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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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feststellen, daß er, was die Kunst des Lügens anging, ziemlich aus der Übung war. Die Nanowichte zuckten gequält zusammen.
    »Und … äh … haben der Herr dabei an etwas Besonderes gedacht?« gackerte Strappado sarkastisch. »Oder spazierst du immer mal einfach so in einen Hochsicherheitstrakt?« Er schwang den Schürhaken mit höchst einvernehmender Eleganz.
    »Ich bin nicht einfach hereinspaziert … Ich … also, das Fenster ist mir … es hat sich einfach aus der Verankerung …«
    »Was?«
    »Eben! Nicht gerade Hochsicherheitsstandard, oder?«
    »Was verstehst du schon von Hochsicherheits …« Überwachtmeister Strappado stellte unvermittelt sein Gebelfer ein, biß sich auf die Lippen und lief puterrot an. War es möglich, daß er jemanden vor sich hatte, der das Recht hatte, seine Sicherheitsmaßnahmen kritisch zu bewerten? Wenn man bedachte, wie leicht es ihm gefallen war, die Gitterstäbe aus den meterdicken Mauern zu lösen! Wieso hatte er gewußt, wo der wertvollste Teil der magischen Schmuggelware eingelagert war? Das alles ließ nur den einen Schluß zu: Der MAD steckte hinter der ganzen Angelegenheit.
    Was Strappado über die zwielichtigen Machenschaften des MAD wußte, das waren allenfalls vage Gerüchte, war lediglich Flüsterpropaganda. [15] Vielleicht war es ja möglich, daß er, ohne das beabsichtigt zu haben, in eine investigative Unternehmung des MAD involviert war? Schnell versteckte er den glutroten Schürhaken und grinste betreten.
    »Tschulligung, war nicht als Kritik gemeint«, winselte er kleinlaut und starrte auf seine Zehen. »Sehen Sie sich in aller Ruhe um. Und wenn Sie etwas wünschen: Es wäre mir eine große Freude, wenn ich Ihnen behilflich sein könnte. MAD-Kontrolleure, die sich für unser Sicherheitssystem interessieren, sind uns jederzeit herzlich willkommen.«
    Quintzi starrte ihn verdutzt an, der plötzliche Stimmungsumschwung verwirrte ihn. Aber weil er noch nie lange überlegte hatte, wenn ihm die Chance seines Lebens geboten wurde, überlegte er auch jetzt nicht lange, grinste und zeigte auf die schimmernde Kugel, die ganz oben auf dem thaumaren Schutthaufen lag.
    »Schluß jetzt mit der Kriecherei! Hol mir das Ding da oben runter«, kommandierte Quintzi, der sich nicht ganz sicher war, ob er die Situation richtig eingeschätzt hatte. Strappado aber atmete erleichtert auf, ließ auf der Stelle den Schürhaken fallen, kraxelte umgehend den Haufen hinauf und überreichte dem Axolotianer, den er wegen seines Stils bewunderte, die Kristallkugel. Jetzt wußte er, was er zu tun hatte. Es konnte sich nur um eine große Sache handeln, und er, Strappado, mußte die ganze Aktion genau beobachten, um herauszufinden, was der MAD wollte.
    »Handelt sich wohl um wichtiges Beweismaterial, he?« flüsterte Strappado verschwörerisch. »Um irgendwelche Spuren, was? Unentbehrliche Information zur Ergreifung dieser miesen, widerlichen Zaubererbande, hmmmm?« Strappado wußte, seit längerem wurde davon gemunkelt, daß ein harter Konkurrenzkampf ausgebrochen sei zwischen dem antimagischen MAD und dem anmaßenden, magiesüchtigen Gesindel, für das von Amts wegen er und seine Leute zuständig waren.
    Quintzi schwirrte der Kopf. »Magie?« flüsterte er tonlos.
    Strappado blickte sich nervös um, versicherte sich noch einmal, daß keine unerwünschten Lauscher anwesend waren. »Entschuldigung. Muß alles ganz geheim bleiben, stimmt’s? Heikle Angelegenheit, oder?«
    »Sehr … äh … heikel.« Quintzi schauderte. Einmal, weil er sich erinnerte, was passiert, wenn eine Kristallkugel auf einen harten Fußboden fällt; zum andern, weil er kein Wort verstand von dem, was der Überwachtmeister an ihn hinschwätzte.
    »Ich könnt Ihnen da durchaus behilflich sein«, schwadronierte Strappado. »So undercovermäßig, mein ich. Observieren, auskundschaften, so was – bei meiner Kenntnis der lokalen Gegebenheiten überhaupt kein Problem. Sie brauchen’s mir nur zu sagen. Eigentlich hab ich ja schon angefangen, diese Trottel einzubuchten, diese Stinkstiefel! Ich mach das gern für Sie. Werd Ihnen auch keine Überstunden berechnen. Wär mir eine Ehre, diese verdammte Bande auszumerzen, die nichts andres im Kopf hat als Magie, ein für allemal …«
    Plötzlich hörte Quintzi ein Klopfen im Kopf. Das Geräusch übertönte die hitzigen Tiraden des Überwachtmeisters. »Sag Ja!« zirpte sein Bluffocampus aufgeregt. »Sag endlich Ja!«
    »Ja«, grunzte Quintzi und schüttelte den Kopf.
    Strappado

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