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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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ihm weitergehen würde. In den Nachrichten, die er während seines Einsatzes in Harzburg erhalten hatte, war immer wieder die Rede davon gewesen, dass er als Ausbilder gebraucht wurde. Nicht als einer der sadistischen Verrückten der ersten Phase – Herzer begriff, dass es wichtig war, die Auszubildenden zunächst einfach fertig zu machen, verspürte
aber selbst nicht die geringste Lust, sich für so etwas herzugeben – , vielmehr als Ausbilder in dem im Aufbau befindlichen Grundkurs für Offiziere. Nach seiner Ansicht hätte er es zwar diesen Kurs eher selbst nötig, aber das Reservoir an ausgebildeten Offizieren war so klein, dass er durchaus verstehen konnte, dass er da einspringen musste.
    Aber die herrische Formulierung »schnellstmöglich zurückkehren« deutete nicht gerade auf einen routinemäßigen Einsatz als Ausbilder. Jedenfalls war ihm im Augenblick ganz bestimmt nicht danach, jemandem über den Weg zu laufen, der ihn fragte, weshalb er so bald zurückgekommen war; schließlich hätte er weder dessen Neugierde noch seine eigene befriedigen können.
    Als er vor dem Eingang der Stadthalle angelangt war, nahmen die beiden Wachen an der Tür Haltung an. Die Tage verschlafener Wachen mit verrosteten Waffen, die einfach an der Wand lümmelten, waren entschieden vorbei. Heutzutage kamen die Wachen aus den Reihen der Miliz und waren von den Blood Lords ausgebildet. Gerade so lange ausgebildet, um ihnen klar zu machen, dass sie nicht selbst Blood Lords sein wollten, witzelte man. Die Ausbildung zum Blood Lord und der dazugehörende Ausleseprozess waren gnadenlos, und selbst nachdem ein Rekrut alle Tests bestanden hatte und in die Bruderschaft aufgenommen war, ging der Drill weiter. Mit vollen Rucksäcken den Raven Hill hinauf- und dann wieder herunterzurennen, gehörte zu den besonderen Freuden des Tageslaufs, den manche für so brutal hielten, dass er ihrer Meinung nach an Sadismus grenzte.
    Aber dies und ein bis auf die Knochen gehender fester Glaube an das Team bedeuteten, dass Blood Lords zahlenmäßig weit überlegenen feindlichen Truppen Paroli bieten und sie häufig auch ausmanövrieren konnten. »Kämpfe, bis du fällst«, war ein inoffizielles Motto ihrer Truppe. Und niemand kämpfte wie ein Blood Lord.

    Er betrat das Gebäude und bog links zum Büro Edmunds ab, wo ihn an der Tür eine Sekretärin aufhielt. Auch das trug zu seiner Verstimmung bei.
    »Kann ich dir behilflich sein?«, fragte die Frau. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, aber Herzer konnte sie trotzdem nicht unterbringen. Dunkles Haar, ein wenig kleiner als der Durchschnitt … nein, es kam einfach nichts.
    »Herzer Herrick«, antwortete Herzer. »Ich habe Befehl, mich ›schnellstmöglich bei Herzog Edmund zu melden‹.«
    »Er ist im Augenblick sehr beschäftigt«, sagte die Frau und schniefte leicht. Wer auch immer sie sein mochte, offenbar erkannte sie ihn auch nicht. »Nimm doch einstweilen bitte Platz.«
    Herzer ersparte sich das in dieser Situation vielleicht angebrachte Lächeln, nahm einfach Hab-Acht-Stellung ein, die Hände hinter dem Rücken, die Beine auf Schulterbreite gespreizt, und sah die Frau einfach an.
    »Wie wär’s, wenn du Herzog Edmund sagen würdest, dass ich hier draußen bin«, sagte er mit völlig ausdrucksloser Stimme. Den Rest überließ er seinen Augen. »Jetzt gleich.«
    Das war eine Technik, die er sich bei Gunny abgesehen hatte und die wie üblich auch funktionierte. Die Frau war sichtlich bereit, es jemand anderem zu überlassen, mit diesem schwierigen Kunden klarzukommen. Politisch sonderlich klug war es nicht, so mit einer Person an einer wichtigen Schaltstelle der Macht umzugehen, aber es pflegte zu wirken.
    Das war auch jetzt der Fall: Die Frau musterte ihn giftig, ging zur Tür und klopfte.
    »Herzog Edmund«, sagte sie und öffnete die Tür, ohne auf eine Aufforderung von drinnen zu warten, »hier ist ein Herzer Herrick, der darauf besteht , sofort vorgelassen zu werden.«

    »Ja, weil ich ihm das befohlen habe, Crystal«, erwiderte Edmund mit milder Stimme. »Schick ihn rein.«
    Als Herzer durch die Tür schritt, fiel ihm ein, wo er der Frau schon einmal begegnet war.
    »Nett, dich wiederzusehen, Crystal«, schmachtete er scheinheilig und betrat Edmunds Büro.
    Er schloss bedächtig die Tür hinter sich und salutierte dann zackig mit der rechten Faust auf der linken Brust.
    »Lieutenant Herrick meldet sich zur Stelle«, sagte er ausdruckslos.
    »Lass das, Herzer«, knurrte Edmund, stand auf und

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