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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
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dass es etwas angestellt hat, aber nicht weiß, was –, »ich mach uns halt inzwischen ein Flascherl auf.«
    »Tun Sie das, wir kommen gleich.«
    In der Hornschweig kämpften offensichtlich Neugier und doch so etwas wie Respekt vor anderen miteinander. Etwas widerwillig zog sie sich zurück. Maria lächelte ihr freundschaftlich nach und wandte sich wieder an Phillip.
    »Normalerweise ist das nicht meine Art, aber ich habe das Gefühl …«
    »Er ist mein Vater.«
    »Wer?«
    »Er ist erst vor ein paar Jahren nach Wien gezogen, bis jetzt habe ich aber nicht daran gedacht. Es war irgendwie nicht wahr, dass er jetzt in meiner Nähe ist, weil ich es ja nicht wirklich gewusst habe. Wenn du die Adresse von einem Menschen nicht weißt, niemanden kennst, der ihn kennt, und ihn auch nie triffst, dann ist er einfach nicht da. Und jetzt … jetzt … jetzt kommt dieses Weib … und ist … ausgerechnet … ich mein, wo gibt’s solche Zufälle? Warum kann sie sich ihr blödes Gebiss nicht von einem anderen Klempner herrichten lassen? Warum ausgerechnet … von diesem … Arschloch! Kannst du mir das sagen? Kannst du mir das bitte sagen? Kannst du mir das sagen? Und warum haben ausgerechnet wir diesen beschissenen Fall? Ich will das alles nicht. Er ist tot. Tot. Und aus. Ganz einfach tot. Er kann nicht wieder auftauchen. Tot. Verstehst du? Tot! Weg! Nicht mehr da!«
    Völlig aufgelöst nach seinem Ausbruch, fixierte er Marias Mund. Sie sollte – ja, Maria wusste, sie sollte ihm Recht geben und das Ganze abtun. Sollte sie wirklich? Er sah so verletzlich aus. Ohne darüber nachzudenken, berührte sie mit der Hand seine Wange und gab ihm auf die andere Wange einen vorsichtigen, zärtlichen Kuss. Ganz langsam. Dann schaute sie ihm in die Augen. Sie waren einander ganz nah. Jetzt kollerten die Tränen über Phillips Gesicht. Und während sie sich die ganze Zeit ansahen, wischte Maria die Tränen ab. Ab und zu tröpfelte es in den Kaffee in Marias Hand. In der vakuumähnlichen Stille donnerte der Aufprall. Phillip lächelte dünn.
    »Jetzt müssen Sie noch einen Löffel Zucker hineingeben.«
    Maria lächelte zurück. Ihre Gesichter waren einander noch immer sehr nah, und Maria kam sich wie in einem Hollywoodschinken vor, jetzt müsste sie ihn eigentlich zum Trost küssen. Als ob Phillip spüren würde, wie sie sich gedanklich von ihm entfernt hatte, löste er sich, stellte den Kaffee ab und schnäuzte sich kräftig mit einem Blatt der Küchenrolle. Maria kam sich schlagartig unheimlich blöd vor. War sie zu weit gegangen? Irgendwie sollte sie wieder das Ruder in die Hand nehmen. Sie sollte so etwas sagen wie ›Er wohnt doch nur in der gleichen Stadt‹ oder ›Phillip, Sie müssen sich einfach einmal damit auseinander setzen‹ oder auch ›Wir sind jetzt im Dienst. Wir sollten darüber ein anderes Mal sprechen‹. Sie fixierte hilflos ihren Kaffee.
    »Naja, sozusagen ein chinesischer Kaffee … süßsauer … Nummer 143.«
    Phillip grunzte. Und ehe sie es sich versahen, glucksten sie vor sich hin. Feierlich goss Maria den Kaffee in den Ausguss. Phillip tat es ihr nach.
    »Na, hoffentlich hat die Hornschweig beim Wein einen besseren Geschmack als bei ihrem Zahnarzt. Weil ich mag keine schwere Kost.«
    »Und warum sind Sie dann mit mir weggegangen?«
    »Sie sind durchspickt. Eine Herausforderung.«
    »Und mit Überraschungen gefüllt. Warten Sie nur auf das nächste Bier.«
    »Mit Vergnügen.«
    Phillip ging an Maria vorbei und klopfte ihr dabei auf den Popo. Maria wollte schon zu einer Rüge ansetzen. Aber Phillip strahlte sie entwaffnend an.
    »Sie sind doch für Gleichberechtigung, oder?«
    »Stimmt. Also laden Sie mich morgen zum Japaner ein.«
    »Das ist unfair.«
    »Werden Sie Chef, dann wird’s billiger.«
    Und nun schwebte sie an ihm mit einem neckischen Lächeln vorbei.

    Die Flasche war nur noch halb voll. Doch Maria verbiss sich die Frage, ob die Hornschweig sie wirklich gerade erst geöffnet hatte. Aber nach dem Zustand der Nachbarin zu urteilen, war sie vor kurzem noch geschlossen gewesen.
    »Ja, jetzt sagen S’ mia einmal, was suchen S’ denn eigentlich? Und überhaupt … i muass Ihna schon sagn, dass i des für einen völligen Fehler halt, dass ihr den Dornhelm verdächtigst. Der nette Mensch …«
    »Liebe Doris, wir glauben doch …«
    »… na wirklich, der nette Mensch! Der kann doch kana Fliagn was zuleide tuan. Und ihr glaubts, dass er zu einem Mord fähig wäre! Na, na, na. Ihr habt’s

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