Die Nanokriege - Die Sturmflut
scheint der Hauptflotte anschließen möchte. Der Sturm hat sie überrascht und ihnen ziemlich zugesetzt; anscheinend ist die Qualität ihrer Seeleute nicht so gut wie die der unseren. Einige ihrer leichten Einheiten und eine Drachenabwehrfregatte sind als verschollen gemeldet.«
»Wie viele Fregatten hatten sie?«
»Zehn, und das erklärt unsere hohen Verluste«, erwiderte Joel. »Mir steht diese Frage nicht zu, aber ich würde dennoch gern wissen, ob du sie wirst ersetzen können?«
»Ich habe Flugdrachen von überall angefordert, die hierher unterwegs sind«, erwiderte Edmund. »Sie und ihre Reiter auszubilden wird einige Zeit in Anspruch nehmen, aber nicht so viel, wie du vielleicht glaubst. Sobald sie eine Trägerlandung schaffen, werde ich die weitere Ausbildung auf hohe See verlegen. Und ich glaube auch, dass es mir gelingen wird, die Nachschubsituation zu verbessern. Die Werften werden allerdings wie die Verrückten arbeiten müssen.«
»Du musst damit rechnen, dass die Gegenseite sich ziemlich schnell wieder fängt«, gab Joel zu bedenken. »Ich habe keine Erkenntnisse über ihre Absichten. Bis jetzt konnte ich nur feststellen, dass die in Ropasien einen recht guten Nachrichtendienst aufgebaut haben, aber den zu infiltrieren ist gefährlich und wird Zeit kosten.«
»Na gut, du wirst ja nicht aufgeben.« Edmund seufzte. »Was hast du sonst noch?«
»Eigentlich noch eine ganze Menge …«
Als es an Edmunds Tür klopfte, saß er zurückgelehnt mit einem ein Glas Wein in der Hand in einem bequemen Sessel und hatte die Füße hoch gelegt.
Er blickte gereizt auf und seufzte. Es war nach Mitternacht und er hatte den ganzen Tag – und übrigens den größten Teil des Tages davor auch – einen Besucher nach dem anderen empfangen und war jetzt ganz und gar nicht in der Stimmung, wieder Gesellschaft zu bekommen. Aber da war sonst niemand, der hätte an die Tür gehen können. Herzer und die anderen hatte er weggeschickt, als er sich in sein Quartier zurückgezogen hatte.
Er stellte das Glas weg und ging mit mürrischer Miene zur Tür. Wie es aussah, gab es auf dem ganzen Stützpunkt, möglicherweise sogar in der ganzen Marine, niemanden, der auch nur die leiseste Ahnung davon hatte, wie man militärische Einheiten organisierte und verwaltete. Oh, sie konnten Proviant hin und her schieben und Schiffe einsetzen. Aber weiter dachten sie offenbar nicht. Niemand, dem er bis jetzt begegnet war, schien sich mit dem Gedanken zu befassen, wie man dem Feind schaden konnte.
Für Edmund, der daran selbst dann dachte, wenn es keinen Feind gab, dem man Schaden zufügen musste, war das, als wäre er der Einäugige im Land der Blinden.
Er riss die Tür auf, fest entschlossen, seine ganze Wut an dem Besucher auszulassen, lächelte aber dann, als er sah, dass es Shar Chang war.
»Ich kann später wiederkommen«, sagte der General. Er trug eine neue Uniform und hatte sich gewaschen, aber man sah ihm den langen Flug immer noch an.
»Nein«, widersprach Edmund und winkte ihn herein.
»Ich habe doch gesagt, sobald du wach bist. Schließlich bemühe ich mich die ganze Zeit daran, diesem Kindergarten beizubringen, dass man die Arbeit dann erledigen muss, wenn sie ansteht.«
»Matrosen verstehen das gewöhnlich«, nickte Shar. »Ein Sturm fragt nie danach, wie spät es gerade ist.«
»Die meisten dieser Typen waren zu einer Zeit Seeleute, wo man genau wusste, wann es einen Sturm geben würde«, erinnerte ihn Edmund und goss Wein in ein weiteres Glas. Er reichte es Shar, setzte sich dann wieder und deutete dabei auf den Sessel ihm gegenüber.
»Genau«, meinte Shar. »Weißt du, wie man die oberen Dienstgrade ausgewählt hat?«
»Nein. Ich weiß nur, dass sie alle aus demselben Segelclub kommen.«
»Der Club hält jedes Jahr eine Regatta ab, ein Rennen«, sagte Shar, nahm einen Schluck Wein und blickte zur Decke. »Großes Ereignis. Yachten aus der ganzen Welt nehmen daran teil. Eine wirklich große Veranstaltung am Ende der Yachtsaison. Jedenfalls haben die, weil ihnen keine andere Methode einfiel, die oberen Dienstgrade aus den Kapitänen ausgewählt, die beim Rennen im letzten Jahr am besten abgeschnitten hatten. Draskovich war die Nummer eins, der Mann kann wirklich segeln. Kabadda war, wenn ich mich richtig erinnere, um eine Nasenlänge Zweiter. Et cetera.«
»Ist ja großartig«, grinste Edmund. »Und ich nehme an, mit dem Rest der Rangstufen haben sie es genauso gemacht? «
»O ja«, nickte Chang. »Wenn die
Weitere Kostenlose Bücher