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Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Die Namensvetterin: Kriminalroman (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Naber
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schenkte Josef den tiefgründigen Blick, den sie immer vor dem Spiegel geübt hatte, wenn sie nach einem langen Fernsehabend etwas zu beschwipst war. Dann versuchte sie die Hauptübung: ein leicht beschämtes, aber doch bezauberndes Lächeln, das alles verhieß, aber nichts versprach. Ohne den Blick in seine Augen abzuwenden, nahm sie einen Schluck Rotwein und ließ wie zufällig einen klitzekleinen Tropfen auf der Lippe hängen, den sie dann völlig nebenbei ableckte.
    »Du … wie soll ich sagen … nun, wenn wir schon so weit sind, muss ich dir auch ein Geständnis machen: Josef, du bist wirklich … ein sehr attraktiver Mann.«
    Sie sah, wie sich Josefs Brustkasten heftiger zu heben und zu senken begann. Nun umklammerte auch er sein Glas.
    »Und es macht mich traurig, dich so traurig zu sehen.«
    Maria senkte kurz den Blick, um ihn dann noch intensiver wieder zu heben. Josef nahm nun seinerseits einen Schluck und verschluckte sich. Er bekam einen Hustenanfall. Maria fühlte sich betrogen. Der ganze Aufbau war zerstört. Und dabei hatte es überraschenderweise doch so wunderbar funktioniert. Josef fing zwischen den Hustern verlegen an zu lachen.
    »Es tut mir … Leid … ich … Leid … ist gleich … vorbei … ich bin … wirklich … Maria« – nun griff er ihre Hand und zog sie rasch, als hätte er sich verbrannt, wieder zurück –, »ich … es tut mir Leid.«
    »Das kann doch jedem einmal passieren. Geht es wieder?«
    Nun ergriff Maria ihrerseits seine Hand, besorgt und geschwisterlich. Dabei ließ sie seine Augen nicht aus dem Blick. Josef starrte sie an wie ein Medium den Hypnotiseur. Ganz leicht streichelte sie mit einem Finger seinen Handrücken, der sich wirklich so gut anfühlte, wie er aussah. Und sie spürte Elektrizität. Am liebsten wollte sie diese Hand nie mehr auslassen. Im Gesicht von Josef zuckte es.
    »Du bist die aufregendste Frau, die ich je kennen gelernt habe.«
    Irgendwo tief im Innern Marias blitzte eine schnodderige Antwort auf, doch Maria war viel zu sehr von der Elektrizität der Berührung gefangen genommen, als dass sie sie zugelassen hätte. Irgendwie verschob sich ihre Wahrnehmung. Alles hinter Josef verschwamm, die Stimmen wurden zu einem anregenden Gemurmel, und die Kerze umfasste mit ihrer Hitze den ganzen Tisch. Maria spürte ein Pochen zwischen ihren Beinen. Sie sah nur mehr Josefs Augen, und doch spürte sie seine ganze Präsenz. Langsam streichelte sie seinen Unterarm. Und zugleich spürte sie ihre Brüste, als würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben feststellen, dass sie welche besaß. Nun begann auch Josef, ihren Arm zu streicheln. Bei jeder Berührung Wellen von Elektrizität. Maria wurde schlecht. Sie sah auf Josefs Mund und spürte, wie ihre Lippen nass von Speichel wurden. Langsam kamen ihre Gesichter einander näher. Maria fühlte sich zweigeteilt. Einerseits konnte sie sich gegen das Verlangen überhaupt nicht wehren und genoss es zutiefst, andererseits sah sie sich selbst dabei zu. Sie hatte sich wie eine x-beliebige Schauspielerin benommen, Trick nach Trick eingesetzt und Erfolg damit gehabt. Sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben einen Mann bewusst verführt. Und sie fühlte sich großartig dabei. Es gab ihr ein Gefühl der Macht. Als sie sich schon nahezu berührten, registrierte Maria zum ersten Mal den Geruch Josefs und wurde beinahe ohnmächtig, so stark wurde ihre Begierde schlagartig. Und dann der Kuss. Das Spiel der Zungen gestaltete sich aufregend. Es war ein Geben und Nehmen, ein Locken und Kommen. Nicht vergleichbar mit den ungelenken Vorstößen ihrer ersten, jungen Liebhaber und auch nicht vergleichbar mit den propellerhaften Bewegungen von Karl. Was hatte sie an diesem Mann nur so anziehend gefunden?! Mein Gott, war sie in diesem Augenblick dankbar, dass dieses Flittchen dahergekommen war. Und voll Lebensfreude griff sie in den Haarschopf von Josef und fuhr mit der Zunge über seinen Hals. Er nahm im Gegenzug ihren Ohrring in den Mund und zog daran. Maria stöhnte auf. Sie lösten sich voneinander und starrten einander in die Augen. Heftig atmend. Und Maria hatte das Gefühl, als sei ihr ganzer Körper gefühllos und zugleich empfindlich wie ein Touchpad. Völlig im Gleichklang zündeten sie sich eine Zigarette an. Mit dem ersten Zug drang wieder langsam die Realität in Marias Bewusstsein. Und auch Josef registrierte wieder, dass sie eigentlich in einem Lokal saßen. Sie lächelten einander an. Maria tastete mit ihrem Blick wie

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