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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Hexenhammer.
    Eigentlich enttäuschend, sinnierte er und schlürfte den Schaum auf dem Bierkrug weg, wie schnell sich die Wirkung des Thaumaglobins verflüchtigt hatte. Von einer Sekunde auf die andere war er zu seiner gewohnten Erscheinungsform zurückgekehrt und spürte jetzt die allzu vertrauten scheußlichen Schmerzen in den Gelenken wieder. Und trotzdem gab es da einen schwachen Silberstreif am Horizont, der ihn optimistisch stimmte: Er hatte ja nur zwei Tropfen genommen … Wer konnte schon sagen, was passieren würde, wenn ein paar Dutzend Tröpfchen im Körper herumsausten?
    Und als ihm diese Überlegungen durch den Kopf schwirrten, als er die phantastischen Möglichkeiten einer Zukunft ohne Arthritis bedachte, da gluckste er böse vor sich und genehmigte sich gierig den nächsten Schluck.
    »Interessiert sich der Herr für unser Unterhaltungsangebot?« fragte der Barmann und ließ gewinnend die Zähne aufblitzen.
    »Hä?« krächzte Quintzi konfus. »Was? Welches Unterhaltungsangebot?«
    Der Barmann zeigte auf die vielen mit grünem Tuch bezogenen Tische, die unter tiefhängenden Lampe und in verrauchten Nischen standen, wies mit einer weitausholenden Bewegung auf eine Schar liebenswürdiger Schönheiten hin, die bei Aushändigung der Spielgewinne gern bereit waren, ein wenig Oberschenkel zu zeigen. Oder auch mehr. »Wir sind berühmt für unsere Spieltische und unsere Nach-Tisch-Gastlichkeit. Sie werden nirgendwo in Guldenburg eine größere Spieleauswahl finden; wir bieten Ihnen Fünferpack-Schnippschnapp, Siebzehnundvier mit dreizehn Karten und daneben, die Spezialität unseres Hauses: Quartettspi …«
    Quintzi fielen beim Anblick der Geldhaufen, die auf den unzähligen Tischen lagen, beinahe die Augen aus dem Kopf. Und schon kam im ein Gedanke.
    »Ja«, grinste er in sich hinein, während in seinem Kopf eine Unzahl sinistrer Gedanken eine Verbindung eingingen, die beinahe einen ›Plan‹ ergab. Er blickte den Barmann an, steckte mit boshafter Lässigkeit den Finger ins linke Ohr, rüttelte und sagte: »Ich werde von Ihrem Angebot … äh … Gebrauch machen. Holen Sie mir den Boß.« Und dann grinste er auf eine Art und Weise, die auch dem Großen Weißen Hai nicht schlecht gestanden hätte.
    »Äh … Señor Harloh ist beschäftigt …«, lächelte der Barmann und zupfte ein wenig verunsichert seinen Servierkittel zurecht.
    »Holen Sie ihn her.« Quintzi blieb hartnäckig. Er starrte die strahlendweißen Zähne des Barmanns an. »Wenn Sie ihn nicht gleich holen, werden Sie unerträgliche Zahnschmerzen bekommen«, sagte er drohend. Dann blitzte es kurz auf, und drei funkelnde Lichtlein flitzten aus seinem Ohr.
    »Zahnschmerzen? Meine Zähne sind in Ordnung«, grinste der Barmann. »Das müssen sie auch sein. Daß ich diese ausgezeichnete Stellung habe, das verdanke ich eigentlich meinen blendendweißen Zähnen und meinem strahlenden Lächeln.«
    »Im Augenblick, in diesem so kostbaren, vergänglichen Moment, sind Ihre perlweißen Beißerchen absolut perfekt«, sagte Quintzi mit einem Hauch lässiger Bösartigkeit. »Aber haben Sie schon einmal daran gedacht, was einmal aus ihnen werden könnte?«
    »Ja sicher. Deswegen putzte ich sie ja auch regelmäßig mit Zahnseide. Die halten noch Jahre.«
    »Jahre? Ha! Ich dachte da eher an kürzere Zeitabschnitte. An dreißig Sekunden zum Beispiel, hmmm? Sind Sie sich absolut sicher, daß Sie noch lange hier stehenbleiben und nichts unternehmen werden, um Ihren Señor Harloh von dem wegzulocken, womit er angeblich beschäftigt ist? Sind Sie wirklich davon überzeugt, daß Sie in dreißig Sekunden nicht glauben werden, Ihre Nervenwurzeln würden von ausgehungerten Bestien angenagt?«
    »Wie viele haben Sie eigentlich schon intus?« grinste der Barmann, der keine Ahnung hatte, was Quintzi wollte. Dann kicherte er ein wenig und tat so, als hätte er die Pointe eines matten Witzes kapiert. »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich fast meinen, Sie wollen mir drohen.«
    Ein Raubtierlächeln trat auf Quintzis Gesicht. »Wenn Sie’s nicht besser wüßten, meinen Sie?« fragte er herablassend. »Sie wissen wohl immer alles besser, hmmm? Sie sind sich auch absolut sicher, daß es völlig ausgeschlossen ist, daß Sie urplötzlich und unabänderlich rasende Zahnschmerzen bekommen, die so lange anhalten werden, bis Sie mir den Boß geholt haben?«
    »Absolut sicher«, grinste der Barmann und blitzte ihn makellos weiß an. Er kannte solche Situationen. Mit heftiger

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