Die Nanny und der Traummann
doch gern getan“, erwiderte er wie schon einige Male zuvor, die sich Sierra im Lauf des Tages bei ihm bedankt hatte. Nachdem er selbst einen Schluck Bier getrunken hatte, fragte er: „Wie geht es dir?“
„Eigentlich ganz gut. Auf jeden Fall besser als erwartet. Natürlich bin ich traurig, und ich werde meinen Dad sicher sehr vermissen. Aber der Mann, der er einmal war, ist schon vor langer Zeit gestorben. In den letzten Jahren hat er doch nur noch vor sich hin vegetiert. Auf gewisse Weise bin ich froh für ihn, dass es vorbei ist. Dass er jetzt endlich seinen Frieden gefunden hat.“ Sie brach ab und warf Coop einen Blick zu. „Bin ich deswegen ein schlechter Mensch?“
„Überhaupt nicht.“
Nach kurzem Schweigen fuhr sie fort: „Aber ich mache mir große Sorgen um Joy.“
„Hat die Nachricht sie sehr getroffen?“
„Nein, überhaupt nicht. Das ist es ja gerade. Sie hat unseren Vater seit fast vier Jahren nicht mehr gesehen. Deswegen wollte ich ja unbedingt, dass sie ihn besucht, wenn sie nach New York kommt. Jetzt wird sie sich wahrscheinlich den Rest ihres Lebens Vorwürfe machen, weil sie ihn nicht mehr gesehen hat. Ich habe sie gefragt, ob ich mit der Einäscherung warten soll, bis sie hier ist. Aber das wollte sie nicht. Sie sagt, dass sie ihn nicht so in Erinnerung behalten will.“
„Die Entscheidung liegt bei ihr.“
„Ich weiß.“ Sierra nahm noch einen Schluck Bier und stellte die Flasche dann auf dem Boden ab.
„Gibt es sonst noch etwas, was ich für dich tun kann? Brauchst du Hilfe wegen der Trauerfeier? Ich weiß ja, dass das Geld bei deiner Schwester und dir im Augenblick knapp ist.“
„Ich werde dich auf keinen Fall dafür bezahlen lassen.“
„Aber wie willst du das Geld dann zusammenbekommen?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Mir wird schon noch etwas einfallen.“
„Darf ich fragen, ob er eine Lebensversicherung hat?“
„Ja, aber sie ist nicht sonderlich hoch. Wenn ich die Krankenhausrechnungen bezahlt habe, wird nicht mehr viel übrig sein. Außerdem dauert es bestimmt mehrere Wochen, bis sie zahlen.“
„Und was, wenn ich dir einen Vorschuss auf dein nächstes Gehalt gebe?“
Sie zögerte und knabberte nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum.
„Es würde mir wirklich nichts ausmachen“, beteuerte er.
Doch Sierra reagierte noch immer nicht. Er verstand einfach nicht, warum es ihr so schwerfiel, seine Hilfe anzunehmen! Mittlerweile betrachtete er sie als gute Freundin. Und wofür waren Freundschaften da, wenn man sich in schweren Zeiten nicht gegenseitig half?
„Bist du dir sicher, dass das keine Zumutung ist?“, fragte sie schließlich.
„Natürlich. Sonst hätte ich es nicht von selbst angeboten.“
„In dem Fall sage ich gerne Ja.“
„Dann überweise ich dir das Geld gleich morgen früh.“
„Danke.“ Danach hüllte sie sich wieder in Schweigen.
Nachdem sie mehrere Minuten lang nichts gesagt hatte, bemerkte Coop: „Ich wüsste zu gerne, was du gerade denkst.“
„Ich habe über die Zwillinge nachgedacht. Darüber, wie schade es ist, dass sie ihre Eltern nie wirklich kennenlernen konnten. Dass sie nie erfahren werden, was es heißt, eine Mutter und einen Vater zu haben.“
„Aber dass sie Ash und Susan verloren haben, heißt doch noch lange nicht, dass sie niemals zwei liebende Eltern haben werden.“
Sierra warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Was soll das heißen?“
„Dass ich nicht möchte, dass die Mädchen von ihrem Onkel großgezogen werden. Sie sollten eine richtige Familie haben.“
Sierra wurde blass. „Willst du damit sagen, dass du sie weggeben willst?“
„Nein, natürlich nicht. Ich glaube, ich bin bereit für ein sesshaftes Leben. Deswegen habe ich beschlossen, sie zu adoptieren.“
Sierra biss sich auf die Lippe und blinzelte die Tränen weg, die ihr ganz plötzlich in die Augen gestiegen waren. Die ganze Zeit über hatte sie nicht glauben wollen, dass Coop sich wirklich geändert hatte und den Mädchen ein guter Vater sein würde. Doch jetzt bestand für sie kein Zweifel mehr. Sie fühlte sich, als wäre ihr ein gewaltiger Stein vom Herzen gefallen. Es war, als könne sie zum ersten Mal, seitdem sie von Susans und Ashs Unfall erfahren hatte, wieder richtig durchatmen. Plötzlich war sie sich sicher, dass es den Zwillingen gut gehen würde. Ganz egal, was zwischen ihr und Coop passierte. Er liebte die Kinder und wollte ihnen ein richtiger Vater sein!
Als sie aufblickte, bemerkte sie, dass Coop sie mit
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