Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Vernehmung durchzuführen. Es war ihr Job. Und der war nun einmal manchmal nicht unbedingt angenehm. Schlagartig fiel ihr der eine Typ ein, der, als sie ihn schließlich gefangen hatten, genüsslich jede seiner Vergewaltigungen gestanden hatte. Er durchlebte sie beim Geständnis noch einmal und war glücklich dabei gewesen. Na also, das heute war ja ein Klacks dagegen. Maria blickte wieder zu Moser. Der hatte noch immer einen verklärten Ausdruck. Ihr Blick holte ihn in die Realität zurück.
»Wissen Sie, Barbara hätte Pornos drehen sollen. Sie wusste, wie es ging.«
»Sehr schön, Herr Moser. Wie ging es dann weiter?«
»Ich hab Jasmin angerufen. Die war dann auch eine Viertelstunde später da, und dann sind wir ins Kabinett. Ich hab sie aufs Bett gesetzt, so wie Barbara gesessen ist, und hab sie …«
»Danke, Herr Moser, das können wir uns hinlänglich vorstellen. Haben Sie noch etwas in der Wohnung von Frau Stein beobachtet? Ist Herr Dornhelm dann gegangen?«
»Ja, schon. Das heißt …«
Mosers Gesichtsausdruck wechselte von Angeber auf besorgter Freund. Irgendetwas schien ihn plötzlich wirklich zu beschäftigen. Und es dürfte ihm auch wieder eingefallen sein, dass sein Pornostar jetzt tot war. Er war schlagartig ernst und hatte plötzlich ein zitterndes Kinn.
»Was heißt was, Herr Moser?«
»Na, er ist auf jeden Fall raus aus dem Schlafzimmer, weil die Barbara sich ja …«
»Befriedigt hat. Wir wissen. Ist Herr Dornhelm wieder hereingekommen?«
»Mir fällt grad ein, dass mir die Jasmin erzählt hat, dass sie, wie sie pinkeln gegangen ist, wieder jemanden gesehen hat bei der Barbara.«
Phillip schaute Maria an, Maria schaute Phillip an.
»Ja, aber ich nehme an, dass sie Dornhelm kannte. War es Dornhelm?«
»Das müssen Sie sie fragen.«
»Hat Sie das denn nicht interessiert? Sie haben ja sonst auch keine Gelegenheit ausgelassen, der Stein zuzuschauen.«
»Schauen Sie, die Sache war so … wir haben was geraucht gehabt. Und es hat mich auch wirklich in dem Moment nicht wirklich interessiert, weil … na, weil wir was Spezielles vorgehabt haben. Deswegen war die Jasmin ja auch auf dem Klo.«
Maria verkniff sich das Nachfragen. Aber Phillip hob den Kopf und sah Moser starr an. Moser empfand das anscheinend als Aufforderung.
»Na, wir haben’s beide halt ganz gern, wenn ich sie in den Ar …«
»Also Sie haben Jasmin nicht gefragt, wer das war?«
»Nein, und ich hab’s auch bis heute, bis jetzt vergessen. Sie müssen sie fragen, sie vertragt das Kraut besser. Sie kann sich sicher erinnern. Sie müssen sie fragen« – Moser kam ins Eifern –, »weil vielleicht hat sie den Mörder gesehen?! Das kann doch sein, oder?«
Moser wirkte plötzlich wie ein kleiner Bub, der im Schnee eine weiße Feder gefunden hat und nun bestätigt haben will, dass sie vom Christkind stammt.
Maria schnappte ihr kleines geblümtes Telefonbuch, in dem sie alle beruflichen Telefonnummern notiert hatte.
»Sie sagten ›Kings-Club‹?«
»Ja, rufen S’ an. Jasmin hat heute eh Dienst. Und sie redet sicher mit Ihnen, wenn Sie ihr sagen, es geht um Barbara und mich.«
Maria hatte schon gewählt.
»Kouba, Grüß Gott. Kann ich Jasmin sprechen? – Eine private Angelegenheit. – Na, hören Sie, natürlich ist es privat …«
Moser fuchtelte mit den Armen und beugte sich zu Maria. Sie hielt den Hörer weg.
»Marischka. Sagen Sie, Sie wollen Marischka sprechen. Freundin aus dem Burgenland.«
Maria wandte sich wieder dem Gespräch zu.
»Na, hören Sie, wenn Sie mir Marischka nicht sofort ans Telefon … ah, sie ist beim Einkaufsbummel?«
Maria notierte eine Nummer.
»Ich danke Ihnen. – Nein, nicht nötig, notfalls red ich ihr auf die Box.«
Maria drückte auf die Gabel und wählte die neue Nummer.
»Warum wissen Sie den Privatnamen von Jasmin?«
»Treuer Kunde eben. – Na, Scherzerl. Ich hab ihr beim Visum geholfen. Ich kenn da ein paar Leute.«
»Hallo, Marischka. Hier spricht Maria Kouba vom Kommissariat Berggasse. Es geht um den Mord an Barbara Stein, von dem Sie sicher gehört haben. Und Ihr Freund« – Maria schickte Moser einen, wie sie selbst meinte, unglaublich coolen Blick – »Patrick Moser meint, Sie könnten uns mit einer Zeugenaussage helfen. Wenn Sie sich bitte so schnell wie möglich bei uns melden. Danke.«
Phillip beendete seine Notizen und wandte sich an Moser.
»Ich rekapituliere: Sie sind etwa um viertel elf Uhr in Ihrer Absteige eingetroffen, die sich gegenüber
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