Die Nanokriege 4 - Die Flucht
Herzer und war dem Ingenieur mit der Staffelei behilflich, die dieser mitgebracht hatte.
Evan Mayerle war ein mittelgroßer, braunhaariger, junger Mann mit blauen Augen, die im Augenblick förmlich an Shanea klebten. Sie hatte ein Tablett mit Kaffee und süßem Gebäck hereingebracht und stellte es jetzt auf ein niedriges
Tischchen, wobei sie sich aus der Hüfte vorbeugte. Da sie einen engen Rock trug, überließ ihre Anatomie nichts der Fantasie.
»Äh …«, sagte der Ingenieur. »Ja. Ähm …«
»Informationen über die Excelsior «, sagte Herzer und grinste.
»Richtig.« Evan nickte und schüttelte dann den Kopf und gab sich alle Mühe, der Blondine nicht nachzustarren, als sie aus dem Zimmer wippte.
»Excelsior«, murmelte er, zog ein paar Pläne aus einem Papprohr und befestigte sie mit Reißzwecken an der Staffelei. »Exzellenter Po …«, er verstummte und schüttelte den Kopf. »Mistress Travante, sind wir uns schon einmal begegnet?«
»Ja, kurz, auf der Hazhir «, erwiderte Megan.
»Freut mich, dich wiederzusehen«, murmelte Evan, und seine Augen wanderten dabei zwischen ihrem Busen und ihren Augen hin und her. Er schüttelte wieder den Kopf und zog zwei dicke Aktendeckel aus seiner Mappe.
»Ich denke, ich sollte anfangen«, sagte er und legte die Aktendeckel auf den Beistelltisch. »Äh …«, er stockte, atmete tief durch und wandte sich der Staffelei zu. »Seid ihr so weit?«
»Ja, Mister Mayerle«, sagte Megan und gab sich alle Mühe, nicht zu lachen.
»Die Excelsior ist 2935 gebaut worden. Ursprünglich war sie ein Tanker, der Kohlenwasserstoff vom Neptun nach Terra brachte.«
Herzer setzte dazu an, den Mund aufzumachen und klappte ihn aber wieder zu. Evan, ganz auf seine Notizen konzentriert, bemerkte es nicht.
»Für Helium-Drei-Transport hat man sie 3212 umgebaut, als die Kohlenwasserstoffmärkte zusammenbrachen. Als Letzte ihrer Klasse hat man die Excelsior behalten, die übrigen Schiffe ihrer Klasse wurden verschrottet. Sie ist mit einem Ionenantriebssystem ausgestattet, das natürlich einen sehr
niedrigen Impuls liefert, aber sie hat eine hohe Höchstgeschwindigkeit …«
»Entschuldigung«, fiel Herzer ihm ins Wort. »Da komme ich nicht mit. Was ist ein Ionenantrieb?«
»Ihr wisst, was Ionen sind, ja?«, fragte Evan mit gerunzelter Stirn.
»Ja«, nickte Megan.
»Nein«, antwortete gleichzeitig Herzer.
Evan seufzte und überlegte kurz.
»Du weißt aber, dass ein Atom aus einem Kern und einer Elektronenschale besteht, ja?«, fragte er.
»Das weiß ich«, gab Herzer zu.
»Okay. Ionen sind Atome, deren Elektronenschale abgestreift wurde. Sie sind hochenergetisch, und man kann sie aus dem Heck eines Raumfahrzeugs abstoßen und damit einen spezifischen Impuls erzielen. Das heißt, sie schieben das Raumfahrzeug an. Mehr oder weniger.«
»Okay«, sagte Herzer. »Und was … bedeutet das für uns?«
»Bloß, dass es das Hauptantriebssystem des Schiffes ist«, erwiderte Evan mit finsterer Miene.
»Und für mich ist das … weshalb wichtig?«, fragte Herzer.
Evan klappte den Mund auf, klappte ihn dann wieder zu und starrte seine beiden Zuhörer verständnislos an.
»Herzer«, sagte Megan mit einem angedeuteten Lächeln, »lass ihn reden.«
»Okay«, erwiderte Herzer und lehnte sich zurück. »Ihr müsst mich dann eben wecken, wenn wir an den Punkt kommen, wo ich Leute liquidieren muss.«
»Das Schiff ist knapp über einen Kilometer lang«, sagte Evan mit leicht gerunzelter Stirn und zeigte auf die erste Graphik. »Das Antriebssystem befindet sich hinten und nimmt etwa zweihundert Meter des Schiffsrumpfs ein. In dieser Sektion befinden sich sechs uralte HE3-Fusionsreaktoren und die Ionenkanone …«
»Kanone?«, sagte Herzer und setzte sich auf.
»Das ist ein Fachausdruck, Major«, seufzte Evan. »Keine Waffe.«
»Oh.«
»Es gibt auch eine kleine Steuerungsanlage, die aber nur die Hauptmaschinensysteme regelt. Der Vektor des Schiffes wird durch seitliche Schubaggregate angepasst, die entlang der Mittelachse angeordnet sind …«
Herzer schüttelte nur noch den Kopf.
»So wird es gesteuert«, flüsterte ihm Megan ins Ohr.
»… und von der Kommandozentrale des Schiffes aus gesteuert werden, die sich … hier befindet«, fuhr Evan fort und deutete auf eine Stelle im mittleren Bereich des Schiffes.
»Weshalb hat es diese große Ausbuchtungen?«, fragte Herzer.
»Es gibt drei HE3-Tanks«, sagte Evan mit einem Seufzer. »Sie befinden sich im mittleren Bereich des Schiffes.
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