Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
haben?«
    »Allerdings! Und zwar mit dir dran.« Strappado fuhr herum, hielt die Hände wie einen Trichter an den Mund und brüllte ein paar kurze Kommandos in die Nacht.
    Und schon stampften fünfzehn schwerbewaffnete und heftig gähnende Ordnungshüter des Amts für Natürliche Ordnung um die Ecke. Sie zogen schwere Lastkarren hinter sich her, warfen sich mit der Schulter gegen die Tür von Hausnummer 21-21b und sprengten sie mit viel Gestöhn auf.
    »Aber mir geht es nicht nur um Handschellendiebstahl!« knurrte Strappado. »Mir geht’s noch um etwas anderes, um etwas, das lange zurückliegt. Hexi: Der Name sagt dir doch was, oder? Scheckig, fünf Pfund schwer, auffällig schlappohrig?«
    In Intrancos Augen stand blankes Entsetzen. Kein Zweifel: Der Kerl, der ihn festgenommen hatte, war komplett wahnsinnig! Ein Besessener! Schon meinte er jenes unheilvolle dumpfe Geräusch zu hören, das immer dann zu hören ist, wenn eine Axt niedersaust. Eine Axt … Sie lag schon bereit, diese Axt, mußte nur noch geschliffen werden …
    »Äh … könnte ich vielleicht meinen Anwalt …?«
    »Seit zwei Jahren erlebe ich die Hölle auf Erden!« schrie Strappado. Er hörte überhaupt nicht darauf, was Intranco sagte; er war damit beschäftigt, sich eine ganze Litanei von brauchbaren Vorwürfen und Anschuldigungen auszudenken.
    Von seinem Platz auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah Quintzi Cohatl, wie Strappado nur wenige tumultuarische Minuten später den Magier fröhlich aus dem Warenhaus schleifte. Nachdem sich erst noch ein sehr unschöner Zwischenfall ereignet hatte: Durch einen Zufall war es Intranco gelungen, sich schnell davonzustehlen. Man hatte ihn also wieder einfangen müssen – was im Zuge einer lärmenden und erbarmungslos rabiaten Hetzjagd durch das ganze Gebäude auch gelungen war.
    »…und es ist ganz allein deine Schuld, daß meine Frau nicht mehr zu meckern aufhört! Wie konntest du es wagen, dich an ihr zu vergreifen, du magische Knattercharge? Unverantwortlich nenn ich so was, verdammt unverantwortlich! Kommst da einfach in meine Stammkneipe gestiefelt, verwandelst so mir nichts, dir erst recht nichts alle möglichen Leute und haust dann einfach wieder ab und kümmerst dich einen Dreck um jemanden wie mich, der plötzlich mit einer Frau dasitzt, die einen Heißhunger auf Matratzen hat! Nennst du das Unterhaltung?«
    »Was haben denn Matratzen damit zu tun?« Intranco zuckte zusammen. Sein Arm knackte, der Magier wurde mit einem fachmännisch angesetzten Halbnelson um die nächste Ecke geschleift.
    »Werd bloß nicht frech, Kleiner! Weißt du überhaupt, was eine Matratze kostet, he? Na, weißt du das? Eigentlich müßte ich jeden von euch wegen fahrlässiger und leichtfertiger Schwarzkünstlerei vom Fleck weg verhaften! Na ja, du hast jedenfalls zum letzten Mal auf der Bühne gestanden, Freundchen. Jetzt ist Schluß mit lustig! Und zwar für immer!«
    Beinahe im selben Moment rumpelte klappernd und klirrend der erste von den fünfzehn amtseigenen Schwerlastkarren aus dem Warenhaus, bis obenhin beladen mit magischen Bedarfsartikeln aller Art, mit Gläsern voller Zaubertränklein und Schachteln voller Pillen, mit Zauberstäben und magischen Büchern und Sprüchesammlungen. Quintzi fielen vor Schreck die Augen aus dem Kopf, als er den fünfzehnten Lastkarren vorbei und die Leimergasse hinunterrumpeln sah, als er auf der hochgetürmten Ladung ganz deutlich etwas glitzern sah: eine Kristallkugel. Die letzte Kristallkugel.
    »Wo bringen die das Zeug hin?« schrie er verzweifelt, als mit dem letzten Karren jede Hoffnung auf eine bessere Zukunft verschwand.
    »Hinter eine sehr große und sehr fest verriegelte Tür, nehm ich an«, klopfte Nimlet.
    »Aber … Das ist doch meine! Die brauch ich doch! Woher soll ich sonst wissen, was ich morgen wetten soll, wenn ich nicht weiß, wer den Grand Concours des Königreichs gewinnt?« jammerte er kläglich. »Ich bin ruiniert! Ruiniert!«
    Er hielt es nicht mehr aus. Meilenweit von zu Hause, beinahe ohne einen Groschen in der Tasche, erschöpft, arbeitslos und dann auch noch diese Stimmen im Kopf … Fünfundsechzig zu werden, das war, wie sich zeigte, alles andere als lustig.
    Und ganz so, als teilten sie diese Meinung, knickten jetzt seine Knie ein, Quintzi fiel, schüttelte den Kopf und heulte: »Ein Leben in Armut: Das ist meine Zukunft! Was muß ich denn noch alles erleiden?«
    Hilfsbereit und tröstlich, so wie man es von Wetter und Klima kennt, begann der

Weitere Kostenlose Bücher