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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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trat an einen Schrank. »Willst du den Staub von der Reise loswerden? «
    »Wenn du erlaubst, Sir«, erwiderte Herzer. »Was ist das denn für ein Zerberus an den Toren zur Macht?«
    »Sie ist alles andere als ein Höllenhund«, erwiderte Edmund. »Aber ob sie es nun weiß oder nicht, sie ist bloß provisorisch hier. Eigentlich sitzt ein Protegé von June an dem Schreibtisch, aber die hat gerade Mutterschaftsurlaub.« Er reichte dem Lieutenant ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit. »Salut!«
    »Blut und Stahl«, erwiderte Herzer und nippte an dem Glas. »Ein guter Tropfen.«
    »Ich habe ihn vor fast dreißig Jahren eingelagert«, erwiderte Edmund. »Also sollte er das auch sein.«
    Herzer musterte Sir »the Honorable General« Edmund Talbot, Herzog von Overjay, aufmerksam, konnte aber nicht feststellen, dass ihn das letzte Jahr verändert hätte. Der Herzog war kräftig gebaut und trug einen Vollbart, während er sich den Schädel glatt rasiert hatte. Er war mit grauen Leinenhosen und einer gelb eingesäumten blauen Tunika aus feinem Wollmaterial bekleidet. Seine Kleidung wirkte bequem, ohne abgetragen zu sein. Den feinen Falten in seinem Gesicht und der etwas schlaffen Haut seiner Unterarme
nach zu schließen hätte der Herzog ebenso gut hundert oder zweihundert Jahre alt sein können, aber Herzer wusste, dass es eher dreihundert waren. Er wirkte ruhig und gelassen und strahlte das auch irgendwie auf seine Umgebung aus. Wohin auch immer der Herzog ging, selbst mitten in der hitzigsten Schlacht, löste sich das Chaos, und es stellte sich Ordnung ein. Das war auch so ein Trick von ihm, ebenso wie seine Fähigkeit, sich ohne besondere Anstrengung auch im lautesten Schlachtenlärm Gehör zu verschaffen, und jener andere Trick, stets zu wissen, wo er gebraucht wurde. Das war etwas, was Herzer immer noch zu ergründen versuchte.
    »Du fragst dich, weshalb ich dich so plötzlich zurückgerufen habe, aber wir sollten wirklich warten, bis …«, sagte der Herzog und verstummte dann, als die Tür aufging.
    »Ist schon in Ordnung, wir kennen ihn«, sagte Daneh Ghorbani, als sie den Raum betrat. »Ich schlafe jede Nacht mit ihm, also wird es ihm jetzt auch nichts ausmachen, wenn ich einfach reinplatze.«
    Doktor Ghorbani war für eine Frau einigermaßen groß, vielleicht einen Meter fünfundsiebzig, und hatte langes, rotes Haar, das sie augenblicklich in zwei Zöpfen trug. Sie hatte einen üppigen Busen und neigte etwas zur Fülle, was in der Welt nach dem Zusammenbruch entschieden ungewöhnlich war. Vor dem Zusammenbruch hatte man in solchem Ausmaß an den Genen der Menschen herumexperimentiert, dass sich einfach kein Körperfett entwickelte, zumindest nicht über das jeweils der Mode entsprechende Maß hinaus.
    Nicht, dass sie fett gewesen wäre; der Begriff »gut gepolstert« kam einem in den Sinn, und bei ihr sah es gut aus. Ebenso wie ihr heiß geliebter Edmund strahlte auch sie eine Aura der Ruhe aus, selbst dann, wenn sie, wie es offenbar jetzt gerade der Fall gewesen war, eine lästige Untergebene
zurechtwies. Und sie sah gut aus! Herzer stellte verblüfft fest, dass das plötzlich ungeheuer wichtig für ihn war.
    Hinter ihr betrat eine junge Frau den Raum, die ihre jüngere Schwester hätte sein können, in Wirklichkeit aber ihre Tochter war. Im Gegensatz zu ihrer Mutter war Rachel Ghorbani alles andere als ruhig und gelassen.
    »Vater, du musst diese unerträgliche Frau rausschmeißen«, sagte sie hitzig, kaum dass die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte.
    »Das hat man mir auch schon gesagt«, erwiderte Edmund lächelnd und griff zur Flasche. »Daneh? Ein Glas Wein?«
    »Ist es dafür nicht ein wenig früh?«, fragte Doktor Ghorbani nach einem Blick auf die Gläser, die die beiden Männer in der Hand hielten.
    »Ich bin sicher, dass die Sonne irgendwo auf der Welt bereits hinter die Rahnock gesunken ist«, erwiderte Herzog Edmund und schenkte ein Glas Wein ein, das im Licht, das durch das Fenster hereinfiel, wie Rubin schimmerte.
    »Ja, danke, Vater, gerne«, sagte Rachel ein wenig spitz.
    »Aber selbstverständlich«, schmunzelte Edmund, schenkte ein weiteres Glas ein und reichte sie dann beide den Frauen. »Ein Trinkspruch: Auf eine ruhige See und eine gute Reise.«
    »Was für eine Reise?«, platzte Rachel heraus.
    »Nun, die Reise, die zumindest Herzer und ich unternehmen werden.«
     
    Chansa verzog das Gesicht zu einer Grimasse und schüttelte den Kopf, als die Modellprojektion abgelaufen war. Ganz

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