Die Nanokriege - Die Sturmflut
kriegen. So dicht am Boden kommt es einem schnell vor und so weit, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ja, ich fürchte, das werde ich«, sagte Megan, als die anderen Reiter sich sammelten. Die meisten von ihnen machten den Eindruck, sich im Sattel wesentlich besser als zu Hause zu fühlen, und sie waren alle bewaffnet. Megan wurde plötzlich bewusst, dass sie nicht einmal ein Messer am Gürtel trug, und sie war sich nicht sicher, was die sagen würden, wenn sie einen Säbel verlangte. Nicht, dass sie gewusst hätte, wie sie damit umgehen sollte. Ihr Vater hatte sie im Nahkampf ohne Waffen ausgebildet, aber über Projektil- und Schlagwaffen hatte er sie nichts gelehrt. Dem Sammelsurium von Waffen nach zu schließen, die McClures Leute trugen, war sie sich im Übrigen ziemlich sicher, dass gar keiner übrig war. Die meisten Mitglieder der Truppe waren mit langen Speeren bewaffnet, die nicht nach besonderer Handwerkskunst aussahen. McClure hatte seine große Streitaxt an den Sattel gebunden und hielt einen Speer in der Hand. Sein Sohn trug ein ungewöhnlich langes Schwert, es war wirklich sehr lang, und das Heft war offenbar für zwei Hände gedacht. Er war zwar ziemlich groß, sie fragte
sich aber trotzdem, ob er mit einer Waffe dieser Größe wirklich umgehen konnte.
Sie zählte die Reiter, fünfzehn waren es, und erkannte, dass dies, wenn das stimmte, was ihr der Wächter gestern Abend gesagt hatte, die Hälfte der gesamten Streitmacht vom Clan McClure darstellte. Wenn die Burg in ihrer Abwesenheit angegriffen wurde, würden die dort Zurückgebliebenen alle Mühe haben, die Wälle zu halten.
»Mistress«, sagte McClure und lenkte sein Pferd mit einem Schenkeldruck neben das ihre. »Bleib du in der Mitte. Ich weiß, du kannst nicht reiten, aber vor dem Zusammenbruch konnte das keiner von diesen Männern; du wirst es genauso lernen, wie sie es gelernt haben. Halte dich einfach an der Mähne fest, wenn du das Gefühl hast, du fällst, und sorg dafür, dass deine Füße immer fest in den Steigbügeln stecken.«
»Was ist mit Baradur?«, fragte sie. Er stand neben ihrem Pferd, und sie bemerkte, dass man für ihn kein Pferd gesattelt hatte.
»Oh, ich reite nicht, Mistress«, sagte der Chudai. »Ich werde einfach nebenher laufen.«
»Er wird sich von Zeit zu Zeit an deinem Sattel festhalten«, beantwortete McClure ihre unausgesprochene Frage. »Ansonsten geht oder läuft er einfach nebenher. Das ist bei denen so üblich. Wir bleiben die meiste Zeit im Schritttempo, aber wir haben eine weite Strecke vor uns.«
»Ich werde durchhalten«, erklärte Megan, grimmig entschlossen. »Und Baradur wird das, vermute ich, auch. Setze das Tempo einfach so fest, wie du es für richtig hältst.«
McClure sagte nichts, sah sie nur ernst an, nickte und lenkte sein Pferd in Richtung auf das Tor zur Burg.
Als sie die Burg verließen und die kleine Anhöhe zu der Bergwiese darunter hinunterritten, hielt McClure die Pferde im Schritttempo, obwohl sie unruhig waren und sich sichtlich
nach Bewegung sehnten. Megan hatte bisher nicht viel von ihrer Umgebung gesehen und staunte jetzt über die Schönheit der Szenerie. Das Tal, in das sie ritten, war voll landwirtschaftlich genutzt, man hatte den Eindruck, jeder Quadratzentimeter flaches Land sei gepflügt, auf einem Teil stand Winterweizen, aber der Großteil des Landes wartete auf das Frühjahr. Eine Art goldenes Gras, das von der leichten Schneedecke heruntergedrückt war, bedeckte es. Die Berge, eigentlich Hügel, erhoben sich ringsum. Das Tal war vielleicht sechs Kilometer lang, an einem Ende zum Meer offen, während es sich am anderen Ende, wo ein schmaler Pfad in die Hügel hinaufführte, scharf verengte. Die Burg stand an der Nordseite, etwa zwei Drittel des Weges zu den Bergen.
»Dort stehen Chansas Truppen«, sagte McClure und deutete auf die Stelle, wo das Tal in die Highlands hinaufführte. »Die andere Seite der Berge ist Banditenland. Wir haben da oben eine kleine Befestigung, von der aus wir sie im Auge behalten, und ein paar weitere an anderen Stellen«, fügte er mit einer weit ausholenden Handbewegung nach Süden hinzu. »Oben, in den Highlands. Am leichtesten kommt man durch diesen Pass ins Tal, aber die versuchen auch manchmal, aus dem Süden hochzukrabbeln. Oder unten am Hafen zu landen.«
»Mir scheint, dort müsste es am leichtesten gehen«, sagte sie und wies auf das Meer. Eine schmale Bucht, beiderseits von Hügeln gesäumt, führte ins eigentliche Meer hinaus.
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