Die Nanokriege - Die Sturmflut
Blatt Papier auf den Tisch. »Das hier ist meine Vollmacht. Sie trägt die Unterschrift von Admiral Houser. Die Zuständigkeit für sämtliche Lager im Umkreis und das Logistikpersonal wird der Kontrolle des Stützpunktkommandeurs unterstellt. Und ein Punkt in meinem Bericht wird lauten, dass man dir ins Gehirn geschissen hat und du es nicht schaffst, deinen fetten Hintern aus diesem Büro zu verfügen.«
»Das will ich sehen«, sagte der Major und schnappte nach dem Papier.
»Ich werde notieren, dass dies eine Kopie des Originals ist. Auf dem Verteiler des Originals stand auch dein Büro. Du bist also so dämlich, dass du dir nicht einmal die Mühe gemacht hast, deine Post zu lesen. Und jetzt sieh zu, dass du deinen Hintern aus diesem Stuhl bekommst.«
»Das brauche ich mir von dir nicht gefallen zu lassen, Captain «, schnaubte der Major, warf das Papier auf den Schreibtisch und deutete auf seinen Kragen. »Ich bin Major , du bist Captain . Und so lasse ich nicht mit mir reden.«
»Ich bin ein Captain , den dein Oberbefehlshaber mit einem Befehl hierher geschickt hat, den du nicht befolgt hast«, sagte Herzer, immer noch, wenn auch etwas angestrengt, lächelnd. »Ich denke, du solltest dir lieber darüber den Kopf zerbrechen, wie viele Minuten du noch Major sein wirst . Oder du könntest vielleicht jetzt deinen Hintern heben und anfangen, Vorbereitungen für die Ankunft der Flotte zu treffen. Du hast die Wahl.«
»Wir werden ja sehen«, meinte der Major. »Es gibt Kanäle, über die der ›Admiral‹ einen solchen Wunsch vortragen kann. Und die Verwendung jenes Materials für nicht operative Zwecke ist nach wie vor nicht zulässig. Das kannst du
dem ›Admiral‹ von mir bestellen. Und jetzt verschwinde aus meinem Büro, Captain. Du kannst davon ausgehen, dass ich dich wegen Insubordination zur Meldung bringen werde.«
»Was? Schon wieder?«, frotzelte Herzer. »Einen schönen Tag noch.«
Herzer schlenderte hinaus und ging durch das Hauptquartier. Obwohl die Flotte geschlagen in den Hafen zurückkehrte, praktisch über keinerlei Proviant verfügte und schwere Schäden davongetragen hatten, war die Logistikzentrale des Stützpunkts nicht gerade von hektischer Aktivität geprägt. Das gut besetzte Büro war tatsächlich mit Schreibern gefüllt, die sichtlich nach einer sinnvollen Beschäftigung suchten. Jeder von ihnen hatte einen Schreibtisch, was man von dem provisorischen Hauptquartier nicht behaupten konnte, und jeder von ihnen hatte einen Haufen Papiere vor sich liegen, an dem er vermutlich arbeitete. Aber die überwiegende Mehrzahl plauderte nur oder arbeitete offensichtlich so langsam, dass man spürte, wie sie sich einfach nur die Zeit vertrieben.
Destrang schloss sich ihm an, als sie ins Freie traten. Herzer atmete tief durch und schüttelte den Kopf.
»Was meinst du?«, fragte er und sah zu den Lagerhäusern am Ufer hinüber.
»Also, die rennen im Hauptquartier alle herum wie die aufgescheuchten Hühner«, sagte Destrang und rieb sich das Kinn. »Aber nach unten hat sich das offenbar nicht rumgesprochen. «
»Stimmt«, erwiderte Herzer und setzte sich in Richtung auf das provisorische Flottenhauptquartier in Bewegung. »Ich könnte mir gut vorstellen, dass man das besser hätte erledigen können.«
Edmund hatte den »Lageraum« aus dem Hauptquartier in Zelte auf einem nahe gelegenen Feld verlegt. Damit wollte er
erreichen, dass die Drachen an den Gesprächen teilnehmen konnten. Herzer wusste, dass man allgemein annahm, der neue Admiral wolle »es damit der Marine zeigen«. Und er wusste auch, dass an diesem Verdacht durchaus ein Körnchen Wahrheit war.
Man hatte das Gelände mit Seilen abgesperrt und ringsum Marineinfanteristen aufgestellt, um Unbefugten den Zutritt zu versperren. Die Adjutanten des Generals hielten sie freilich nicht auf, und als Herzer durch die Absperrung trat, nickte der dem Dienst habenden Sergeant zu.
»Herrlicher Tag, was?«, meinte Herzer und lächelte.
»Großartig, Sir«, erwiderte der Sergeant. »Ich kann’s gar nicht erwarten, bis es zu regnen anfängt.«
In den zwei Tagen seit dem Brand des Hauptquartiers hatte Herzer genügend Zeit gehabt, mit den Marineinfanteristen zu trainieren. Er hatte festgestellt, dass sie nach den Maßstäben der Blood Lords in jämmerlich schlechter Kondition waren, aber er wusste auch, dass das ein sehr strenger Maßstab war. Die Marineinfanteristen andererseits hatten einen guten Ruf im Hinblick auf ihre Fähigkeiten, und Herzer
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