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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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der Eröffnung von Monty Harlohs Spielkasino mit Restaurationsbetrieb noch nie gegeben hatte: Nirgendwo wurde eine Karte aufgedeckt, nicht ein Bier wurde ausgeschenkt und kein einziges Steak gegrillt.
    Harloh taumelte beim Anblick dieser Szene, ihm wurde schwindlig, als er begriff, daß im Augenblick keinem der anwesenden Gäste Geld aus der Tasche gezogen wurde. Dagegen mußte etwas unternommen werden.
    »Was ist hier eigentlich los …?« Er brüllte, obwohl es verhältnismäßig ruhig war, weil die Räder des Roulettes stillstanden, weil kein Würfelbecher klapperte.
    »Hübschen Laden hab’n Sie da.« Quintzi grinste sadistisch. »Jede Menge Kundschaft. Große Sache. Scheint sich zu lohnen.«
    »Ist das Ihr Werk?«
    »Moi? Ich wollte nur in Ruhe etwas trinken, und dann … tja, dann ist etwas passiert«, säuselte Quintzi und spielte den Unschuldigen. »Scheint so, als hätten ein paar von Ihren redseligeren Kunden bösartige Gerüchte über mich und meine … äh … Fähigkeiten verbreitet.«
    »Und was sollen das für Fähigkeiten sein?« knurrte Harloh. Er wurde das ungute Gefühl nicht los, daß er die Antwort bereits kannte.
    »Och, nichts Großartiges«, sagte Quintzi leichthin und nahm einen Schluck Bier. »Ich verfüge lediglich über die phantastische Gabe, meine Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen; über die Gabe der … äh … Selbstverwirklichung gewissermaßen.«
    Ein erschrockenes Raunen lief durch den Raum, in dem es totenstill geworden war, und brachte einen gewissen Zock empfindlich aus dem Konzept, der immer noch angespannt und hochkonzentriert seinen Gegner anstarrte.
    »Sie wissen doch, was ich brauche, damit ich wirkliche Erfüllung in meinem Leben finden kann, nicht wahr?« plauderte Quintzi weiter und zog lässig eine eingelegte Schattenmorelle von einem dünnen Spießchen. »Nichts weiter als einen Riesenhaufen Geld, und den auf der Stelle und ohne mich erst lange mit solchen Unannehmlichkeiten wie ›Arbeit‹ herumplagen zu müssen.«
    »Haha! Und das ist alles?« Monty Harloh lachte brüllend. Die anwesenden Gäste waren schockiert, sie hatten gehört, wozu der Meister der Self-fulfilling prophecy imstande war, wenn er nicht bekam, was er wollte. Es war also vermutlich nicht sehr klug, ihn zu verärgern. Der eine oder andere von den etwas ängstlicheren Glückspielern verdrückte sich langsam in Richtung Ausgang.
    Quintzis Gesicht wetterleuchtete wütend. »Ja, das ist alles. Nicht sehr viel für jemanden wie Sie, der passenderweise im großen und ganzen entsprechend ausgestattet ist.«
    »Aber ich habe dafür auch gearbeitet!« protestierte Harloh und breitete weit die Arme aus, als wolle er sein Imperium umfassen. »Mit meinen Händen habe ich das alles aufgebaut …«
    »Ahm …«, hüstelte Quintzi und bekundete auf diese Weise leise Zweifel. »Wirklich mit Ihren eigenen Pfoten?«
    »Ja nun, bildlich gesprochen, natürlich«, gab Harloh zu. »Sie nehmen doch nicht ernsthaft an, daß ich mir die Flossen mit Ziegelsteinen und Mörtel dreckig mache, oder?«
    »Ts, ts – selbstverständlich nicht«, versicherte Quintzi heuchlerisch und fuhr noch im selben Augenblick auf Harloh los und fixierte ihn mit einem eiskalten, drohenden Blick. »Genausowenig wie Sie ernsthaft annähmen, daß mir nichts anderes übrigbleibt, als die Prophezeiung auszusprechen, dieser Bau werde einstürzen und Ihnen um die Ohren fliegen, wenn Sie mich nicht mit – sagen wir mal – fünfundzwanzig Prozent an dem Gewinn beteiligen, denn Sie hier machen.«
    »Was?« gluckste Harloh belustigt. Ganz schön dreist, dieser alte Zausel. »Fünfundzwanzig Prozent sind vielleicht ein bißchen happig …« Er gab sich den Anschein, als dächte er über ein ernstgemeintes Angebot nach. »Ich hätte da an eine etwas niedrigere Zahl gedacht. An eine hübsche runde Zahl. An die Null!« Er lachte dröhnend über sein mattes Witzchen. Niemand lachte mit.
    Doz Ysher, der genau hinter ihm stand, zitterte. Er erinnerte sich noch sehr, sehr deutlich, was sich in seinem Wettforum ereignet hatte.
    »Nehmen Sie an«, flüsterte er. »Akzeptieren Sie! Alles, was er verlangt!«
    »Sind Sie verrückt?« fauchte ihn Harloh an. »Was soll denn dieser jämmerliche Arthritiker schon groß anstellen? Mit dem Krückstock auf die Grundmauern losgehen? Kann mir nicht vorstellen, daß er damit großen Schaden anrichtet.«
    »Ich … Ich weiß, was er anrichten kann!« heulte Doz Ysher und zupfte Harloh am Ärmel. Er hatte die Augen weit

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