er ist gescheit. Das macht’s uns nicht leichter.«
»Ah, plötzlich selbst Zweifel?«
»Irgendwie schon. Er ist mir zu glatt. Kann natürlich alles stimmen, was er sagt, aber …«
Energisches Klopfen. Ein Polizist streckte den Kopf zur Tür herein.
»Ein Herr Moser will Sie sprechen.«
Schwungvoll platzierte Maria den letzten Pfeil.
»Na, heute drängeln sich die Verdächtigen ja richtig. – Herein mit ihm.«
Maria und Phillip nahmen ihre Plätze ein. Phillip holte geschäftig sein Notizbuch heraus. Die Tür wurde aufgestoßen, und Moser kam herein. Maria musste ein Lachen unterdrücken, denn dieser Geschäftsmagnat wirkte wie die Karikatur – ja, des zu klein geratenen Mannes, noch dazu nicht sonderlich fesch, der sich aber darum umso mehr bemüht und deshalb höchst erfolgreich ist. Das landläufige Vorurteil, dass kleine Männer umso ehrgeiziger sind, schien durch Moser bestätigt. Und er trug seinen Erfolg mit teurer Kleidung und einer teuren Uhr auch beinahe penetrant zur Schau.
»Herr Moser, fein, dass Sie trotz der schlechten Verbindung alles richtig verstanden haben. Nehmen Sie doch Platz.«
»Frau Kommissarin … Huber?«
»Kouba. Und das ist mein Kollege Roth.«
Händeschütteln. Erwartungsvolle Spannung – auf beiden Seiten.
»Also, Herr Moser, Sie kannten Frau Stein vom Club …?«
»Ja, das habe ich Ihnen ja schon am Telefon bestätigt. Mich würde nur interessieren, wie Sie auf mich gekommen sind? Die Clubs sind normalerweise sehr diskret. Und ich habe auch nie meinen Namen gesagt.«
»Nun, Sie haben Ihren echten Vornamen verwendet, und Sie haben anscheinend irgendwann einmal etwas über Ihren Job fallen lassen. Und Sie sind keine wirklich unauffällige Person. Der Rest war Polizeiarbeit.«
»Verstehe …«
»Ja, aber jetzt zum Grund, warum Sie heute hier sind …«
»Darf ich rauchen?«
»Tun Sie sich keinen Zwang an.«
Moser zündete sich eine Zigarette an und machte ein paar tiefe Züge. Er versuchte sich offensichtlich zu beherrschen.
»Sie sagten am Telefon, dass Barbara tot ist? Und habe ich Sie richtig verstanden, dass sie ermordet worden ist?«
»Ja, Herr Moser, und …«
»Ich weiß, was man über mich redet. Die haben alle über mich gelacht. Aber was soll ich sagen … ich bin … war … wirklich … wie Sie sagten … vernarrt in Barbara. Ich habe so eine Frau vorher noch nie erlebt. Diese unglaubliche Kombination von … Schönheit, Sexappeal … und Esprit. Sie ist … war … ich kann das einfach nicht glauben … also sie war … ja, wie man sagt, geboren für die Liebe. Ich … habe sie … sehr verehrt.«
»Hatten Sie auch Geschlechtsverkehr mit ihr?«
»Nein, das hätte ich nie …«
»Was … Sie wollen uns verklickern, dass Sie sie nie gebumst haben?«
Moser schenkte Phillip einen traurigen Blick.
»Sie haben wohl ein Foto von ihr gesehen. Ja, ich verstehe, dass es unglaublich klingt … aber ich wollte sie nie bumsen. Vielleicht nur, wenn ich es geschafft hätte, sie zu meiner Frau … aber das wäre eh nie gegangen. Nein, ich habe ihr nur zugesehen. Sie machte so … intelligenten Sex. So ästhetisch. Sie war die Frau meiner Träume.«
»Und was haben Sie mit Ihrem Schwanz gemacht? Der hat doch sicher auch von ihr geträumt.«
»Ich habe … mich mit anderen Frauen befriedigt.«
»Herr Moser, was ist eigentlich mit Ihrer eigenen Frau?«
»Ich weiß nicht, ob das was zur Sache …«
»Leider ja, es geht um Mord.«
Moser zündete sich am Zigarettenstummel eine neue Zigarette an. Auch Maria und Phillip nutzten die Pause, um sich Zigaretten anzuzünden. Heimlich wechselten sie einen ungläubigen Blick.
»Zu meiner Frau wäre zu sagen, dass sie nur auf … ausgesucht schöne und junge Männer steht. Ich bin also nicht ganz ihr Typ.«
»Und warum haben Sie sie dann geheiratet?«
»Naja … wahrscheinlich, weil sie Barbara
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