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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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dabei«, mischte sich Doz Ysher ein. »Es war furchterregend. Fast so wie … wie Zauberei …«
    Strappado war augenblicklich hellwach. »Zauberei?« fiepste er und krallte sich an seinem Schreibtisch fest. »Sagten Sie Zauberei?«
    »Kann gar nichts anderes gewesen sein«, sagte Harloh. »Mit Zufall hat das nichts zu tun. Das können Sie mir ruhig glauben. Ich kenn mich da aus – schließlich hängt mein gesamtes Vermögen vom Zufall ab.«
    Strappado schwirrte der Kopf. Aber er mußte nicht lange überlegen, die Sache war klar: Es handelte sich um eine Verschwörung, um ein schmutziges Komplott. Diese mysteriösen erpresserischen Aktivitäten hatten genau dann eingesetzt, als jemand aus den höchsten Kreisen, als dieser MAD-Agent begonnen hatte, hier herumzuschnüffeln … Das konnte unmöglich ein Zufall sein! Nein, diese beiden Sachen mußte man im Zusammenhang sehen! Es konnte sich nur um eine hochgeheime Operation handeln! Warum hätte man ihn sonst damit beauftragt, jeden in Guldenburg, der sich magisch betätigte, zu verhaften und zu verhören? Warum sonst?
    »Überlassen Sie die Sache mir!« sagte er arrogant. Der Versuchung, mit salbungsvollem Pathos zum Himmel zu zeigen, konnte er gerade noch widerstehen. »Ich erledige das.«
    »Freut mich zu hören«, sagte Harloh. Er wunderte sich ein wenig über den plötzlichen Diensteifer des Überwachtmeisters. »Brauchen Sie eine Täterbeschreibung?«
    »Ach nein, das wird nicht nötig sein.« Strappado grinste. Hoffentlich, dachte er, hoffentlich fragt jetzt bald einer: ›Aber warum denn nicht?‹.
    »Keine Täterbeschreibung?« Doz Ysher war perplex.
    Strappado grinste noch breiter und machte sich bereit, die Frage zu beantworten, die jetzt unweigerlich gleich kommen mußte, die Frage ›Aber warum denn nicht?‹. Wenn sie kam, wollte er unbeteiligt zum Himmel blicken und orakelhaft erklären, daß er ihre Unterstützung nicht mehr länger benötige; daß er mit Unterstützung von höchster, von allerhöchster Stelle rechnen könne … Das würde eine beispiellose Steigerung seines Souveränitätsquotienten bedeuten! Also los, jetzt fragt schon, irgendeiner von euch …!
    Er starrte Doz Ysher an und versuchte sich vorzustellen, was hinter dessen Stirn vorging. Sie wollen wirklich nicht, daß wir Ihnen eine Beschreibung des Täters liefern? murmelte er und bewegte fragend die Lippen: Aber …
    Frag schon! Strappado schob sich grinsend ein wenig näher an ihn heran. Mach endlich: Aber …
    »A … A … Aber gut, wenn Sie meinen«, sagte Doz Ysher endlich. »Ganz, wie Sie wollen.« Und damit machten die beiden wie einstudiert auf dem Absatz kehrt und ließen Strappado desillusioniert zurück.
     
    »Lassen Sie hören!« Der MAD-Kommandant, bekleidet mit einem mausgrauen Mantel und einem ebenso farblosen Kittel, fegte in den Observationsraum und baute sich vor seinem zitternden Untergebenen auf, der eine interessante und möglicherweise auch sehr nützliche Entdeckung gemeldet hatte.
    Ängstlich fummelte der Untergebene an diversen Knöpfen und Tasten herum, dann flackerte Licht auf, und ein geheimnisvolles Bild wurde sichtbar: ein Mann, der durch den schwarzen Schlick eines Bachbetts stapfte. Der Bildfokus wanderte nach unten und blieb auf einer riesigen Schulter liegen, die in einem Rollkragenpulli steckte und das ganze Format ausfüllte. Zwei Hände faßten nach unten, schlugen nach einem gefräßigen Vogel und lösten langsam die Verschnürung an einem schwarzen Sack. Die Schulter bebte, als ein verschrumpeltes bleiches Gesicht zum Vorschein kam. Der Sack wurde wieder verschnürt. Dann kippte das Bild. Ein schwarzer Schatten fiel über das Bild, es wackelte heftig und begann zu flackern, und schließlich war nur noch ein flirrendes Geflimmer zu sehen.
    Der Kommandant stieß einen klassischen MAD-Fluch aus und schlug mit theatralischem Pathos die Faust in die offene Hand. »Und warum soll das bitte schön für mich von Interesse sein? Erklären Sie mir das!« kommandierte er – so wie er es eben immer zu tun pflegte.
    »Nun … äh … Kommandant … das entspricht in etwa genau dem, was auch ich mir gedacht habe, als ich diese Bilder zum ersten Mal sah; und irgendwie konnte ich nicht umhin, mir den Kopf zu zerbrechen …«
    »Lassen Sie sich bloß nicht abhalten!«
    »Wie? Ach ja. Also, ich habe mir dann noch einmal etwas von dem Filmmaterial angesehen, das uns der Linser in Sachen Hextirpator übermittelt hat. Weil ich sehen wollte, ob es irgendwelche

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