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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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katastrophalen Ereignis, das fast alle überrascht hatte. Das Netz wurde vom Rat der Schlüsselträger geleitet, dreizehn Menschen unterschiedlicher Form und Gestalt, die die
Schlüssel zu den Programmen für die Lenkung und Kontrolle des Netzes verwahrten. Aus Gründen, die von eigenen Erklärungen bis hin zu wilden Gerüchten reichten, war es unter ihnen zum Zerwürfnis gekommen, und das hatte einen Bürgerkrieg ausgelöst, der die Energie aus dem Netz gesogen und die Welt mit einem Schlag wieder in die Barbarei zurückgeworfen hatte.
    Megan war zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs siebzehn gewesen, nicht offiziell von ihren Eltern »freigegeben«, aber in ihrer Bewegungsfreiheit in keiner Weise beeinträchtigt. Beim Zusammenbruch hatte sie gerade eine Freundin in Ropasien besucht, während ihre Mutter vermutlich gerade auf den Brita-Inseln und ihr Vater »irgendwo« in der Welt im Einsatz gewesen war. Damit war sie ganz auf sich selbst gestellt gewesen. Die schlimmsten Nachwirkungen des Zusammenbruchs hatte sie dank der schmerzlichen Erkenntnisse und der Paranoia, die sie ihrem Vater zu verdanken hatte, vermeiden können. Im Gegensatz zu einigen ihrer Freundinnen war sie weder vergewaltigt noch als »Begleiterin« für die gewandelten Legionen des Neuen Aufbruchs ausgewählt worden. Aber diesem Schicksal zu entgehen war nicht leicht gewesen. Zu guter Letzt hatte sie Arbeit als Wäscherin und allgemeine Bedienstete eines Dorfältesten gefunden. Nicht gerade eine berauschende Tätigkeit, aber sie hatte Pläne. Sie verfügte über Fähigkeiten, die in der Welt nach dem Zusammenbruch selten waren, von denen die meisten freilich eine industrielle Basis voraussetzten, die in der kleinen Ortschaft, in der sie untergekommen war, nicht vorhanden war. Also wartete sie ab, zog den Kopf ein und hielt, für den Fall, dass sich eine Chance bieten sollte, die Augen offen. Mit der Zeit würde sie es schaffen, sich aus diesen ärmlichen Lebensumständen hochzuarbeiten.
    Bis dahin musste sie halt Kleider waschen.

    »Entschuldige, junge Lady«, sagte eine etwas zitterige Männerstimme hinter ihr. Sie fuhr hoch und hielt den Stock, mit dem sie ihre Wäsche geschlagen hatte, wie eine Keule, um sofort zuschlagen zu können, falls Gefahr drohte.
    Aber die Stimme kam von einem alten Mann, der sichtlich müde auf einem Stock lehnte. Selbst mit diesem Stock stellte er keine Gefahr dar.
    »Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe«, sagte der alte Mann. Er war in Lumpen gekleidet, und seine Füße waren ebenso mitgenommen und schwielig wie die ihren. »Ich hatte gehofft, du könntest mir vielleicht durch die Furt helfen.«
    Das Mädchen legte den Kopf etwas zur Seite und ging, ohne dabei den Stock aus der Hand zu lassen, zu ihm hin, um ihn zu stützen.
    »Das ist sehr freundlich«, sagte der alte Mann. »In dieser zerbrochenen Welt gibt es nicht mehr viel Freundlichkeit.«
    »Ist schon gut«, erwiderte das Mädchen, als sie in den Fluss traten. »Ich bin überrascht, dass du überleben kannst.«
    »Nun ja, ich schlage mich so durch, weißt du«, erwiderte der alte Mann. Er war hager, beinahe dürr, und das lange Haar hing ihm in fettigen Locken ins Gesicht. Er stolperte über die runden Steine der knietiefen Furt. »Ich muss eben zusehen, wo ich zu essen finde, und manchmal finde ich auch Arbeit. Dem alten Paul kann man nicht viel stehlen, also brauche ich nicht zu befürchten, dass mich Banditen überfallen. Ich wünschte mir nur, diese verdammte Sheida hätte uns nicht all den Ärger bereitet.«
    »Ich wünschte, der gesamte Rat würde in der Hölle kochen«, fauchte das Mädchen. »Ich würde mir wünschen … oh, ich wünsche mir zu viel.«
    »Ja, manchmal haben wir dieses Gefühl«, murmelte der alte Mann. »Aber sag mir doch, was du dir wünschst, junge Lady.«

    »Bloß das Übliche«, lachte sie bitter. »Ich möchte wieder zu Hause sein. Zu essen bekommen. Mir keine Sorgen wegen der Kälte machen oder mich vor Banden von Männern verstecken müssen.«
    »Wo wohnst du?«, fragte der alte Mann, als sie die andere Seite der Furt erreicht hatten. Er stolperte über die niedrige Uferböschung und setzte sich dann hin, ließ die Füße ins Wasser hängen.
    »Bei einem älteren Paar im Dorf«, antwortete das Mädchen und setzte sich neben ihn. »Sie haben mich nach dem Zusammenbruch aufgenommen, ich … na ja, ich mache für sie sauber und wasche ihnen die Wäsche und all das. Der Mann ist einer der Dorfältesten, und eigentlich lebe ich

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