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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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versengt! Und das ausgerechnet heute, wenn er die neue Marmelade probieren wollte!
    Aber das war das letzte Mal! Dafür wollte er schon sorgen!
    Wutschnaubend griff er sich das silberne Kästchen, klemmte es sich unter den Arm und stampfte aus seiner Höhle.
    Verdrossen vor sich hin maulend trampelte er durch unterirdische Korridore, kraxelte enge Wendeltreppen hinauf, sauste, ohne sich einmal zu irren, um unzählige Ecken und Kurven und sprengte dann mit einem Pantoffeltritt eine gewaltige Eichentür auf.
    Der Magierkollege im Laborkittel, der mit einem komplizierten Gewirr aus Drähten, Schnüren und Pentagrammpuffersteuerungen beschäftigt war, fuhr erschrocken hoch: »Morgen, Praxx …«
    Weiter kam er nicht. Praxx knallte den Toaster auf den Tisch, ging auf der Stelle – so als fürchtete er, das Ding sei lebendig – wieder auf Abstand und funkelte den Brotröster mit drohend gesträubten Augenbrauen böse an. »Er hat’s schon wieder gemacht!«
    »Was gemacht?« fragte Watt, der thaumaturgische Techniker.
    »Mein Rosinenbrötchen versengt!« schrie Praxx, der selbsternannte Chef in Sachen Losa Llamas. »Komplett verheizt und verbraten!«
    »Ou, schlimm«, meinte Watt verständnisvoll und saugte schnalzend die Luft durch die Zähne.
    »Allerdings.« Praxx nickte mit dem Kopf. »Aber noch schlimmer ist, daß ich noch nicht gefrühstückt habe.«
    »Ein Jammer.«
    »Sag ich doch. Ich will mein Rosinenbrötchen«, quengelte Praxx und stampfte mit dem Fuß auf. Womit er, wegen seiner Pantoffeln, keine große Wirkung erzielte. »Was ist? Kannst du ihn reparieren? Mit diesen Nanodings oder sonst irgendwas – keine Ahnung, was ihr Burschen da so macht!«
    »Nanowichte«, korrigierte Watt. »Sicher kann ich das. Es dauert nur etwas.«
    »Und was ist mit meinem Frühstück? Ich will meine Rosinenbrötchen!«
    »Äh … nur zu! Hält dich doch keiner davon ab.«
    »Doch! Der Toaster!« blaffte Praxx aufgebracht. »Er ist hin! Deswegen bin ich doch hier!«
    »Es führen, wie man aus einer großen historischen Debatte zum Problem der Verkehrsanbindung weiß, viele Wege nach Rom. Analog dazu ließe sich sagen, daß es auch viele Möglichkeiten gibt, zu einem getoasteten Rosinenbrötchen zu kommen«, grunzte Watt. Dabei griff er hinter sich, nahm aus einem Regal ein Stück Draht und fing an, es zu verbiegen.
    Praxx sah ihn mürrisch an. »Verschiedene Möglichkeiten?« Er war verdutzt. »Unsinn. Getoastete Rosinenbrötchen gibt’s nur mit einem funktionierenden Toaster. Da beißt die Maus keinen Faden ab.«
    »Und was war, als es noch keine Thaumartoaster gab?« wollte Watt wissen und bog und knickte munter an seinem Draht herum.
    Praxx war vorübergehend um eine Antwort verlegen. Er hatte schon immer den einen oder anderen Thaumartoaster gehabt; oder jedenfalls schon so lange, daß er sich an eine Zeit ohne ein derartiges Gerät gar nicht erinnern konnte – von der unmittelbaren Gegenwart einmal abgesehen.
    »Hier: ein kleiner Tip!« Watt hielt sein fix zusammengehudeltes Fabrikat hoch: ein etwa ein Fuß langes Stück Draht mit drei Zinken. Praxx starrte das Ding finster an und raunzte abfällig.
    »Großartig! Bestimmt sehr hilfreich! Ein Messer wär vielleicht noch besser – wenn man Marmelade aufs Brot schmieren will!«
    »Eine Röstgabel.« Watt grinste affektiert und reichte sie Praxx.
    »Verrückt. Und welche Zaubergesänge braucht man dafür? Moment, laß mich raten … Anrufung eines Elementargeists der dritten Heizstufe? Nein, jetzt hab ich’s: der siebten Stufe … Warum schüttelst du den Kopf?«
    »Nichts dergleichen. Keinerlei Magie.« Watt stöhnte.
    »Was? Keine Magie? Ein hauswirtschaftliches Gerät ohne Magie? Unmöglich, funktioniert nie!« schrie Praxx und warf die primitive Gabel weg, als hätte er ein Werk des Teufels angefaßt.
    »Damit kann man über dem offenen Feuer …«
    »Feuer sagst du? Vielleicht auch noch Zündschwamm und Schwefelhölzchen? Das ist absurd! Primitiv! Als nächstes kommst du möglicherweise noch mit dem Vorschlag, wir sollten wieder in Höhlen wohnen und Felle tragen!«
    Watt sah kurz auf den flauschigen Morgenmantel seines Kollegen, dann auf die Höhlenwand hinter ihm und konnte sich nur mit Mühe das Lachen verbeißen.
    »Nicht mit mir«, tobte Praxx. »Ich will, daß du meinen Toaster wieder in Gang bringst! Und zwar sofort!«
    »Aber ich hab zu tun! Meine Arbeit …«
    »Welche Arbeit? Was ist so wichtig, daß ich deswegen mein Frühstück entbehren soll,

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