Die Naschkatzen
die Spielkugel in Position für die Acht vor dem Eckloch brachte. Es war ein netter, einfacher Stoß, aber die einfachsten Stöße waren immer die besten, um seinen Glauben an seine körperliche Fähigkeiten und die Welt im Allgemeinen wiederherzustellen; und genau das brauchte er nun, denn das, was Zane gesagt hatte, entsprach vermutlich der Wahrheit. Alles, was so leicht überprüfbar war, musste wahr sein. Abgesehen davon, dass Sophie ihn anlog. Das war nicht ihre Art.
Klar, das dachte vermutlich jeder Kerl auf der Welt, der belogen wurde.
Phin kreidete das Leder seines Queue ein und bückte sich, um die Acht einzulochen, als Zane sagte: »Also werden Sie die Dreharbeiten stoppen?«
Phin versenkte die Acht in der Seitentasche. »Nein«, erwiderte er und richtete sich auf. »So, das wär‘s dann. Sie dürfen jetzt gehen.«
»Ich denke nur an Ihre Familie«, fuhr Zane unbeirrt fort. »Mit Familie kenne ich mich aus, ich versuche gerade, meine eigene zu retten. Meine Frau -«
»Meiner Familie geht es gut«, unterbrach Phin ihn und stellte seinen Queue ab. »Auf Wiedersehen.«
»Ihrer Frau nicht. Sie ist tot.« Zane beugte sich vor. »Wissen Sie, die Polizeiberichte über ihren Tod sind ziemlich interessant. Noch ein bisschen mehr Nachforschungen, und ich habe die perfekte Geschichte für die Nachrichten. Und Sie hätten einen wirklichen Skandal.«
»Und Sie hätten eine ernsthafte Klage am Hals«, sagte Phin. »Der Tod meiner Frau war ein Unfall.«
»Der Polizeichef war der Vetter ihres Vaters, und der Untersuchungsrichter ist ein Verwandter Ihrer Mutter.« Zane legte seinen Queue auf den Billardtisch. »Sobald ich anfange, Nachforschungen anzustellen, haben Sie keine Chance mehr. Beschlagnahmen Sie dieses, Video, und schicken Sie Clea nach Hause, oder die Dempseys werden hier nicht die einzige Familie mit einer Strafakte bleiben.«
»Lassen Sie meine Familie aus dem Spiel«, sagte Phin, »oder ich werde Sie einen Kopf kürzer machen.«
Zane wich einen Schritt zurück. »Ich wusste schon immer, dass Frauen kluge Männer in Idioten verwandeln können.« Und suchte den Ausgang schneller, als er gekommen war.
Als Wes eine halbe Stunde später auftauchte, saß Phin auf der Veranda und bemühte sich immer noch, das Chaos in seinem Kopf zu ordnen, während sich am Himmel Blitze abzeichneten und in der Ferne der Donner grollte.
»Scheint so, als würden wir endlich Regen bekommen«, meinte Wes und ließ sich auf einen der Stühle fallen.
»Zane Black hat gerade versucht, mich zu erpressen, damit ich die Dreharbeiten beende. Er hat mich beschuldigt, Diane umgebracht zu haben.«
Wes zog die Augenbrauen zusammen. »Ziemlich dumm von ihm.«
»Außerdem hat er mir erzählt, dass Sophie mich anlügt und einen Porno dreht.«
»Meine Güte, stimmt das denn?«
»Ich weiß es nicht. Ich wurde gewarnt, mich von ihr fern zu halten.«
»Von ihrem Bruder?«
Phin nickte. »Und von dir, von meiner Mutter und jetzt von Zane.«
Wes seufzte. »Und so wie ich dich kenne, heißt das, du gehst heute Abend zur Taverne, um sie zu sehen.«
Wieder rumpelte ein Donner, diesmal näher.
»Klar«, gab Phin zu, »ich kann nicht anders.«
Sophie sah Phin nicht, als sie die Taverne betrat, aber als sie sich in dem dämmrigen Innenraum umschaute und die meisten der Gesichter erkannte, wurde ihr bewusst, dass sie in den letzten zehn Tagen zu einem Stammgast geworden war, ohne wirklich dazuzugehören. Es war so ähnlich wie mit Phin zusammen zu sein. Sie war zwar da und nahm teil an dem Geschehen, aber sie war kein Teil von ihm, niemand, den man seiner Tochter vorstellen oder zum Abendessen ausführen würde.
Sie ging zur Jukebox, während Garth ›Baton Rouge‹ sang. Ein wirklich gutes Lied, aber es erinnerte sie zu sehr an Temptation, wie es war, als sie hier angekommen war und wie es nach ihrer Abreise wieder sein würde. Sie begann, die Liste der Songs nach einem von Dusty zu durchsuchen, und nach einer Minute spürte sie, dass sich jemand zu ihr gesellt hatte.
»Ich habe auf dich gewartet«, sagte Phin, und bevor sie sich eines Besseren besinnen konnte, erwiderte sie: »Komm mir nicht zu nahe. Deine Mutter wird davon erfahren.« Sie wandte sich wieder der Jukebox zu.
»Vergiss meine Mutter«, sagte Phin. »Würdest du mich bitte mal eine Minute ansehen? Denn eigentlich müsste ich hier derjenige sein, der sauer ist. In Zukunft würde ich es zu schätzen wissen, wenn du mir persönlich eine Abfuhr erteilst, anstatt deinen
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