Die Nanokriege 4 - Die Flucht
auf dem Weg zum Maschinenraum«, antwortete die Frau atemlos. Man konnte hören, dass sie dem Schluchzen nahe war. »Sie sind alle tot.«
»Ich weiß«, sagte Herzer. »Du musst die Injektoren ausbauen
und dann durch die Ausstiegsluke im Maschinenbereich aussteigen.«
Ein paar Augenblicke lang war nichts zu hören, dann schluchzte Nicole.
»Es gibt da nur ein Problem«, sagte sie, und man konnte die Angst aus ihrer Stimme hören. »Im Tunnel hinter mir ist ein Ork!«
»In dem Fall solltest du den Tunnel so schnell wie möglich verlassen«, sagte Herzer. »Wir kommen zurück und bauen diesen verdammten Injektor aus.«
»Herzer. Halt verdammt noch mal die Klappe und lass mich arbeiten.«
»Mach weiter, Mädchen.« Herzer hielt an der Luke zu Shuttle Sieben inne. »Van Krief?«
»Richard hat den Maschinenraum fast erreicht«, sagte Van Krief, klappte die Außenschleuse auf und ließ sich ins Schiff fallen. »Er wird aussteigen und sich mit uns an Schleuse Vierzehn treffen.«
»Okay.« Herzer sah zu, wie der Rest des Teams sich durch die Luke drängte. »Gehen wir. Ich werde dich und deine Sicherheitsgruppe bei Vierzehn lassen. Wir treffen uns im Wartungsbereich. «
Endlich hatte Nicole das Ende des langen, dunklen Tunnels erreicht und ging daran, die Luke zu öffnen. Es gab eine Haltestange, die sie jetzt herausklappte und nach unten zog.
Sie eilte zu dem Fusionsgenerator, zog einen Hydroschrauber heraus, knackte die vier Sicherungen oben am Fusionsgenerator und hob die zwanzig Kilo schwere Platte herunter. Anschließend musste sie das primäre Computerinterface, die Einspritzklappe und schließlich den Injektor selbst entfernen. Sie hatte das Dutzende Male todmüde unter Wasser und mit dem Kopf nach unten gemacht. Es jetzt zu tun, obwohl ein Ork immer näher rückte, war eine Kleinigkeit.
Als sie den Injektor, der etwa die Länge ihres Unterarms hatte, herausgezogen hatte, ging sie vorsichtig, aber mit sicherem Schritt zur Schleuse und überlegte, was als Nächstes zu tun war. Sie sah zu der Zugangsluke hinüber, durch die sie gekommen war, entdeckte dort aber bis jetzt noch keinen Ork.
Anschließend musterte sie die Schalter für die Ausstiegsluke. Um die innere Schleusentür zu aktivieren, musste man als Sicherheitsmaßnahme einen Code eingeben. In der Vergangenheit war es gelegentlich vorgekommen, dass Menschen im Weltraum durchgedreht hatten. Stress. Also musste sichergestellt werden, dass nur bestimmte Leute Luken öffnen konnten. Und dann gab es Luken wie die Ausstiegsluke im Mannschaftsbereich, bei der zum Öffnen zwei Leute gebraucht wurden. Andere, wie diese hier, erforderten nur einen schlichten Code.
Sie tastete den Code sorgfältig ein und wurde mit einem grünen Licht belohnt.
»Hallo, Mensch«, hörte sie es schwach hinter sich. »Zeit zu sterben!«
Sie trat in die Luftschleuse, legte den Injektor aufs Deck und packte einen Haltegriff. Fest.
Im Maschinenraum war es gelegentlich nötig, sperrige Gegenstände durch Luken nach draußen zu befördern, beispielsweise Fusionsaggregate, die zu groß waren, um in die Luftschleuse zu passen. Deshalb konnte man diese Luken ins Vakuum öffnen. Die Fusionsanlage war ebenso wie das reaktionslose Antriebssystem vakuumsicher, in dem Punkt gab es also hier keine Probleme. Der Ork andererseits trug mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Anzug. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass man mit einem dieser klobigen Anzüge den Zugangstunnel passieren konnte.
»Ja, so ist es«, sagte sie leise und tippte dabei den Zahlencode ein, der die Sicherheitsprotokolle ausschaltete und die Außenluke öffnete.
Was auch immer der Ork hatte sagen wollen, ging in einen schrillen Schrei über, als die Luft durch die Schleuse ins All schoss. Es gab Luft, sehr viel Luft, in den Mannschaftsräumen des Shuttle und ganz besonders in den Personalschächten. Die Luft schoss mit Orkanstärke durch den Zugangstunnel, riss den Ork quer durch den Raum und schleuderte ihn gegen die Wand. Und sie schleuderte auch den Injektor in die Tiefen des Weltraums, wo ihn der Feind mit Sicherheit nicht würde bergen können.
Trotz des mächtigen Luftschwalls zeigte ein Blick auf die Atmosphäredisplays, dass kaum Sauerstoff im Raum war. Tatsächlich herrschte beinahe Vakuum, jedenfalls war der Luftdruck niedrig genug, um die völlige Dekompression ihres Verfolgers sicherzustellen. Und deshalb hieb Nicole, die Stiefel magnetisch am Boden verankert, eine Hand an den Handgriff geklammert, jetzt
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