Die Nanokriege - Der Anschlag
ereiferte sich Shanea.
»Shanea, lass uns nicht darüber streiten, ja?« Megan lächelte. »Hier drinnen bist du für mich diejenige, die einer Freundin am nächsten kommt. Ich werde nichts Nachteiliges mehr über Paul sagen, okay?«
»Okay.« Shanea nickte mit einem Achselzucken. »Ich meine, ich würde mir ja auch wünschen, dass es nicht passiert wäre. Aber wenn Sheida erkannt hätte, was er vorhatte …«
»Das hat sie ganz bestimmt«, sagte Megan so ruhig sie konnte. »Aber lass uns wirklich nicht darüber streiten, ja? Wir können ja nichts dagegen tun . Und du hast Recht, wahrscheinlich ist Paul ein ganz netter Kerl. Ich bin sicher, wir werden gut miteinander auskommen.«
»Also nett ist er wirklich«, bestätigte Shanea. »Zu uns ist er immer sehr nett gewesen.«
»Natürlich«, erwiderte Megan. Er bekommt seinen Sex, wann immer er ihn haben will, und braucht uns bloß ein paar Brettspiele und Stoff zu geben. Ein großartiger Typ.
»Zeit zum Abendessen«, verkündete Christel, die soeben zur Tür hereingekommen war.
»Ich habe eigentlich noch gar keinen Hunger«, flüsterte Megan.
»Iss, wenn du etwas kriegen kannst«, riet ihr Shanea. »Drei Mahlzeiten täglich und nichts dazwischen.«
»Und was ist mit dem Nähzeug?«
»Das lassen wir einfach hier«, sagte Shanea, stand auf und tippte Amber am Arm an. »Ami, Zeit zum Abendessen.«
»Abendessen«, wiederholte Amber, stand auf und ging zum Speisesaal. Ihr Gang war graziös, und Megan fragte sich erneut, wie sie wohl vorher gewesen sein mochte.
»Gewöhnst du dich ein?«, fragte Christel.
»Ja, Ma’am.« Megan nickte, bemüht, Shaneas fröhlich nichts sagende Art zu imitieren.
»Hast du schon einmal genäht?«, fragte Christel und griff nach einem der Stoffstücke.
»Nein, Ma’am, aber Shanea zeigt mir, wie man es macht«, sagte Megan und zwang sich zu einem Lächeln.
»Was ist das?« Christel hob das Stück Stoff auf und begutachtete, wie es abgesteckt war. »Das ist doch nicht etwa ein Hemd oder so etwas, oder?«
»Nein, Ma’am«, sagte Megan.
»Eher eine Art Brustband«, schaltete Shanea sich ein. »Es wird recht nett aussehen. Mir war so etwas noch gar nicht eingefallen, aber ich denke, Paul wird es gefallen.«
»Und ein kurzer Rock«, fuhr Megan fort. »Sehr kurz.«
»Wir werden sehen.« Christel musterte die anderen Mädchen, die stehen geblieben waren, um zu sehen, ob das neue Mädchen eine Standpauke bekommen würde. »Geht in den Speisesaal!« Sie warf das Stück Stoff auf das Kissen und stemmte die Hände in die Hüften. »Wir sind hier, um Paul glücklich zu machen. Wir machen Paul glücklich, indem wir hübsch sind. Alles, was nicht hübsch ist, wird hier nicht getragen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja, Ma’am«, sagte Megan, während Shanea nickte. »Ich werde mir alle Mühe geben.«
»Und jetzt geh essen«, sagte Christel und wies in den Speisesaal. »Und iss nicht zu viel, die Hälfte der Mädchen hier sieht allmählich wie Ballons aus.«
Als sie an den Tisch kamen, waren nur noch am unteren Ende Plätze frei. Das Essen wurde von der Küche hereingebracht und zuerst Christel vorgelegt, die die Schüsseln weiterreichte. Bis sie zu Megan, Shanea und Amber kamen, die man ans untere Ende verbannt hatte, war nur noch sehr wenig übrig. Die Zusammenstellung war dieselbe wie bei ihrer letzten Mahlzeit, Schweinebraten, Brokkoli und Kartoffeln. Von dem Schweinefleisch waren nur noch Anschnitte und
knorpeliges Zeug übrig, Brokkoli war keiner mehr da und nur noch ein wenig Kartoffeln.
Megan machte das nichts aus, sie war nicht sehr hungrig und überließ ihre Portion Shanea und Amber. Aber sie stellte fest, dass einige von den anderen Mädchen sich die Teller mächtig aufgehäuft und höchstens die Hälfte gegessen hatten; gerade als versuchten sie, die Mädchen am unteren Ende der Hackordnung auszuhungern.
»Wer ist denn diese Brünette neben Ashly?«, fragte Megan und wies mit dem Kinn auf eine Brünette mit schmalem Gesicht, die im Begriff war, sich zu einem der »Ballons« zu entwickeln, die Christel erwähnt hatte. Sie saß neben Ashly und stopfte gewaltige Mengen Essen in sich hinein, obwohl Megan nicht gesehen hatte, dass sie am Nachmittag etwas Anstrengenderes getan hätte, als auf ihrem Kissen zu sitzen und Ashly beim Backgammon-Spiel zuzusehen.
»Das ist Karie, Karie Szymonic«, flüsterte Shanea. »Sie fängt meistens mit irgendetwas an, und dann machen Ashly und die anderen mit.«
Christel saß am
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