Die Nanowichte
schon ähnlich, nur … nur damals, bei Monty Harloh, damals schien er um einiges älter gewesen zu sein …
»Wir könnten Ihnen helfen. Wir könnten Ihnen die Säcke tragen, könnten für Ihre öffentlichen Auftritte Plakate kleben, könnten als Rausschmeißer arbeiten …«
Quintzi wollte sich ausschütten vor Lachen, als er hörte, wie die Liste der Aufgaben und Pflichten, die eine ergebene Jüngerschar auf sich nehmen konnte, lang und länger wurde. Und hatte er zunächst noch gelacht, weil ihn dieses unerwartete Angebot belustigte, so lachte er (nachdem er begriffen hatte, was ihm da angeboten wurde) am Ende mit dämonisch böser Lust. Und das um so mehr, je stärker er von der Ekstase des Thaumaglobinrausches und von der Freude über einen arthritisfreien Körper erfaßt wurde. Zock schmierte Quintzi so lange Honig in so gewaltigen Portionen ums Maul, bis der allmählich wirklich glaubte, daß er, wenn er nun schon mal Prophet war, möglicherweise tatsächlich eine ergebene Gefolgschaft brauchte, die alles schluckte, was er an theurgischer Weisheit von sich geben würde.
»…auch mal eine Betstunde oder eine Andacht, wenn so was gewünscht sein sollte«, beendete Zock seine Aufzählung und blickte zu dem erstaunlich jugendlichen Mann auf. War es Einbildung, oder hatte er sich innerhalb der letzten Minuten tatsächlich verändert? War etwa das das Geheimnis des Meisters der Self-fulfilling Prophecy – das Geheimnis der ewigen Jugend?
Wieder war ein lautes Gurgeln aus der Scheune zu hören.
»Und soll für Sie dabei rausspringen, he?« schnarrte Quintzi herrisch, um die verräterischen Geräusche zu übertönen. »Mal abgesehen von dem Privileg, einem Propheten meines Kalibers dienen zu dürfen, versteht sich.« Er grinste spöttisch und polierte sich die Fingernägel an seinem Umhang.
»Ja … ja nun«, antwortete Zock nervös. Und eine ganze Schar verstörter, aber hoffnungsvoll nickender Jünger in spe stand ihm dabei zur Seite, die samt und sonders aus den diversen Spielhöllen von Guldenburg kamen. Zock holte tief Luft und schluckte. Jetzt, das wurde ihm klar, jetzt ging es um die Wurst. »Nachdem wir erleben durften, wie leicht es Ihnen fällt, innerhalb kürzester Zeit gewaltige Geldmengen zu beschaffen, möchten wir … äh … hätten wir … also haben wir an eine kleine … äh … Gewinnbeteiligung gedacht«, grinste Zock und dachte dabei an Säcke voll glänzender Silbergroschen, die alle ihm gehören würden. Und noch etwas ging ihm im Kopf herum und ließ ihn nicht mehr los: das leise, verheißungsvolle Plätschern eines Jungbrunnens.
Im Hintergrund hustete und keuchte Phobicus.
»Nette Idee, Jungs!« Quintzi lachte meckernd und zog die Tür zu. »Ich werd mal drüber nachdenken …«
»Moment, Moment!« bettelte Zock und klemmte blitzschnell den Fuß zwischen Tür und Schwelle.
Quintzi starrte den bleichen Phobicus an, die Hextirpatornadel an seinem Handgelenk …
»Überlegen Sie doch mal! Wir kennen uns hier bestens aus. Wir könnten Ihnen die besten Plätze für Prophezeiungen zeigen, und … und außerdem müßten Sie nie mehr diese schweren Geldsäcke schleppen«, bedrängte ihn Zock – ganz glühende Leidenschaft und flammende Inbrunst. »Das könnten wir für Sie tun. Alles täten wir!«
»Alles?« Quintzi grinste, ihm schwirrte der Kopf. Ein Funke purer Magie sprang knisternd von seiner Nasenspitze ab, landete auf dem Türschloß und verursachte einen schmerzhaften Kurzschluß.
»Äh … j … ja«, winselte Zock unsicher.
Und wieder leisteten ihm die anderen Jünger in spe Beistand, nickten mit den Köpfen und grinsten Quintzi erwartungsvoll an, so erwartungsvoll, wie ihn die Irrgläubigen im Großen Gemeindetempel von Axolotl nicht angegrinst hatten, als sie von einem unseligen Zwischenfall erfuhren, der ein paar Scheunen betraf.
»Wir wären doch ein perfektes Team, nicht wahr?« resümierte Zock. »Beide Seiten würden von dieser Kooperation profitieren. Na, was meinen Sie? Wie wär’s schon mal mit einer kleinen Andacht, he?«
Und in diesem Augenblick wurde Quintzis Widerstand vom bedenkenlosen Optimismus wie von einem aufgekratzten Spaniel überrannt und blieb demoliert auf dem Teppich liegen, der auf dem Weg in eine glänzende Zukunft ausgerollt war.
Es sah alles sehr gut aus für Quintzi. Insbesondere seine Zukunft.
»Also gut«, verkündete er. »Dann bekommt ihr jetzt eure erste Aufgabe!« Er schlurfte in der Scheune, kam kurz darauf wieder zurück und
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