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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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sein eigenes Volk beteiligt war.«
    Diesmal behielt Herzer die Fassung.
    »Was mich quält, ist meine Sache, Fischgesicht«, sagte er. »Aber zumindest kann ich mich beherrschen und gebe mich nicht für Untaten her. Und setze mich nicht an die Spitze des Rudels.«
    »Schwarm, heißt das, junger Mann, Schwarm«, seufzte der Orca. »Jetzt könnt ihr ja selbst sehen, wo die Wahrheit liegt und welche Wahl ihr habt. Die gewalttätige Philosophie der Freiheitskoalition, deren erklärtes Ziel es ist, die Herrschaft über die ganze Welt an sich zu bringen und sie
dann nach eigenem Gutdünken zu kommandieren. Oder schlicht und einfach Neutralität und Schutz vor ihnen mit der Hilfe des Neuen Aufbruchs.«
    »Ja, das können wir deutlich erkennen«, erwiderte Jason. »Sanftmütige Lügen aus dem Mund von Räubern, deren Opfer Delfine und Wale sind oder die schlichte Wahrheit aus dem Mund von Leuten, die sich als unsere Freunde erwiesen haben.«
    »Glaub du, wem du willst, Jason Weitsucher«, erwiderte der Orca ruhig. »Aber wir sind schlichte Fischesser, so wie ihr auch. Mag sein, dass wir uns nicht von Seepflaumen ernähren, aber mal ganz ehrlich, wer würde das schon, solange er die Wahl hat?«
    In der Menge kam leises Gelächter auf; Edmund sah sich um und schüttelte den Kopf.
    »Bruce und ich haben über Geschichte diskutiert«, sagte Edmund. »Ich kann mich an andere Gruppen erinnern, so wie er das auch sollte, die zu ihrer Zeit auch für sich in Anspruch nahmen, ihre Ziele seien ›historisch unvermeidbar‹. Das Seltsame an all diesen Gruppen ist nur, dass all diejenigen, die unter ihrer ach so wohltätigen Führung leben mussten, unsägliches Leid erdulden mussten. Die Geschichte der KI-Kriege kennt jeder; sie ist viel zu grausam, um sie hier zu wiederholen. Und doch wurde die Gruppe, die diese ›historische Unvermeidbarkeit‹ für sich in Anspruch nahm, in jedem einzelnen Fall am Ende zu Boden gerungen. Von freien Menschen, die mit offenen Augen in den Tod gingen, wissend, dass sie das taten, damit ihre Kinder und Enkel«, und bei diesen Worten sah er Bruce an, »nicht dasselbe Schicksal erleiden mussten wie jene glücklichen Individuen, die in den Klauen der ›historischen Unvermeidbarkeit‹ gefangen waren.«
    »Du sprichst von unsäglichem Leid und Strapazen?«, widersprach der Orca. »Wie viele sind denn in Norau gestorben, Herzog ? In der Zeit des großen Sterbens sind viel mehr
umgekommen als in Ropasien. Weil die Führer in Ropasien die Notwendigkeit einer festen Hand erkannten und sichergestellt haben, dass die Menschen überlebensfähig waren . Und deshalb sind sie in Ropasien nicht reihenweise am Straßenrand verhungert oder erfroren.«
    »Seltsam«, sagte Edmund trocken, »ich erinnere mich recht gut an jene Tage. Soweit ich mich erinnere, hatte der Neue Aufbruch ein wesentlich höheres Energiebudget als die Freiheitskoalition. Soweit ich mich erinnere, hing das irgendwie mit dem illegalen Zugang zu einem Terra-Forming-Projekt zusammen. Ein Zugang, wie ich vielleicht hinzufügen sollte, dem Herzer und ich schließlich ein Ende gemacht haben, womit verhindert wurde, dass das Projekt sämtliche verfügbare Energie auffraß. Aber als es so weit war, hatten sie schon mehr als die Hälfte aller Energie aus dem Kern abgerufen und damit das Projekt um über zweihundert Jahre zurückgeworfen.«
    In der Menge kam Gemurmel auf. Selbst in den Jahren nach dem Zusammenbruch erinnerte man sich an das Wolf-359-Terra Forming-Projekt wie an einen guten Traum am Ende der Nacht. Falls es überhaupt etwas gab, worauf man sich freuen konnte, war es die Aussicht darauf, dass sie oder ihre Kinder oder Enkel am Ende des Krieges das Jahrtausendprojekt weiterführen könnten, um einen neuen, bewohnbaren Planeten zu schaffen.
    »Alles Lügen, verdammte Lügen«, erklärte der Orca seelenruhig. »Zeig mir doch Beweise für das, was du sagst. Es würde mich sehr wundern, wenn es die gäbe.«
    »Nun, dazu würde ich ja Zugang zur Mutter brauchen, nicht wahr?«, erwiderte Edmund. »Und wenn ich den hätte, würdest du ihn verhindern. Aber ich war selbst dabei, als Dionys McCanoc sich in einem Energieschwall vernichtet hat. Ich war es, der ihn in sein Energiegefängnis gesteckt hat, ein Gefängnis, das mit einem Energieaufwand zerstört
wurde, der der Leistung einer Atombombe gleichkam. Natürlich hat er es versäumt, sich abzuschirmen , und so ist das Gefängnis sein Grab geworden. Ich frage mich nur, wo er all die Energie herbekam?

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