Die Nanokriege 4 - Die Flucht
doch Informationen«, meinte das Ratsmitglied mit einem Achselzucken. »Jetzt hast du sie.«
»Sir«, sagte Leutnant Tao und legte eine Meldetasche auf Herzers Schreibtisch.
»Danke, Tao«, nickte Herzer, griff nach der Tasche und brach das Siegel auf.
Gerson Tao war fast ebenso groß wie Herzer und hatte noch dunklere Haut, strähniges, schwarzes Haar und die Andeutung einer Mongolenfalte im Augenwinkel. Er stammte aus den weiten Ebenen des Westens und war ein hervorragender Reiter. Herzer hatte ihn als Ausbilder im Offiziersgrundkurs kennengelernt und ihn mit Amosis Van Krief und Destrang dafür ausgewählt, Herzog Edmunds »Diplomatische Mission« zu den südlichen Inseln zu begleiten. Die Diplomatische Mission war gründlich gescheitert, aber Tao, damals noch Fähnrich, hatte sich auf dem langen Ritt, auf den Edmund ihn geschickt hatte, um die Kavallerie herbeizubeordern, als äußerst verlässlich erwiesen. Er war nicht gerade der Intelligenteste der drei, aber dafür war er hartnäckig und zäh. Wenn man ihm eine Aufgabe zuwies, konnte man sich darauf verlassen, dass er so lange nicht locker ließ, bis sie erledigt war.
»Du musst mir einen Gefallen tun«, sagte Herzer, zog einen dicken Leinenumschlag aus der Meldetasche und warf sie Tao wieder hin. »Shanea muss zurück nach Washin. Also, genauer gesagt, sie muss nicht, aber sie hat sich eine Pause verdient. Du bist ja wahrscheinlich nicht sonderlich an Shopping interessiert?«
»Du liebe Güte«, stöhnte Tao. »Womit habe ich mir das verdient? «
»Führ sie einfach in der Stadt herum«, sagte Herzer und grinste. »Beschaff dir eine Gruppe Wachen und eine Kutsche.
Du kannst beides auf Megans Konto setzen lassen. Und sorg dafür, dass sie nicht entführt wird.«
»Wird gemacht, Sir«, versprach der Leutnant und seufzte. »Wird es einmal so weit kommen, dass ich nicht bloß für Gepäck verantwortlich bin, Sir? Bei der Zweiten Legion hat es mir wirklich Spaß gemacht .«
»Dauert nicht mehr lange, Tao«, versprach Herzer grinsend. »Ich sorge dafür.«
»Vielen Dank, Sir«, sagte Tao. »Jetzt gleich?«
»Wäre mir recht«, erwiderte Herzer und sah zum Fenster hinaus. »Aber du hast reichlich Zeit. Geh mit ihr in Washin zum Mittagessen – und wahrscheinlich auch zum Abendessen. Bring sie einfach vor neun oder zehn hierher zurück. Wenn es später wird, bleibst du im Quartier der Ratsfrau und lässt mir Bescheid sagen.«
»Ist das ein Einsatz oder ein Rendezvous?«, fragte Tao mürrisch.
»Das liegt bei dir«, erwiderte Herzer und schob eine Augenbraue hoch, als er sah, wie sich Taos Züge verfinsterten.
»Ist das dein Ernst?«, fragte Tao und schob seinerseits eine Augenbraue hoch.
»Wenn du Ärger mit ihr bekommst, wirst du das wahrscheinlich Megan erklären müssen«, sagte Herzer und blickte jetzt seinerseits wieder finster. »Und ich warne dich, wenn du dein Herz an das kleine Biest verlierst, wird sie es dir brechen. Aber falls einfach eines zum anderen führt, wird sich niemand beklagen.«
»Oh«, machte Tao, dem sein Einsatz plötzlich in völlig anderem Licht erschien. »Geht in Ordnung, Sir.«
»Und sieh mal nach Destrang«, sagte Herzer. »Eigentlich sollte er mir dieses Zeug hier bringen, nicht du.«
»Jawohl, Sir«, nickte Tao. »Ist das alles?«
»Ja«, erklärte Herzer und grinste jetzt. »Viel Spaß.«
»Ich … werde mir Mühe geben.«
Als der Leutnant das Büro verlassen hatte, schlitzte Herzer den Umschlag mit einem Messer auf und ließ den Inhalt auf die Schreibtischplatte fallen. Es gab zwei innere Umschläge, unverschlossen, einer mit Plänen, der andere mit einer langen handschriftlichen Mitteilung.
Er warf einen Blick auf den ersten Plan und knurrte überrascht.
»Ordonnanz!«, brüllte er in Richtung Tür.
»Sir?«, fragte ein Blood Lord und öffnete die Tür, während Herzer schnell die Pläne mit dem Umschlag zudeckte.
»Hol mir Ratsfrau Travante, Evan Mayerle und … mhm …«, er hob den Umschlag auf, überlegte und zuckte dann die Achseln. »… und Hauptmann Van Buskirk. Es gibt hier etwas, das die sehen müssen.«
»Also das ist der … seltsamste Weltraumanzug, den ich je gesehen habe«, sagte Buskirk und blätterte in den Zeichnungen.
»Sieht aber sehr funktional aus«, meinte Evan nachdenklich. »Die Konstruktion basiert anscheinend auf einem antiken Taucher anzug.«
Herzer hatte keine Ahnung, wo Megans Vater die Pläne für die Ork-Rüstung herhatte, aber die Zeichnungen waren komplett,
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