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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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nähen, dich unterhalten, baden und Brettspiele machen. Außer natürlich, wenn Paul hier ist.«
    »Dann wird man vergewaltigt«, meinte Megan düster.
    »Also, eigentlich ist es gar nicht so schlimm«, sagte Shanea. »Wirklich. Du kannst ja nichts dagegen tun, also musst du eben sehen, dass du ein wenig Spaß dabei abbekommst. Denk einfach an deinen Freund oder so etwas. Oder eine Freundin, wenn du von der Sorte bist.«
    »Von welcher Sorte bist du denn?«, fragte Megan.
    »Oh, ich weiß nicht«, meinte Shanea und lächelte. »Ich denke, zum Spaß Kerle, aber wenn’s richtig schön sein soll, hauptsächlich Mädchen.«
    »Und der einzige ›Kerl‹ ist Paul«, sagte Megan.
    »Jo.«
    »Wie ist er denn?«, fragte Megan, eigentlich ohne es zu wollen. Aber sie sagte sich, dass sie auf die Weise ja nur Informationen über den Feind sammelte, wusste aber, dass das nicht die ganze Wahrheit war. Wenn sie den Rest ihres Lebens damit verbringen musste, irgendeinem Kerl »zu
Diensten zu sein«, machte es ja durchaus Sinn, das Terrain so gut wie möglich zu erforschen.
    »Dem Himmel sei Dank nicht zu groß«, sagte Shanea und zuckte die Achseln. »Ich muss da immer ziemlich klammern. Und zu schnell. Anscheinend glaubt er, es sei einfach eine Pflicht.«
    »Eins zwei drei — schon vorbei«, sagte Megan und dachte dabei, dass, wenn es »einfach eine Pflicht« war, ein Reagenzglas und künstliche Besamung eigentlich auch funktionieren müssten. Allerdings hatte sie irgendwo einmal den Begriff »lebend decken« gehört, was angeblich bessere Resultate brachte. Sie schauderte bei dem Gedanken. Ich bin eine Zuchtstute.
    »Jo. ›Ups, jetzt muss ich gehen.‹ Und er wechselt auch ständig. Ich war schon … eine ganze Weile … nicht mehr mit ihm zusammen. Ich meine, ich weiß gar nicht, wie lange das her ist. Man hat ja hier drinnen kein Gefühl für die Zeit.«
    »Wie ist es denn … kommt er einfach her, schnappt sich eines der Mädchen und verschwindet dann wieder?«
    »Gewöhnlich schon. Manchmal bleibt er eine Weile und unterhält sich, und dann sucht er sich eine andere aus.«
    »Einfach eine seiner Myriaden von ›Pflichten‹«, schnaubte Megan.
    »Ja, wahrscheinlich. Und er sieht jedes Mal schlimmer aus.«
    »Wie meinst du das?« Megan hatte die Ränder zusammengesteckt und nahm jetzt eine der dünnen Nähnadeln. Shanea hatte darauf bestanden, dass sie für die Seide eine der kleinen Nähnadeln nehmen sollte, und Megan ertappte sich jetzt dabei, wie sie das Öhr anstarrte und versuchte, den unglaublich dünnen Faden in das winzige Öhr einzufädeln.
    »Na ja, du hast ihn ja gesehen«, sagte Shanea. Sie arbeitete anscheinend am Bruststück eines BH, und ihre Bewegungen wirkten wesentlich geschickter als die Megans.

    »Er sah alt und ausgemergelt aus«, sagte Megan. »Aber ich habe ihn ja kaum zu sehen bekommen. Ich dachte, das sei eine Verkleidung.«
    »Was alt betrifft, könnte das sein«, sagte Shanea, nahm sich eine der Nähnadeln und versuchte ebenfalls einzufädeln. Nach nur wenigen Versuchen hatte sie es geschafft. »Du musst versuchen, daran zu lecken.«
    »Was?«, sagte Megan, die mit dieser zusammenhanglosen Bemerkung nichts anfangen konnte.
    »Den Faden, Dummchen«, grinste Shanea. »Versuch ihn abzulecken. Dann wird das Ende ein wenig kleiner, rutscht besser rein, und der Faden bleibt … fest.« Sie grinste wieder.
    »Haremshumor«, schnaubte Megan. »Na großartig.« Sie versuchte den Faden anzufeuchten, und danach war es tatsächlich einfacher. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass es eine Ewigkeit dauerte, ihn durch das Nadelöhr zu bekommen.
    »Siehst du? Du brauchst bloß daran zu lecken, dann geht’s leichter rein«, grinste Shanea.
    »Shanea?«
    »Ja?«
    »Einmal ist komisch, zweimal ist widerlich.«
    »Okay.«
    »Du hast gesagt, Paul sähe schlechter aus?«, fragte Megan nach längerem Schweigen.
    »Ja«, erwiderte Shanea nach kurzem Nachdenken. »Er wird ständig dünner und sieht immer schwächer aus. Als ob er krank wäre oder so.«
    »Oder als ob er sich fragen würde, ob es wirklich eine so gute Idee ist, die Welt zu zerstören?«, murmelte Megan.
    »Nein. Aber er macht sich wirklich Sorgen um die Leute«, sagte Shanea. »Er redet die ganze Zeit von nichts anderem, ich meine, wie schwer das Leben für die Leute ist.«
    »Vielleicht hätte er darüber nachdenken sollen, ehe er versucht hat, den Rat zu stürzen«, erwiderte Megan leise.

    »Na ja, wenn Sheida sich nicht dagegengestellt hätte …«,

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