Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
hmmm?«
    »Es handelt sich um Apathos’ jüngstes Projekt. Eine Sache von höchster Wichtigk …«
    »Das reicht! Mehr brauch ich gar nicht hören! Wann wäre ein Projekt von Apathos schon einmal nicht von höchster Wichtigkeit gewesen? Manchmal denke ich fast, unser technischer Hexenmeister hält sich für was Besseres! Aber solange er nicht da ist und sich weiß der Teufel wo herumtreibt, habe ich hier das Sagen! Du kümmerst dich jetzt um meinen Toaster! Das ist ein Befehl!« brüllte Praxx und lief unübersehbar rot an.
    Watt zuckte die Achseln. Befehl war Befehl! Er stiefelte durch das Labor, öffnete ein Schränkchen und nahm einen kleinen Schlüssel heraus. Dann spazierte er zur Rückwand, steckte den Schlüssel in ein Schloß, stieß die Tür zu einer Schleusenkammer zurück und kramte und stöberte dort drinnen herum. Dann nahm er einen großen schweren Schlüssel vom Schlüsselbrett, schlurfte an eine andere Wand, trat vor eine massive Tür und drehte grunzend den Schlüssel um. Die Tür schwang auf, und Watt war – endlich! – angekommen: Eine finstere Kammer lag hinter dieser Tür, die Wände waren mit Blei verkleidet, ein winziges, würfelförmiges schwarzes Kästchen stand in diesem Raum.
    Eine Black Box voller Nanowichte. Nanowichte: entfernte Verwandte der Wassernymphen und Waldgeister, mikroskopisch kleine Lichtpünktchen, die (was außerhalb des unterirdischen Stollen- und Tunnelsystems von Losa Llamas kaum einer wußte) technisch so außergewöhnlich firm waren, daß ihnen keiner von den anderen Elementargeister das Wasser reichen konnte. Apathos hatte sich davon überzeugen können: Während sich etwa Najaden damit begnügten, in stillen Teichen herumzuplanschen, liebten Nanowichte das Wildwasser und sausten über die gischtenden Stromschnellen multigigathaumstarker Potentiale; während Dryaden Monate damit zubrachten die Knospen von Bäumen zu päppeln und hätscheln, bis sie erblühten und Frucht trugen, rissen Nanowichte Elektronen aus Atomen, betörten mit ihrem Charme seltsame Quarks und besorgten die Umlagerung falsch verleimter Gluonen. Ein Nanowicht zur rechten Zeit, am rechten Ort – es gab nichts auf der Welt, was nützlicher gewesen wäre. Erst recht jetzt nicht mehr, nachdem es Apathos gelungen war, in ihr genetisches Make-up jene spezifische Sequenz einzubauen, die ihnen das Wohlwollen aller Märchenfeen sicherte. Damit gehörten all die komplizierten Instruktionen und Anweisungen, die einmal nötig gewesen waren, um die Nanowichte kooperativ zu stimmen, der Vergangenheit an. Jetzt reichte es, eines von diesen Kerlchen in ein kaputtes Thaumatron zu quetschen, den entsprechenden Wunsch zu äußern und … Bingo! Das war alles.
    Weswegen man sie auch mit einer Hochsicherheitsaura abschirmte und in einem dunklen Raum, in einer mit einem Dreifachschloß versperrten und mit Bleiplatten abgedichteten Kiste hielt. Ein einziger Konzentrationsfehler im falschen Moment, und … Allein die Götter hätten sagen können, was dann passieren mochte.
    Watt holte tief Luft, verbot sich jeden nicht zur Sache gehörenden Wunsch, schaltete die Abschirmaura ab und nahm das Kästchen vorsichtig an sich. Dann steckte er durch ein Loch im Deckel ein kleines Instrument, das einer Injektionsspritze ähnelte, zog langsam den Kolben auf und suchte jenes winzige Lichtpünktchen, das ihm verraten hätte, daß er einen erwischt hatte. Der Kolben war jetzt ganz aufgezogen, aber … Nichts! Watt kratzte sich verdutzt den Kopf, drückte den Kolben wieder nach unten und versuchte es ein zweites Mal.
    Es war ihm erst einmal passiert, daß er nicht gleich beim ersten Versuch einen Nanowicht erwischt hatte – damals, vor ein paar Jahren, als die gefährliche Hexenschußseuche gewütet hatte und ein großer Teil der Nanos dieser Epidemie zum Opfer gefallen war. Er schielte durch das Sichtfenster der Spritze … Nichts! Er hielt den Atem an. Irgend etwas war da nicht in Ordnung. Es mußten doch Nanowichte drin sein! Über dreihundert mindestens! Wo waren die denn hingekommen? Einen größeren Störfall mit dem Thaumatron hatte es nicht gegeben, davon hätte er schließlich gewußt. Die Lampen hätten sonst irgendwann verrückt gespielt, es waren immer die Lampen, die als erste den Geist aufgaben. Wie war es möglich, daß über dreihundert Nanowichte einfach weg waren?
    »Jetzt mach endlich! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!« fauchte Praxx, dessen rosinenbrotloser Magen ungeduldig knurrte.
    Watt zuckte die Achseln,

Weitere Kostenlose Bücher