Die Nanokriege 4 - Die Flucht
sie gehört hatten, dass ein »Einsatz mit hohem Risiko« geplant war. Es war unwahrscheinlich, dass genügend Anzüge für alle von ihnen fertiggestellt sein würden, bis die Treibstoff-Shuttles landeten, aber sie würden als Reservekorps für den Einsatz zur Verfügung stehen.
»Ihr wisst alle, worum es bei unserem Einsatz geht, und seid über Einzelheiten des Plans informiert worden«, sagte der Hauptmann und ließ den Blick über die kleine Elitetruppe schweifen. »Und jetzt werde ich euch sagen, wie wir es angehen wollen.«
Er griff nach der Streitaxt auf dem Tisch und schwang sie in einer Acht durch die Luft.
»Hört mir jetzt alle gut zu«, sagte Van Buskirk und ließ die Axt weiter kreisen. »Der Weltraum ist ein kaltherziges, brutales, mörderisches Biest. Vergesst das nie. Wenn ihr immer daran denkt, vom ersten Augenblick, wenn die Shuttles starten, bis zu eurer Rückkehr auf die Erde, dann könnte es sein, dass wir euch nicht aus eurer Rüstung wischen müssen!« Seine Züge verfinsterten sich bei dieser Bemerkung, und dann hieb er die Axt mit aller Gewalt in die Rüstung. Die Spitze bohrte sich in die Schulter.
»Dieser Soldat ist jetzt tot «, sagte Bus, riss die Waffe mit einem Ruck aus der Stahlplatte und warf sie auf den Tisch. »Ihr seid es gewöhnt, lebenswichtige Punkte zu treffen und nur lebenswichtige Punkte zu schützen. Zu kämpfen, bis ihr zu Boden geht oder sterbt, ganz gleich, wie viele kleineren Wunden ihr dabei abbekommt. Seht euch Herzer an, er ist
mit so vielen Narben bedeckt, dass er sie kaum mehr zählen kann, alle ›fast daneben‹.«
»Und ein paar gar nicht so weit daneben«, meinte jemand im hinteren Bereich der Gruppe.
»Ja, schon.« Bus nickte. »Aber wenn euch im Weltraum auch nur ein Finger abgeschnitten wird, seid ihr tot . Das gilt natürlich auch für den Feind. Und deshalb müsst ihr etwas völlig Neues lernen und zusehen, dass ihr es auch in eure Köpfe bekommt. Ziel ist es nicht, lebenswichtige Punkte zu treffen, sondern eurem Feind die Rüstung aufzureißen . Im Vakuum reicht das völlig aus.«
Bus griff wieder nach der Streitaxt und hieb damit auf das Ellbogengelenk der Rüstung ein, sodass der Arm nach hinten abbrach und das Gelenk aufriss.
»Das ist ein tödlicher Schlag«, sagte er, schwang die Waffe weiter und traf die Rüstung am Schenkel, trieb den Stachel tief hinein. »Tot.«
»Sollte nicht schwer sein«, bemerkte Sergeant Graff.
»Nicht schwer, selbst abzukratzen «, herrschte der Hauptmann ihn an. » Du bist dran, Graff! Der größte Teil deines Körpers wird von nicht viel mehr als ein paar Schichten Seide bedeckt sein. Das solltet ihr alle nie vergessen! Wenn die es schaffen, diesen Anzug aufzuschlitzen, solange ihr im Vakuum seid, seid ihr in ein paar Sekunden verblutet, selbst wenn es bloß ein kleiner Kratzer ist.«
»Hab’s kapiert«, sagte Graff und nickte ernst.
»Das hier wird eure Hauptwaffe sein«, erklärte Van Buskirk und hob die Streitaxt in die Höhe. »Ihr seid gewöhnt, eure Gladii zu benutzen, aber für das, was uns bevorsteht, ist dieses Ding hier viel besser. Die Pike dient dazu, massive Teile der Rüstung zu treffen.« Er drehte sich im Kreis, und schmetterte die Pike mit aller Gewalt gegen die Brust der Rüstung und bohrte sie mit einem lauten »Ping« an. »Der flache Kopf ist für die Helme«, fuhr er fort, riss die
Streitaxt heraus und ließ sie auf den Helm niederkrachen, sodass der jetzt schief saß, »oder sonst irgendwo, wo ihr glaubt, eine Dichtung aufreißen zu können. Hat jemand von euch eine Vorstellung, was an meiner Demonstration nicht stimmt?«
»Im Vakuum wirst du dich in der Schwerelosigkeit bewegen«, erklärte Leutnant Massa ruhig. »Und wenn du so zuschlägst, fliegst du davon.«
»Richtig.« Bus nickte und beschrieb mit seiner Axt wieder ein paar Achten. »Ich glaube nicht, dass wir überhaupt in der Schwerelosigkeit kämpfen werden. Die Innenräume haben alle Schwerkraft, und auf der Außenfläche werdet ihr Magnetstiefel benutzen. Merkt euch also die Acht und überlasst die Arbeit der Axt.« Er endete, indem er die Axt gegen den unbeschädigten Arm schmetterte und das Ellbogengelenk dabei abplatzen ließ.
»Und wenn in Schwerelosigkeit«, fuhr er fort, »wird es etwas komplizierter. Es ist dann praktisch unmöglich, irgendwelche Formationen zu halten. Wir werden in Teams trainieren, weil ich davon ausgehe, dass jeweils zwei von euch einen von denen angehen, wenn das möglich ist, und den
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