Die Nanokriege 4 - Die Flucht
heißt … June, und sie bringt irgendwelche Listen«, sagte Shanea, und ihre Augen weiteten sich. Herzer hatte sein Hemd ausgezogen, und man konnte deutlich erkennen, welche Muskelstränge sich auf seinem Oberkörper gebildet hatten; die Adern an seinen Armen und am Oberkörper zeichneten sich dunkel vor der blassen Haut ab. »Ähm …«
»Blödsinn«, murmelte Herzer. »Okay, Bue, das wird mich eine Weile in Anspruch nehmen, wahrscheinlich sind das die Listen für das technische Personal. Kannst ja inzwischen ins Kriegsministerium zurückgehen.«
»Darf ich fragen, was das alles zu bedeuten hat?«, wollte Bue wissen.
»Im Augenblick noch nicht«, erwiderte Herzer. »Aber bald.«
»Na schön«, meinte Bue und zuckte die Achseln. »Soll ich heute Abend wiederkommen?«
»Nein«, knurrte Herzer. »Das wird nicht den ganzen Nachmittag in Anspruch nehmen, und verdammt will ich sein, wenn ich dann den Abend mit Gewichten verbringe. Morgen kommt die untere Hälfte dran. Sagen wir Donnerstag, wenn dir das passt?«
»Ich werde hier sein.« Bue nickte. »Viel Spaß bis dahin.«
Herzer griff nach seinem Hemd, wischte sich den Schweiß ab und blickte dann zu Shanea auf.
»Wir werden wahrscheinlich etwas zu trinken und einen kleinen Lunch brauchen, wenn es dir nichts ausmacht«, sagte
er und lächelte. »Ist mir ja eigentlich peinlich, dich so als Laufmädchen einzusetzen …«
»Geht schon in Ordnung«, sagte Shanea immer noch mit weit aufgerissenen Augen. Dann lächelte sie. »Was auch immer du brauchst.«
Herzer nickte, als sie hinausging, und runzelte dann die Stirn, als er über ihre Antwort nachdachte.
»Lies da bloß nichts hinein, was nicht da ist«, murmelte er und ging den Flur hinunter zu dem Schlafzimmer, das er sich mit Megan teilte. Er streifte seine Shorts ab, trocknete sich schnell ab und schlüpfte dann in frische Kleidung.
»June«, sagte er, als er ins Foyer kam. »Wie lange ist das jetzt eigentlich her? Drei Jahre?«
»Ja, das könnte hinkommen, Herzer.« June lächelte und stand auf. »Du hast es zu etwas gebracht«, fügte sie mit einer Handbewegung hinzu, die ihre ganze Umgebung einschloss.
»So ist das eben, wenn man sich mit einem Ratsmitglied verlobt«, sagte er mit düsterer Miene. »Ich nehme an, Edmund hat dich damit beauftragt, Ersatzpersonal ausfindig zu machen?«
»Ja, und das wird mächtigen Spaß machen.« Sie griff nach ihrer Tasche. »Wo?«
»Wohnzimmer«, sagte er und wies in die Richtung. Sie nahmen am Couchtisch Platz, und June fing an, ihre Akten auszubreiten.
»Ich habe sechs Leute ausfindig gemacht, die nach den Akten von Raven’s Mill und denen der Bundesbehörden Erfahrung in Weltraumtechnik des Späten Informationszeitalters haben«, sagte sie und schob ihm die Akten hin. »Ich habe den Bundesnachrichtendienst gebeten, sie zu suchen, und man hat sie alle identifiziert und lokalisiert.«
Herzer nahm sich die erste Akte, warf einen Blick auf das Alter und verzog das Gesicht. »Der Typ ist über zweihundert. Ich weiß nicht, ob der das schaffen wird.«
»Das Problem haben einige dieser Leute«, sagte June. »Die ersten drei auf der Liste sind alle über zweihundert. Dann ist da einer, den ich persönlich kenne, der unter Platzangst leidet. Dir ist doch bewusst, dass du bei diesem Einsatz mit Situationsängsten zu tun bekommen wirst, oder?«
»Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht «, gab Herzer zu.
»In den Shuttles wird es recht eng sein«, erklärte June. »Und im Schiff ist es dann besser, aber auch nicht ideal. Dann kommt hinzu, dass sie vielleicht EVA-Manöver machen müssen …«
»Auf die Abkürzung bin ich ein paar Mal gestoßen«, sagte Herzer. »Das bedeutet Weltraumspaziergänge, oder?«
»Ja«, meinte June. »Es bedeutet ›extra vehikuläre Aktivität‹; du steigst aus deinem jeweiligen Fahrzeug aus und bewegst dich draußen. Du hast dich nicht mit diesem ganzen Weltraumkram beschäftigt, denke ich?«
»Nein, überhaupt nicht«, gab Herzer zu und sah sich die nächste Akte an. »Der Typ hier ist auch alt, aber dann steht da auch, dass er Langstreckenläufer ist. Das bedeutet zumindest, dass er vielleicht in Form ist. Piloten?«
»Das war etwas leichter«, lächelte June. »Davon habe ich neun. Eine von ihnen … ist ein wenig seltsam …«
»Da musst du definieren, was du unter seltsam verstehst«, erwiderte Herzer. »Und nicht uralt oder verkrüppelt?«
»Ganz und gar nicht verkrüppelt«, sagte June und runzelte die Stirn. »Ihre Akte
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