Die Nanokriege - Die Sturmflut
Als sie die Hügel erreichten, konnte sie in der Ferne den eigentlichen Ozean sehen, der von Wind und Wellen gepeitscht war.
»Da müssen sie den Loch rauf segeln, Lassie«, gab McClure zu bedenken. »Wir haben dann vier, manchmal auch sechs Stunden Zeit. Die Hälfte davon reicht aus, um uns auf sie vorzubereiten, und bis sie dann hier sind, können wir Hilfe
von den anderen Clans anfordern. Da wir hier die Einzigen mit einem ordentlichen Hafen sind, schicken sie uns Hilfe. Wir hoffen immer noch auf Hilfe aus Norau, aber da wir nicht einmal ein Dock haben, rechnen wir eigentlich doch nicht damit.«
»Verstehe.« Megan nickte und griff nach der Mähne, um sich festzuhalten, als das Pferd sich einen schmalen Pfad hinaufarbeitete. Der Pfad verlief parallel zu einem kleinen Bach, der über von dichtem Moos bedeckte Felsen ins Tal hinunterströmte, und war ziemlich steil, halb Felsgestein, halb dünner Erdbelag. Sie musste sich ganz darauf konzentrieren, im Sattel zu bleiben, als sie durch einen Hohlweg kamen und sich durch Geröll arbeiten mussten, und lernte dabei, dass man sich besser auf dem Pferd halten konnte, wenn man sich nach vorn lehnte. Allmählich begann sie sich zurechtzufinden und stellte fest, dass Reiten bei weitem nicht so schwierig war, wie sie das befürchtet hatte. Sie bemerkte, dass ihre Schenkel an den Innenseiten zu brennen begannen, und ihre Beine, von denen sie immer geglaubt hatte, sie wären gut in Form, fingen an zu ermüden. Als sie schließlich oben an der Hügelkuppe angelangt waren, fragte sie sich, wie lange die Reise wohl noch dauern würde.
Vier Stunden später, sie fühlte sich inzwischen, als hätte man sie in ein Fass gesteckt und über einen Berghang gerollt, glitten sie über den letzten von vielleicht einem Dutzend Hügeln in ein schmales Tal hinunter. Sie hatte inzwischen herausgefunden, was man unter Trab verstand, und war davon überhaupt nicht begeistert. Zum Glück hatte Broomy beim richtigen Tempo einen Schritt, der sich »Passgang« nannte und wesentlich weniger anstrengend war. Außerdem hatte sie, als sie die oberen Moore erreicht hatten, auch herausgefunden, was ein Kanter war. Auch das war glatter, aber, wie man sie gewarnt hatte, auch beängstigend.
Und zugleich beinahe berauschend. Sie hatte Mühe gehabt, auf dem Pferd zu bleiben, und während die Felsen im Moorland, das, soweit sie das feststellen konnte, wunderschön war, an ihr vorübergezogen waren, hatte sie sich gefragt, ob ihr Abenteuer vielleicht damit enden würde, dass sie sich an einem davon den Schädel einschlug. Aber gerade als sie geglaubt hatte, sie würde jetzt gleich nach vorne geschleudert werden – ihre Schenkelmuskeln waren schon lang zu Brei geworden und sie schaffte es einfach nicht, sich mit den Beinen festzuklammern –, hatte McClure das Tempo wieder verlangsamt und war in den Schritt übergegangen, als sie einen weiteren schmalen Hohlweg erreichten.
Während sie sich in die Tiefe arbeiteten, hatte sie das Gefühl, als würden Augen sie beobachten, und sie bemerkte, dass die Reiter ebenso wie ihre Pferde unruhig waren.
»Das ist das Kleine Volk, Lassie«, hatte McClure gesagt, ohne sich dabei umzusehen. »Denen gehören die echten Highlands. Das ist einer der Gründe, weshalb die Orks nicht herüberkommen.«
»Sie leben hier oben?«, fragte Megan und sah sich in der scheinbar verlassenen Landschaft um.
»Aye«, meinte Jock und zuckte die Achseln. »Die sagen, nur hier sei es hoch genug, um richtig atmen zu können. Man würde meinen, sie leben von Steinen, aber sie haben ein wenig kümmerliches Vieh und jagen auch ein bisschen. Und sie handeln mit Dienstleistungen«, fügte er hinzu und wies dabei auf Baradur. Der hatte die ganze Zeit mitgehalten und schien trotz der anstrengenden Reise kaum müde. Als sie im Kantergang ritten, hatte er sich entgegen seiner Behauptung, er würde nicht reiten, hinter sie auf den Sattel geworfen und ehrlich gesagt wesentlich dazu beigetragen, dass sie nicht vom Pferd gefallen war.
»Und ein wenig Straßenraub sind sie nicht abgeneigt«,
fuhr McClure düster fort. »Dass wir eine so große Gruppe sind, hat mehr als nur einen Grund.«
Sie blickte auf ihren Leibwächter hinunter, und der grinste, ohne aufzublicken.
»Ist ja reizend«, sagte sie und schüttelte den Kopf.
Das Moorgelände war das einzig flache Stück ihrer Reise gewesen. Die restliche Zeit war es ständig auf und ab gegangen – und dabei hatte sie die ganze Zeit keine Zeichen von Leben
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