Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
Vom Netzwerk:
erinnerten in ihrer Form an Thunfische, hatten aber einen runderen Kopf, glänzten bläulich und trugen wie als Verzierung einen waagerechten Streifen. Als er nahe genug war, um Einzelheiten sehen zu können, wurde ihm auch klar, was hier vor sich ging. Kleinere Fische, einer davon leuchtend blau, schossen von den Felsbrocken in die Höhe und schwammen über den Körper des größeren Fisches. Edmund wartete geduldig, bis der größere Fisch einen von ihnen fressen würde, aber das geschah nie. Vielmehr schwammen die kleinen Fische über dem größeren hin und her und pickten gelegentlich nach ihm, als würden sie seine Haut fressen. Sogar in seine sich langsam öffnenden und schließenden Kiemen schwammen sie hinein, und jetzt schwamm vor seinen verblüfften Blicken sogar einer in das Maul des größeren Fisches, stocherte darin herum und kam wieder heraus.
    »Reinigungsstation«, sagte Bruce, und Edmund wurde bewusst, dass er völlig innegehalten hatte, anstatt seinem Gastgeber zu folgen.
    »Tut mir Leid, ich habe mir das gerade angesehen«, sagte er.

    »Gut«, erwiderte Bruce, der dagegen sichtlich nichts einzuwenden hatte. »Ich hatte sogar gehofft, du würdest dich vielleicht einmal gründlicher umsehen.«
    »War das so offenkundig?«, schmunzelte Edmund.
    »Du bist eine sehr … fokussierte Person, Edmund Talbot«, erwiderte Bruce. »Und auf den Riffs gibt es eine Unmenge Dinge, auf die man sich konzentrieren kann. Was du hier siehst, ist ein Lippfisch«, sagte er und deutete auf den leuchtend blauen Fisch. »Er pickt Parasiten von den größeren Fischen ab. Der größere hier ist übrigens ein Amberjack.«
    »Warum frisst er sie nicht?«, wollte Edmund wissen. »Das wäre doch eine bequeme Mahlzeit.«
    »Manchmal tun sie das«, erklärte Bruce. »Aber im Großen und Ganzen nicht. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden funktioniert so, dass die kleineren Fische die bequeme Mahlzeit bekommen und den größeren die Parasiten entfernt werden. Wenn sie die kleinen Fische nicht um sich herum hätten, sie also alle auffressen würden, dann könnten sie sich am Ende vor Parasiten nicht mehr retten. Beide bekommen, was sie brauchen; man nennt das eine kommensale Beziehung.«
    »Ich habe dort hinten eine Schildkröte gesehen, die etwas fraß, was wie ein Schwamm aussah«, sagte Edmund. »Was bekommt der Schwamm?«
    »Gar nichts«, erwiderte Bruce und zuckte die Achseln. »Raub ist Raub. Aber … diese Art von Schwämme wächst sowohl auf lebenden wie auch toten Korallen. Wenn sie sich ungehindert ausbreiten könnten, würden diese Schwämme sich über das ganze Riff ausbreiten, und das wäre sein Tod. Gezeiten und Strömungen sowie gelegentliche Stürme würden mit der Zeit die verbliebenen Korallen vernichten. Und dann würde das ganze Ökosystem sterben. Wenn du sämtliche Schildkröten töten würdest, gäbe es andere Lebewesen, die Schwämme fressen, und die würden sich vermehren,
weil ja ihre Nahrungsquelle zunimmt … aber wahrscheinlich fängst du jetzt an, die Komplexität des Lebensgeflechts ein wenig zu begreifen, die ein Korallenriff darstellt. Nimm die Riffbarsche weg, und die Algen breiten sich ungehindert aus. Papageienfische fressen lebende Korallen, aber ihr Kot ist beinahe reiner Sand, das kommt von dem Gestein, das sie in sich aufnehmen müssen, um an die Polypen heranzukommen; der von vielen so geschätzte korallenweiße Sand ist nichts anderes als ihre Scheiße. Aber es gibt da etwas ganz Besonderes, was ich dir zeigen möchte; es ist nicht weit von hier.«
    »Schwimmen wir hin«, sagte Edmund und wandte sich von der Reinigungsstation ab.
    Ein Stück vor ihnen ragte ein Korallenblock zwischen kleineren Brocken auf. Er war etwa drei Meter hoch und vielleicht zwei breit und lief nach unten tropfenförmig zu. Er leuchtete schwach grün, als wäre er mit Algen bedeckt. Zum Teil war er von dem moosähnlichen Gewächsen bedeckt, die Edmund auch schon anderswo aufgefallen waren.
    »Das hier ist Big Greenie«, sagte Bruce, stellte die Schwimmbewegungen ein und ließ sich von der Strömung an dem Felsen vorbeitreiben. »Das ist eine Spezies, die sich grüne Koralle nennt, und dabei handelt es sich um den ältesten lebenden Organismus auf Erden.«
    »Ich dachte, das wären bestimmte Bäume im Westen von Norau?«, sagte Edmund und musterte den Felsen interessiert. »Und er lebt?«
    »O ja«, sagte Bruce. »Siehst du diese pelzigen Flecken?«
    »Die waren mir schon vorher aufgefallen«, meinte Edmund. »Sie

Weitere Kostenlose Bücher