Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
runtergeholt?«
»Manchmal. Manchmal habe ich mir auch eine Nutte bestellt. Aber das eher nachher, weil ich durfte ja kein Licht machen, und für einen Voyeur wie mich ist das dann etwas abtörnend, wenn ich die Frau, mit der ich … eben ficke … nicht sehen kann.«
»Warum … ich meine … ja, warum durften Sie kein Licht machen?«
»Na, weil Barbara allen erzählt hat, die Wohnung … meine Wohnung … steht schon ewig leer, damit die jeweiligen halt kein Problem damit hatten, wenn der Vorhang offen war.«
»Na, ich pack’s nicht. Die Frau ist mir nimma wurscht.«
»Ja, Barbara ist … war … eine begnadete Exhibitionistin.«
Nun war Maria an der Reihe, sich eine Zigarette anzuzünden. Ihr Neid auf Barbara – Babe – Babsi – Babette Stein wurde immer größer. Die Frau hatte alles gelebt, was sie selbst noch nicht einmal zu träumen fähig war. Und sie war nicht einmal eine Nutte gewesen. Nein, sie war eine Frau wie jede andere gewesen. Naja, zumindest beinahe. Und das alles hatte problemlos funktioniert – in Maria stieg eine Wut hoch. Sie war wütend auf den Mörder.
»Gut, Herr Moser. Und an besagtem Abend waren Sie also auch in dieser Wohnung.«
»Ja, natürlich. Ich wusste, wann sie Clubtage und wann sie Heimabende hatte. Ich war verwundert … und wusste, es musste schon etwas Besonderes sein, das sie abgehalten hat, in den Club zu kommen.«
»Kann irgendjemand bestätigen, dass Sie in der Wohnung und nicht bei Frau Stein waren?«
»Ja. Ich hatte wieder einmal eine Nutte geholt. Sie arbeitet im ›Kings-Club‹. Sie kennt mich, sie wird es Ihnen bestätigen.«
»Treuer Freier, sozusagen.«
»Ja, ich mag es, wenn die Frau meine Bedürfnisse kennt. Außerdem ist Jasmin genauso eine Spannerin wie ich. Oft haben wir zuerst beide im Dunkeln nur zugeschaut und sind erst dann ins Kabinett gegangen.«
»Wir werden Jasmin befragen.«
»Können Sie.«
»Das heißt, Herr Moser, Sie haben auch gesehen, was sich in der Wohnung abgespielt hat?«
»Ja.«
»Und warum sagen Sie uns das erst jetzt?«
»Keine Gelegenheit?«
Moser genoss offensichtlich die nun entstandene Aufmerksamkeit. Kleiner Wichtigtuer. Maria mochte ihn nicht, das hatte sie soeben beschlossen. Sie verstand die Stein. Sie hätte auch nicht mit ihm gefickt.
»Jetzt … Herr Moser … haben Sie die Gelegenheit. Was haben Sie gesehen?«
»Dass der Dornhelm sie …«
»Sie kennen seinen Namen?«
»Aus der Zeitung, natürlich.«
»Okay, was hat der Dornhelm gemacht?«
»Er hat sie ziemlich heftig genommen. Das war nett. Und vorher hat sie ziemlich arbeiten müssen, weil er ihm ghängt ist. So wie der gerudert hat, war der ziemlich besoffen. Was aber die Show interessanter gemacht hat.«
»Was meinen Sie mit ›heftig‹?«
»Na, nachdem sie ihn endlich hochgebracht hat … der muss einen ziemlichen Rausch gehabt haben, weil sonst ist es bei der Barbara … beziehungsweise bei den Männern … immer ziemlich schnell gegangen … also wie er endlich gestanden ist, da hat er sie aufs Bett geworfen und von hinten genommen. Rucki-zucki … und das war’s. Das Vorspiel war netter.«
»Herr Moser, kann es sein, dass Sie nicht nur gern schauen, sondern auch gern dreckig reden?«
»Das gehört dazu. Haben Sie ein Problem damit?«
Maria hatte ein Problem damit, weil ihr dieser kleine Wichser mit jedem Wort unsympathischer wurde – und er mit jedem Wort glaubwürdiger und somit unschuldiger wurde. Warum konnte es nicht er sein? Warum verdichtete sich bloß bei Dornhelm der Verdacht? Mordfälle waren so verdammt ungerecht.
»Okay, was passierte dann?«
»Ja, also … nachdem er ihr den ganzen Arsch vollgespritzt gehabt hat« – Moser schien es zu genießen, Maria diese Worte genüsslich um den Mund zu streichen –, »hat er sich die Hose raufgezogen und ist gegangen. Barbara« – und jetzt begannen seine Augen sehnsüchtig zu glitzern – »hat sich den Saft genüsslich auf dem Arsch eingerieben und sich dann einen runtergeholt.«
Er blieb verzückt in der Erinnerung hängen. Maria riss sich von Mosers gierigem Gesicht los, bevor sie noch von ihrem Ekel übermannt wurde und sie ihm vielleicht eine knallte. Sie suchte Phillips Blick. Doch der kritzelte konzentriert in sein Notizbuch. Dieser Eifer! Wahrscheinlich genoss er schon wieder jedes Wort. Wahrscheinlich geilte er sich an dieser Erzählung auf. Männer. Kein Unterschied. Maria wollte am liebsten aus diesem Raum flüchten. Aber sie hatte eine
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