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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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sehen so aus, als ob der Felsen mit Moos bedeckt wäre.«
    »Das sind die lebenden Polypen«, korrigierte ihn Bruce. »Sie sind mit den Quallen verwandt. Am besten stellst du
sie dir als eine Art umgestülpte Quallen mit einer Steinschale vor. Das sind Filtrierer; sie strecken winzige Fasern aus, die vorüberziehendes Plankton einfangen. Einmal im Jahr vermehren sie sich, sie stoßen dann ganze Wolken von Spermien und Eiern aus, die von der Strömung weggetrieben werden. Aber Big Greenie hier tut das schon seit sieben Millionen Jahren.«
    »Verdammt«, sagte Edmund sichtlich beeindruckt.
    »Beinahe wäre er gestorben«, fuhr Bruce fort. »Die Wasserverhältnisse um die Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts waren schrecklich. Wie sich später herausstellte, fand damals eine normale Klimaverschiebung zu höheren Temperaturen hin statt, und dann kippte der Zyklus, und es kam zu einem deutlichen Temperaturrückgang, eine Art Mini-Eiszeit. All das erzeugte Temperaturbelastungen. Toxine, die von der Industrie ins Wasser abgeleitet wurden, Taucher, die das Riff berührten, industrielle Fischereimethoden, die lebenswichtige Spezies auslöschten – alles das wirkte zusammen und hätte beinahe etwas getötet, das Millionen von Jahren gelebt hat. Es gab Teile dieses Riffs, wo nur noch auf weniger als zehn Prozent lebende Polypen angesiedelt waren; das war ein sicheres Rezept für die Katastrophe.«
    »Und worauf willst du hinaus?«, fragte Edmund trocken.
    »Wie ich schon erwähnt habe, du bist ein sehr fokussierter Mensch, Edmund Talbot. Und auch wenn es wichtig ist, sich auf die Bäume zu konzentrieren, muss man doch auch manchmal den Wald für sich selbst sprechen lassen. Ich zeige dir hier den ältesten Baum im Wald, weil ich mir dachte, das sei etwas, worauf du dich fokussieren kannst. Dies ist das Ziel unseres Werks; wir wollen sicherstellen, dass das Riff, und damit auch Big Greenie, niemals mehr solchen Umweltbedingungen ausgesetzt ist.«
    Edmund verarbeitete das Gehörte stumm und schwamm dann mit ein paar Flossenbewegungen gegen die Strömung
zu dem Korallenfelsen zurück. Er ließ sich auf den Meeresgrund sinken, betrachtete ihn aufmerksam und zog sich dann ein paar Meter zurück, als er in einer Spalte am Ansatz der Koralle den Kopf einer riesigen Muräne entdeckte.
    Schließlich schwamm er zu Bruce zurück, der geduldig auf ihn gewartet hatte.
    »Ich glaube, ich verstehe, was du meinst«, sagte Talbot.
    »Das klingt nach einem ›Aber‹«, erwiderte Bruce.
    »Ja, es gibt auch ein riesiges ›Aber‹«, gab Edmund zu. »Das erste ›Aber‹ ist, dass die Umstände, von denen du sprichst, nicht zutreffen. Nicht zutreffen werden . Damit diese Umweltbedingungen eintreten, die du schilderst, braucht es Industrie, Großindustrie. Und die kann in Anbetracht der Explosivprotokolle nicht existieren.«
    »Man kann auch ohne Verbrennungsmotoren Toxine erzeugen«, meinte Bruce mit gerunzelter Stirn.
    »Nicht im großen Maßstab, nicht ohne Verbrennungsmotoren oder elektrische Energie. Ersteres wird von Mutter nach den Explosivprotokollen verhindert. Und jede erzeugte Energie wird von dem verdammten Netz sofort aufgesogen. Industrie im großen Maßstab ist also nicht möglich. Du hast ja keine Ahnung, was ich im Augenblick beispielsweise für ein paar Tonnen Schwefelsäure geben würde, aber die in einer Low-Tech-Umgebung herzustellen ist praktisch ausgeschlossen.«
    Bruce wollte etwas sagen, aber Edmund hob abwehrend die Hand.
    »Einen Augenblick noch, bitte.« Edmund grinste. »Ich habe dich auch ausreden lassen. Wenn wir diesen Krieg gewinnen, geht das gesamte System wieder online, und alles ist wieder so wie vor dem Zusammenbruch. Du wirst dann wieder alles, was du brauchst, replizieren können. Es wird ebenso wenig eine Industrie geben, wie es die letzten zweitausend Jahre vor dem Zusammenbruch keine gegeben hat.
Und es wird auch nicht mehr Besucher geben, weil es gar nicht so viele Leute gibt, und selbst bei dem augenblicklichen normalen Bevölkerungswachstum wird es in den nächsten hundert Jahren nicht mehr als eineinhalb Milliarden, maximal zwei Milliarden geben. Es gibt da auch eine natürliche Grenze; mit prä-industriellem Ackerbau kann man einfach nur eine begrenzte Zahl an Menschen ernähren. Du hast übrigens in deiner Litanei ins Meer geleitete Nährstoffe vergessen.«
    »Ja, die gibt es auch«, nickte Bruce mit finsterer Miene. »Das war beinahe der Untergang der Bucht von Flora. Und diese Bucht ist so

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