Die Nanokriege - Die Sturmflut
musste sich fragen, ob dahinter auch etwas steckte. Sie hielten sich viel darauf zugute, in null Komma nichts eine Kneipe zu leeren, aber mit Piken oder mit kurzen Schwertern war selbst Van Krief einem jeden von ihnen überlegen. Darüber würde er mit Edmund reden müssen. Wenn dafür je Zeit sein sollte.
»Wie ist es denn gelaufen?«, fragte Edmund, als er das für den Kommandeur reservierte Zelt betrat.
»Ich werde wegen Insubordination gemeldet«, gestand Herzer. »Es hat damit zu tun, dass ich einen Major als faulen Sack bezeichnet habe.«
»Nun, ist er denn einer? Und wie steht’s mit der Party für die Soldaten?«
»Matrosen heißt das«, korrigierte ihn Herzer. »Nein, die
gibt es nicht, und ja, er ist einer. Das Material ist für die Versorgung der Flotte vorgesehen, nicht für eine verdammte Party.«
»Das glaubt der«, erwiderte Edmund. »Hast du ihm den Brief gezeigt? Hat er denn keine Kopie bekommen?«
»Das weiß ich nicht«, meinte Herzer und zuckte die Achseln. »Aber als ich ihm die Kopie gab, sah er sich veranlasst, mich darauf hinzuweisen, dass es gegen die Vorschrift sei, das Material so zu verwenden. Außerdem hat er mich darauf hingewiesen, dass es für eine solche ›Anforderung‹ entsprechende ›Kanäle‹ gäbe.«
»Oh, hat er das?«, fragte Edmund. »Ich habe diese Anforderung zweimal über die G-4 geschickt. Ich glaube, es ist Zeit, dass ich mich einmal mit G-4 unterhalte.« Edmund lehnte sich zurück und zupfte an seinem Bart. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, eigentlich ist es das nicht. Wie heißt dieser Major?«
»Spearman.«
Edmund griff in seinen Schreibtisch und wühlte darin herum, bis er eine Personalliste fand.
»Augenblick«, sagte er, zog einen Füllhalter heraus, begann zu schreiben und sah dabei immer wieder auf die Personalliste. Dann reichte er das Blatt Herzer und deutete auf das Hauptzelt. »Lass davon eine Kopie machen und bring sie dann zu G-4 rüber. Gib sie ihm einfach und geh wieder weg.«
»Geht klar«, sagte Herzer, warf einen Blick auf das Blatt und schüttelte den Kopf. »Wer ist Colonel Trahn?«
»Nach meiner Personalliste ist er jetzt mein G-4«, sagte Edmund und sah auf seinen Schreibtisch, der über und über mit Papieren bedeckt war. »Hoffentlich ist er vernünftig genug, mir gegenüber nicht ebenso passiv aggressiv wie sein ehemaliger Chef zu sein.«
Als Herzer das Zelt verließ, nickte er dem Major zu, der
gerade hereinkam. Der Mann war groß und schlank, glatt rasiert und hatte kurz geschnittenes Haar. Er brauchte einen Augenblick, bis er sich erinnerte, wo er ihn zuletzt gesehen hatte.
»Major.« Herzer nickte ihm zu.
»Captain Herzer«, sagte Joel Travante. »Gratuliere zur Beförderung.«
»Gratuliere zu der deinen … Sir«, sagte Herzer, dessen Stirn sich furchte.
»Auf einem Militärstützpunkt kommt man in Uniform besser rum«, sagte Joel und runzelte dann die Stirn. »Ich würde dich gerne etwas fragen, Captain.«
»Was denn?«, fragte Herzer.
»Ein andermal, wenn wir allein sind«, grinste Joel. »Sagen wir … zum Thema Bodenkampf.«
»Jederzeit«, nickte Herzer. »Wenn ich nicht gerade für den General unterwegs bin.«
»Ich werde mit ihm reden«, versprach Joel. »Guten Tag.«
»Dir auch einen guten Tag«, nickte Herzer, als der Mann das Zelt betrat.
»Wer war das?«, fragte Destrang, als sie zum Hauptzelt gingen.
»Ich weiß nicht, ob ich das sagen darf«, meinte Herzer und zuckte dann die Achseln. »Das ist ein Spook.«
»Ein was?«
»Ein Offizier vom Geheimdienst. Ich weiß nicht, was er hier macht.«
10
»Nochmals, guten Tag … Major«, sagte Edmund. »Nimm Platz.«
»Danke«, sagte Joel und ließ sich langsam nieder.
»Ich habe mir den größten Teil des Nachmittags für dich Zeit genommen«, fuhr Edmund fort und holte eine Tasse Kaffee vom Samowar. »Auch eine Tasse?«
»Ja, bitte«, nickte Joel und klappte seine Mappe auf. »Was ›Need-to-know‹ bedeutet, brauche ich dir ja wohl nicht zu erklären.«
»Nein, eigentlich nicht«, meinte Edmund und schüttelte den Kopf. »Aber entscheide das ich oder du?«
»Darüber werden wir wahrscheinlich diskutieren müssen«, grinste Joel.
»Welchen Namen benutzt du denn augenblicklich?«, erkundigte sich Edmund.
»Kolata«, erklärte Joel. »In meiner offiziellen Funktion kennt man mich hauptsächlich als T.«
Joel Travante war in der zurückliegenden Ära, also vor dem Zusammenbruch, einer der wenigen Polizeibeamten gewesen, die es gab. Die Inspektoren
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