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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
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Bestellung entgegennehmen konnte. Und der Lieferant kann sich an Sie erinnern, weil Sie ihm ein enormes Trinkgeld gegeben haben. Er wird es bezeugen.«
    Ein leises Lächeln schlich sich auf Dornhelms Mund.
    »So lässt sich das Wochenende hier in diesem Etablissement leichter ertragen. Wie sind Sie denn darauf gekommen?«
    »Ihre gute Seele. Sie hatte zwar zuerst leichte Erinnerungslücken, aber mit viel Kaffee und kaltem Wasser haben sich die Puzzlesteinchen dann doch aufgedeckt. Herr Roth wird versuchen, die zuständige Richterin zu erreichen, dass Sie so bald wie möglich freikommen.«
    Dornhelm wandte bewegt sein Gesicht ab. Er schien vom Sessel abzuheben, so viel Leichtigkeit umgab ihn.
    »Ich werde ihr vier Wochen Kalksburg schenken. Und mir gleich dazu. Ich denke, es wird uns beiden gut tun, das Leben einmal wieder nüchtern zu betrachten.«
    Maria drückte ihm fest die Hand.
    »Ja, Flucht nützt wohl nichts und niemandem.«

    Mein Gott! Maria kamen wieder die pathetischen Worte in den Sinn, die sie Dornhelm zum Abschied gesagt hatte. So ein Mist! Natürlich war es manchmal ganz gut zu fliehen. Und auch gerade jetzt. Sie kippte das Glas Rotwein viel zu schnell hinunter. Josef hörte nicht auf zu reden. Sie erfuhr bis zur Farbe des Nagellacks und der Größe der Häufchen alles über Margit und Stella. Dass die Männer aber auch immer glaubten, Familiengeschichten würden zur Erotik des Abends beitragen. Maria langweilte sich und kam sich dabei wie ein Schwein vor. Josef war ihr Freund – oder zumindest ihr guter Bekannter. Wenn es ihr schlecht gehen würde, würde sie auch froh sein, wenn er ihr zuhören würde. Nur – sie war nicht in der Stimmung dazu. Und das überraschte sie selbst. Sie hatte sich, als sie im Taxi viel zu spät zur ›Tavalozza‹ gefahren war, dabei ertappt, dass sie weder ein schlechtes Gewissen hatte, Josef so lange warten gelassen zu haben, noch, dass sie sonderlich erpicht war auf einen freundschaftlichen, also langweiligen Abend. Was war bloß los mit ihr? Als sich die Anspannung um Dornhelm erledigt hatte, schlich sich ganz unauffällig die Idee zu einem Besuch in einem Club ein. Zu einem privaten Besuch. Zuerst war sie darüber erschrocken gewesen. Aber diese Kraft, die sie schon bei der Hornschweig so urplötzlich gespürt hatte, war noch immer da. Sie hatte es einfach satt. Satt, sich langweilige Geschichten von langweiligen Freunden anzuhören, ohne dass jemand einmal ihr zuhörte. Satt, mit Phillip herumzuturteln und zu wissen, dass ohnehin nichts dabei herauskommen würde. Satt, noch nie in ihrem Leben einen richtigen Orgasmus gehabt zu haben. Satt, die Schuld immer nur bei sich zu suchen. Satt, ein langweiliges Leben zu führen. Sie wollte endlich Spaß. Scheiß auf die Verantwortung. Sogar solch ein Wort war ihr eigentlich fremd. Aber Maria genoss es, es endlich einmal zumindest zu denken. Und vielleicht auch einmal zu sagen. Einfach: Scheiß drauf! Was für eine Befreiung.
    »Und du bist so anders. Obwohl es Jack gibt, gibt es für dich auch noch Menschen. Und du gehst zu auf sie. – Ich hoffe, ich indigniere dich jetzt nicht mit meinen Komplimenten, aber du bist … Maria, du bist … eine wunderbare Frau …. Ich bin froh, dich zur Kollegin zu haben.«
    Maria sah Josef das erste Mal seit Minuten wieder in die Augen. Wenn er wüsste, was sie gerade gedacht hatte. Würde er sie dann noch immer so wunderbar finden? Andererseits – er hatte ein Glitzern in den Augen gehabt, als sie über die Clubs gesprochen hatten. Vielleicht war er nur ein stilles Wasser? Sie schenkte ihm ein Sphinx’sches Lächeln und bestellte, da die Bouteille schon leer war, noch ein Glas Rotwein. Plötzlich hatte sie den Drang, die Wimpern unendlich langsam zu senken – sie wusste nicht, aus welchem Film das war, aber wahrscheinlich war es eine Mischung aus allen – und ihn dabei sacht anzublinzeln. Dann spielten ihre Finger mit dem Stiel des Rotweinglases, elegant, aber doch mit einer eindeutigen Bewegung. Und als sie seine Aufmerksamkeit spürte, zuckte sie, als wäre sie in Gedanken verloren, klitzeklein mit dem Mund, so als würde sie sprechen oder ansetzen, ihm –
    »Maria, und ich muss es dir sagen … obwohl sich das unter Kollegen natürlich nicht geziemt … doch … Maria, du bist eine wunderschöne Frau.«
    Heureka! Waren die unendlich vielen Potato-Abende doch zu etwas nütze. Ebenso langsam und verzögert, wie sie sie gesenkt hatte, hob Maria nun die Wimpern und

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