Die Nanowichte
Hinweise gibt, was dessen gegenwärtigen Verbleib angeht, wissen Sie …?«
»Und? Kommen Sie endlich zur Sache! Haben Sie etwas gefunden?«
»Äh … Matsch, Kommandant.«
Der Kommandant stieß ein Geräusch aus, das von tief unten aus der Kehle kam. Genau jenes Geräusch, das üblicherweise ankündigte, daß jeder in seiner unmittelbaren Umgebung Anwesende erhebliche Unannehmlichkeiten zu gewärtigen hatte.
Der Observationstechniker schluckte erschrocken. Der Kommandant war wohl nicht so tief beeindruckt, wie er gehofft hatte. »M … Matsch, Kommandant. Der Rückstand, der nach erfolgtem Destillationsvorgang im Destillierkolben des Hextirpators zurückbleibt.«
»Und?«
»Nun, ich … äh … habe das Volumen des gereinigten Thaumaglobinextrakts taxiert und dieses mit dem Volumen der verbliebenen Rückstandsmenge verglichen, Kommandant.«
»Prima! Ausgezeichnet!« knurrte der Kommandant. »Ich weiß nur immer noch nicht, was das Ganze soll.«
»Ahm, ja. Und dann habe ich dieses Gesicht da gesehen, verstehen Sie?« Er ging auf die Passage mit der Leiche im Sack zurück, holte das runzlige bleiche Gesicht mit Zoomeinstellung nahe heran und stellte das Bild scharf.
Der Kommandant zuckte angewidert zusammen und sah zur Seite.
Der Observationstechniker fuhr mit seinen Erläuterungen fort: »… und da wollte ich wissen, wieviel Flüssigkeit wohl nötig wäre, um den da wieder in den Normalzustand zurückzuversetzen. Sie verstehen? Also: Hier drinnen ist der geschätzte Prozentgehalt des Flüssigextrakts aus den Pilzen« – er wedelte fröhlich mit einem Kuvert – »und hier der aus der Leiche im Sack. Wollen Sie einen Blick darauf werfen?«
Der Kommandant schnappte sich die Kuverts und riß sie auf. Mit regem Desinteresse starrte er auf die zwei Ziffern. »Fünf Prozent und fünf Prozent«, grunzte er. »Wirklich umwerfend.«
»Aber … Aber verstehen Sie denn nicht?« fragte der Observationstechniker verzweifelt und wünschte beinahe, er hätte dieses Gespräch nie begonnen.
»Nein«, sagte der Kommandant rundheraus.
»Äh … der Prozentgehalt ist in beiden Flüssigextrakten der gleiche.«
»Das sehe ich.«
»Was wäre, wenn es sich um denselben Stoff handelte, der da extrahiert wurde? Und zwar mit demselben Instrument?«
Der Kommandant starrte noch einmal auf das verhutzelte Gesicht und wußte im selben Augenblick: Das war – ohne jeden Zweifel! – das Werk des Hextirpators!
»Machen Sie mir umgehend eine Verbindung mit Zhaminah!« brüllte er noch, stürmte aus dem Observationsraum und rannte in sein Büro.
Der Observationstechniker zitterte und schüttelte mißbilligend den Kopf. »Undank ist der Welt …«, brummelte er. »Ein kleines Dankeschön wäre durchaus angebracht gewesen.«
Das Herz des Kommandanten klopfte aufgeregt. Endlich war man dem Hextirpator auf der Spur! Die lange Zeit der Chancenungleichheit würde bald schon vorüber sein, und der MAD würde sich zurückholen, was ihm von jenem theurgischen Kuchen zustand, den sich die Magier vor langer Zeit unter den Nagel gerissen hatten.
Nie wieder sollte sich einer von diesen verdammten Zauberern seiner Verhaftung entziehen können, indem er kurzerhand in einer Wolke aus Lamettageflitter verschwand! Vorbei war die Zeit, da sich ein Magus um die Bezahlung der Parkgebühr drücken konnte, indem er seine Karre in einen Kanarienvogel verwandelte!
Nicht mehr lange, dann würde jeder über das gleiche thaumare Potential verfügen. Und wenn es einmal soweit war, dann wollte der MAD zeigen, wer wirklich Herr im Haus war!
Das harmonische Geklingel von etwas über dreißigtausend Silbergroschen hellte die Stimmung von Quintzi Cohatl auf wundersame Weise auf, als er mit knarzenden Gelenken den Weg auf den Hügel und zu seiner maßlos überteuerten Hütte hinaufkrauchte. Für einen schweren Fall von prophetischer Erpressung war das ›Monty-Harloh-Ding‹ (unter diesem Namen sollte es bald schon legendäre Berühmtheit erlangen) traumhaft gelaufen: kein Kapitalaufwand, kein ernsthafter Schaden, plus ein Riesenhaufen unrechtmäßig eingeheimster Spielgewinne. Ganz zu schweigen von den paar Freibier, die der verängstigte Barmann freundlicherweise ausgegeben hatte.
»Huhu, meine kleinen Lieblinge!« rief Quintzi den Nanowichten zu, die es sich im Dunkel seines linken Ohrs gemütlich machten. »Was sind wir doch für ein Team! Mein Gehirn und eure Thaume: einfach brillant! Heute abend sollt ihr ein Festmahl bekommen, den ganz großen
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